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W
sollte, kamen vom Wiener Burgtheater.
litte
der letzten Akte noch fester gepackt, denn
Das erweckte große Hoffnungen und —
zuvor.
inn
der rauschende Beifall, der durch das Haus
Das Stück erregte gestern bei dem ver¬
dröhnte, bewies, daß sie erfüllt wurden.
ständnisinnnigen Elite=Publikum inten¬
Was zunächst das Stück betrifft, so
sivstes Interesse, nicht nur an und für
mit
kann man den Eindruck dahin zusammen=sich, sondern weil seine bedeutendste Ge¬
Bre
fassen, daß wohl noch nie ein Drama des stalt von Arnold Korff verkörpert wurde.
zwi
eminenten literarischen Wiener Arztes das
In ihm hat das Irving Plate Theater
Ape
New Yorker Publikum so gepackt und er einen Menschendarsteller von P##egen¬
und
schütiert hat, wie gestern seine neue, eben¬
artigen Physiognomie gewonnen, wie sie
falls sozusagen aus dem Burgtheater im¬
den
vielleicht dort noch Keiner gehabt. Zu¬
W.
portirte Tragikomödie „Das weite Land“.
nächst — glei chauf den erstln Beick —
käm
Schnitzler's „Weites Land“ ist, wie einer
einen Künstler. der Maske zu machen, der
seiner Charaktere in dem natürlich flie¬
gehi
mit den äußerlichen Mitteln des Portrait¬
ßenden und dabei so merkwürdig fein ge¬
malers zu arbeiten versteht, Rasß- in
siebten Dialog des Stückes gerade nur
den Augen etwas unstät Flackerndes, ele¬
leichthin erklärt, des Dichters Ausblick
gant, vornehm, lebensvoll, dazu ein Mie¬
in die seelischen Erlebnisse. Ein Land
nen= und Geberdenspiel, das nicht nur den
der unbegrenzten Möglichkeiten, wie sie
Hüb
großen dämonischen Zug des Charakter¬
Charakter, Laune und Stimmung schaf¬
festhielt, sondern jede Regung wundersam
bekan
fen. Fast ein Zufallsspiel und doch nach
kündete. Ein Blick, ein Tonfall und man
ehernen Gesetzen sich aus verwickelter
sah in einen Abgrund, ein paar leichte Be¬
Charakterveranlagung, aus allen Unter¬
wegungen, und der oberflächlich liebens¬
strömungen des Milieus ergebend. „Wer
würdige, ein wenig geistreichelnde Welt¬
Wie
kann es wissen, wohin, man gleitet wei¬
mann war wieder da. Dazu ein drama¬
Geschi¬
ter“ sagt Schnitzler's Geldin an einer
tisches Temperament ersten Ranges und Freder
Stelle. Aber weder sie, noch der um Vie¬
das intimste Verständnis für Dialogwir= Ave. b
les komplizirtere Held könnte in anderer
kung, das gerade bei Schnitzler so viel Burkhe
Richtung gleiten, als in der vom Vor¬
Vollwerth der Nuance enthält. Nicht
Monat
gang und ihren inneren Drang bestimm¬
einen Augenblick der Eindruck von Schau¬
ten. Sie gleiten im lustigen Schaum der
ausneh.
spielerei, man sah ihn, man erlebte ihn,
Strömung der echt Wiener Lebewelt
Jahre (
man sog ihn ein. Ein Stück Natur in
scheinbar von einem Vergnügen, von einer
geruch
einem Charakter, der das Produkt einer
Begierde zur anderen. Und tief unten
Händer
überraffinirten Kultur bedeutet. Dies
im verborgenen Dunkel ihrer Seele wir¬
Boden
Debut wird man so leicht nicht vergessen.
beln Grauen erregend die Stromschnel¬
im S.
Fast ebenso bedeutend scheint Herr Korff
len, die sie fassen und zerbrechen ... Es
Fenster
als Regisseur zu sein. Die geschmackvolle
ist fast unheimlich, wie der Dichter das
das 2
Inszenirung hat Direktor Christians sich
Alles aus kleinen Rinnsalen natürlich an¬
wachte
etwas kosten lassen, und in der Stimmung,
schwellen läßt zu einer ganzen Sturm¬
es sei
die der Regisseur auslöste, wehte Burg¬
fluth von dramatischer Wirkung...
seit W
theaterluft. Kein Wunder, daß sich da al¬
angegi
Sein „Friedrich Hofreiter, Fabrikant“
lerlei bisher Unentwickeltes entfaltet hat.
