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Lili Darvas
spielt die Hauptrolle in der großen
Molnär-Premiere des Deutschen
Volkstheaters „Das unbekannte
Mädchen“
Nicht nur die modernste Lady Milford
der deutschen Bühne. Alles an ihr ist lady¬
like: Die kleinste Geste, das lächelnd leise
Wort, schmerzerfüllt diskret. Sie blieb im
unaufhaltsamen Aufstieg zur großen tra¬
gischen Darstellerin die eleganteste Frau

I

V
ihres Metiers. Takt ist das Gesetz ihres Ge¬
fühlslebens wie ihrer Erscheinung.
Als Salondame der Josefstadt mit Rein¬
hardt=Weihen erweiterte sie
dieses Fach
durch Natürlichkeit, durch Geschmack, durch
Seele. Der Fall war neu, einzigartig und
erfolgreich: Eine Weltdame des Theaters
von schmerzlichster Grazie, eine mondäne
Dulderin, eine Aristokratin bezaubernder
Leidensmienen. Als ihr Max Reinhardt die
Milford gab — in seiner denkwürdig
heroischen und doch so schlichten und strafsen
„Kabale=und=Liebe"=Inszenierung —, war
das Befremden groß. Das Format dieser
distinguiert zarten, oft ironisch sanften
Schauspielerin schien keineswegs monumen¬
tal genug, auch nur den Schiller=Ton zu
tragen, von der traditionellen Gebärde
knirschenden Jambenzorns ganz abgesehen.
Die Überraschung war so tief wie die Be¬
wunderung: Die Darvas war in der Tat
eine Milford, wie man sie noch nie gesehen
hatte: Leidenschaftlich ohne Aufwand, ganz
aus der Stille einer großen und einer sehr
noblen Bitterkeit. Sparsam in Ausdruck,
aber diese Sparsamkeit war mit drama¬
tischer Schlagkraft sozusagen bis an den
Rand geladen. Eine Märtyrerin ihres
eigenen Lebensekels, sehr klar, sehr klug,
sehr wissend, versöhnte sie dennoch mit
solcher Klarheit und Klugheit durch eine
fast verzeihungsvolle Milde.
Von da an füllte die Darvas jeden
Bühnensalon, den sie betrat, mit Persön¬
lichkeit. Als Maughams reizend süffisante
Victoria zog ihr Lächeln zauberhafte Kreise
empfindsamer Koketterie. Als Antoines
S
Szene aus dem zweiten Akt: Postamt
immer gewesen, sie vor aller Kleinlichkeit
ihrer Schicksalsrolle: als große Dame des
und Posiertheit des Handwerks zu be¬
Kummers, voll Eleganz der letzten Er¬
wahren. Strenge gegen sich und gegen die
schütterung. Jetzt hat ihre Heimatstadt
Möglichkeiten, Grenzen und Gesetze ihrer Budapest diese unsere Ahnung bestätigt.
Begabung bestimmten jedenfalls ihren
Und Lili Darvas als die größte Schmer¬
Weg. Diese Grenzen wurden weiter und
zens= und Herzensspielerin des ungarischen,
weiter. Es war einmal: Da spielte die
an Talent und Gefühlskraft so überreichen

Darvas
entzückend einfallsreich
Theaters gefeiert.
Geraldy, Fodor, Deval . .. Da wurden jene
Die tragische Darvas: Das ist der Ge¬
bescheiden espritvollen Szenen zu kleinen
winn dieser Entwicklung. Er wuchs aus
Dichtungen der Liebe, voll unausgesproche¬
einer ebenso großen Kraft der Leidenschaft
nen Esprits der Wehmut. Der Schatten
wie des Verzichtes. Denn das Herz dieser
eines großen tragischen Talents verdunkelte
Schauspielerin ist stärker als ihr Verstand.
fast diese flüchtig unterhaltsamen Galan¬
terien...
Mit dem Verstand, unbeirrbar, umfaßte sie
ihrer Arbeit Grenze und Gebiet. Mit dem
In Schnitzlers „Weitem Land“ emp¬
fand man sie zum erstenmal ganz in dieser
Unus
Herzen gab sie sich hin ...
Franz Molnär
Szene aus „Das unbekannte Mädchen
Aus der Volkstheater=Novität „Das
noch etwas, was diese Sache kompliziert. Wirk¬
unbekannte Mädchen", Drama von
lich, ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll:
Franz Molnär, deutsche Uraufführung.
Sie sind auf Empfehlung des Herrn Grafen
und mit seiner materiellen Bürgschaft auf vier
Aus dem dritten Bild:
Wochen hergekommen. Das Büro des Grafen
Empfangszimmer des Chefarztes (in einem im hat vier Wochen hindurch die Wochenrechnungen
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