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24. Das veite Land
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e und verkommene Fi¬
Gestank, der den griechischen Philosophen „vorschwebte“, als Begriffs“ nur von ephemerem Wert ist, als Spezialfall eines
führen kann, da stellt
sie ihren Schülern verboten, durch Bohnenfelder zu gehen.
tiert für diesen Herrn
gemäßigten Wiener Kurtisanentums.
Wie alle halbgebildeten Mediziner ist auch Schnitzler ein Ver¬
der Sexualbrunst; wenn
Urber das „Weite Land“ des „Dichters“ wollen wir uns
treter des alleroberflächlichsten und geistlosesten Materialismus.
buhlen können, kann er
nicht weiter aufhalten; es ist ein Stück der Schnitzler'schen
Alles ist ihm Spiel; nichts ist ihm ernst, alles täuscht, alles
ebt nur, wenn er die
Schablone. Der „Held“, ein ekler, vertrottelter Sexualist,
zerfließt, nichts ist gewiß. Das Leben genießen — was er
nd Heldinnen in per¬
der seine Frau betrügt und die Geliebten wechselt, wie die
unter Genuß versteht — vor nichts zurückschrecken, die Rosen
u lediglich „Geschlecht“,
Handschuhe, der vom Leben nichts anderes fordert, als Ge¬
pflücken, wo sie sich bieten, Frauen und Mädchen verbrauchen,
weiten Land“ läßt er
nuß, der sich zu seiner Frau dann wieder hingezogen fühlt, als
wo es geht —: denn wenn du es nicht tust, machts ein anderer.
auen) dreht sich alles,
diese femme de trente ans sich mit einem 18jährigen Kadetten
Das ist Philosophie dieses „Dichters“, ob er im Drama,
werke, oder Kunstwerke
verbuhlt — den er nebenbei im Duell erschießt, um nicht als
oder in der Bluette kommt. Dieser Herr Schnitzler — Dichter
Und das ist die künstle¬
der „Dumme“ zu erscheinen — und dann mit allen Frage¬
glaubt, so wie er die Welt in einem corrupten, ver¬
Schnitzlers. Das Weib
zeichen des psychologischen und dramatischen belastet, seinem
buhlten und verlotterten Wiener Börsen=Ausschnitt
das „illegitime“, immer
10jährigen Sohn in die Arme eilt, denn Herr Schnitzler
erlebte, so ist sie in Ganzen. Daß es daneben auch eine
rn, auch nicht das nor¬
kann diese Fragezeichen nicht lösen, weil er eben kein Dich¬
Welt der Arbeit, des ehrlichen Strebens, der Ideale, der
rhüllte Courtisane, die
ter ist. Wie der Held, sind auch die Nebenfiguren unsympathisch
Rechtschaffenheit und der legitimen, normalen Gefühle gibt,
eckte Jungfrau — an¬
und vertrottelt. Vom Tennisspiel zum ehebrecherischen Rendez¬
das weiß Herr Schnitzler nicht, oder vielmehr er will es
in der Schnitzler'schen
vous — zwischen diesen beiden Polen spielt sich die „Welt“
nicht wissen, denn um diese Welt mit ihrem unendlich „weiten
en, brünstig, liebestoll,
ab, in der die Schnitzler'schen Gestalten vegetieren. Im ganzen
Land“ — der Seele — zu gestalten, in ihnen die Mächte
Männer sind gehörnt
ist das Stück — dramatisch betrachtet
— langweilig, flach,
und Kräfte abzuwägen, in ihr Brunst von Kraft, schmutziges
nd pervers, lieben ihre
uninteressant. Nur die feinere Sprache hebt das Werk¬
Genießen von Frohsinn und Freude zu unterscheiden, aus dem
der sehen brünstig zu,
formal — über den vulgären Schwank.
Schlagschatten des Negativen die Kraft der Lichtquelle zu
die andere wandern.
Die Aufführung traf den Ton nicht. Herr Junker mit
definieren — dazu muß man ein wirklicher Dichter
und so mag er wohl
seiner scharfen, norddeutschen, analysierenden Sprechweise
sein —; da ist es mit frechen Antithesen, feuilletonistischen
Sexual=Pathologischen
für viele Stücke eine unbezahlbare Tugend — kann diesen!
Wendungen, mit der Vorführung einer zusammengelaufenen
en. Die führt er uns
Wiener Lebemann nicht überzeugend darstellen. Dieser Don
Herde von feilen Weibern, vertrottelten Männern und Wiener
dazu auf Veranlassung
Juan muß weich, fast weibisch sein, in Blick, Miene und Hal¬
Don Juans nicht getan. Herr Schnitzler ist kein Dichter. Seine
50. Geburtstag Hurra
tung Charme besitzen. Von all diesen Sachen hat Herr Junker?
„Welt“ interessiert uns nicht, denn es ist die Halb¬
eregenme
nichts. Daß er in seiner Art bedeutend war, braucht nichts
welt in jeder Beziehung, im moralischen, im geistigen, im
Schandliteratur ist es,
besonders gesagt zu werden. Auch die übrigen Darsteller trafen##
sozialen. Man muß schon ein deutscher Theaterleiter sein,
wie „Reigen“ gehört
den Wiener Ton nicht; Frau Remolt schon gar nicht. Einzig
um in Herrn Schnitzler einen Dichter zu sehen. Seine einzige
len seinen Werken tritt
und allein Frl. Rossi wußte ihre „Frau Wahl“ auf den
Leistung besteht in der Schaffung des Christinentyps, in der
die Füße der sexuellen
A. R.
Grundton des Stückes zu stimmen.
„Liebelei“; aber auch diesem Typ kommt kein dauernder litera¬
diesen Figuren aus, ein rischer Wert zu, weil die Darstellung des „Süßen=Mädel¬