Her
ist vielleicht nicht mehr und nicht weniger
Vor allen Frau Rub=Foerster, welche die
als der typische, moderne Herrenmensch,
junge Frau spielte. Die hervorragendste
lichkeit
der sich in seinen polygamen Neigungen
Rolle, die sie je gehabt, spielte sie, wie
Erst
auslebt. Von Vielen Einer. Einer, der
zuvor eine. Sie sah ungemein hübsch aus
Bursdh
mit beiden Füßen und mit der ganzen
in eleganten Toiletten, hatte Haltung,
Ripper
Kraft des mit Vierzig noch immer jugend¬
dramatische Kraft und Finesse. Kurzum
drohen
lich heischenden Sinne mitten im Leben
gab in dem Part eine vollwerthige Lei¬
war.
steht. Als vielbeschäftigter Großkauf¬
stung.
junge
mann, wie man gerade erfährt; als Löwe
Frl. Iphigenie Buchmann, die ihre
schen
der Gesellschaft, der mit dem Dasein und
Rolle mit Korff am Burgtheater gespielt
ist übe
mit Frauenherzen spielt, wie man beob¬
hatte, gab das leichtblütige Wiener Mä¬
heraus
achtet; als Mann von unter der spieleri¬
del. Sie ist eine schwarzhaarige, liebrei¬
mit der
schen Oberfläche heiß wallender Gefühls¬
zende Erscheinung, hat Temperament und
leine
leidenschaft, wie man es schaudernd erlebt.
Jugendfrische. Jung in ihrer ganzen Ma¬
Knebel¬
Schaudernd, denn dieser Herzenknicker
nier, was dem Part und ihr trefflich zu
eine S
trägt seine gewaltige Tragik in sich: er
Gesicht steht.
war.
liebt trotzalledem seine Frau, liebt sie mit
Den Marineleutnant machte Herr Un¬
darauf
der ganzen unsinnigen Leidenschaft der Ei¬
terkircher. Auch er vermochte das verfüh¬
mit Ge¬
fersucht, die mit Eifer die grundlose
rerisch junge Aussehen seiner einundzwan¬
hat. M
Selbstqual sucht. Und kann es doch da¬
zig Lenze dafür einzusetzen und gab echt
halten I.
bei nicht lassen, seinen Don Juan=Gelüsten
Knabenhaftes in sympathischer Charak¬
befinde
zu fröhnen. Stolz, verführerisch, innerlich
teristik hinzu.
ihr He¬
zerrissen, unstät; jede Handlung impusiv;
Auch sonst enthält das Stück eine Reihe
Elternhe¬
ist so, weil er muß. Nach außen ganz der
von ergiebigen, scharf umrissenen Rollen.
gestorber
liebenswürdige, leichtlebige Wiener ... Die hervorstechendsten, für die der Verfas¬
Spät
Das Alles erfährt man in dem wunder¬
ser förmlich um die Gunst des Publikums
die Poli
vollen ersten Akt, in dem der Schleier der
wirbt — die der Mutter des Marine¬
gefesselt
am kommenden Konflikt betheiligten See¬
leutnants und eines geradlinig wackeren,
selbst ge¬
len bereits gelüftet wird, wie es selten ei¬
dem Helden befreundeten Arztes — gaben
aber geg.
nem Autor schon im ersten Akt gelingt.
Grete Meyer und Herr Feist reichlich alles
da Mini
Auch sie, die verhältnißmäßig Einfachere,
Nöthige aus ihrem künstlerischen Vermö¬
Gefanger
Schlichtere lernt man schon ganz kennen.
gen. Andere größere Rollen brachten die
im Krieg
Sie liebt diesen Mann mit allen Fasern
Herren Robert, Matthaes, Rub, Schülz,
sammenb.
ihres Seins und klammert sich an ihn nur
Holznagel und Koppen und die Damen
um so fester, je höher er durch seine Es¬
Kierschner und Eben zur Geltung. Für
Regi
kayaden die große Scheidewand thürmt,
weitere Kreise interessant ist, daß gestern
Seinen
über welche ihr und sein heißes Liebesge¬
in dem Part eines Husarenleutnants, ein
Kampf. 3
fühl nicht hinwegschlagen können. Dabei Sohn des berühmten Pianisten Ferrucio
extra an
geschieht ganz wenig. Er offenbart sich,
Busoni als neuestes Mitglied des Iwving
Ressort h.
da er Aufschluß begehrt über den Selbst¬
Place Theaters zum ersten Male die
gistrar E.
mord eines berühmten Pianisten, der sich
Bühne betrat. Er ist ein hübscher, schlan¬
verloren,
wegen unerwiderter Liebe zu der jungen
ker, blonder, junger Mensch, dessen zu der
Albany I
Frau erschossen hat. Dämonisch wirkt er
Rolle passendes bescheidenes Wesen wohl
zu Gunst
schon in den ersten Auftritten; doch schon
Natur, noch nicht Kunst ist. Auch die rathes en
giebt man sich seinen Zauber gefangen.
kleinsten Partien waren bestens besetzt.
der unte
Im zweiten Akt findet man sich noch
Das Gesammtspiel machte dem feinsinni¬
damusbef
bessre in dem Milieu zurecht, wird man
gen Regisseur Ehre. Kurzum es mischte
Benedict
eigentlich mit allen handelnden Personen
sich kein Mißion in den Vollklang dieses lyner S¬
so intim vertraut. Wiederum nur ein ein¬
ersten verheißungsvollen Erfolgs. Die
damusges
ziger, aber auch wiederum ein intensiver
Aufnahme der Vorstellung war daher eine
rufungs¬
Fortschritt der Handlung: Hofreiter kann
begeisterte.
Entscheid
gleider nicht vergessen das seiner! Heute sowie jeden folgenden Abend 8 gericht be
n