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24.—1 Land
box 23/2
Ausschnitt aus:
6 10 fer-Sonn- K. Montags Zeitung, Win
vom:
Cheater und Musik.
(Burgtheater.) Zum erstenmal: „Das weite Land“
fünf Akte von Artur Schnißler, V#u#der Darstellung der Schnitzler¬
schen Tragikomödie ist einiges Gutes zu melden. Herr Korff vor
alem überraschte. Sein Spiel war eindringlich, klug, recht fein und
cnüsant durchschattiert und in der entscheidenden Szene auch nicht
ohne Kraft und Würde. Nur die Liebesszeue im dritten Alt geriet
léer und saftlos. Daran mochte auch Herrn Korffs Partnerin einige
Schuld tragen, Fräulein Hofteufel, die aus einem tapferen,
energischen Mädchen, einer jungen Dame, wie sie Bernard Shaw gern
zur Heldin nimmt, einen selbstbewußten Backfisch macht und trotz
allem redlichen Bemühen, manches zu bedeuten, unbedeutend blieb.
Fräulein Marberg hat ihren noblen Ton, ihre ausgezeichnete
Kunst im Darstellen edler fraulicher Art noch nicht eingebüßt.
Ihre paar ganz tragischen Akzente im letzten Akt ergriffen. Als
ein Natürlichkeits=Spieler von sauberster Nonchalance bewährte sich
wieder Herr Paulsen, und in ein paar gedrungene Sätze wußte
Herr Heine die ganze Wucht und Energie seiner schauspielerischen
Persönlichkeit zu konzentrieren. Herr Höbling hatte eine lächerliche
Figur zu spielen und das machte er recht gut. Eine delikat=komische
Rolle ging an Herrn Frank rettunglos verloren, eine derbere
Charge brachte Herrn Zeska kleine Lacherfolge. Vorzüglich
Frau Devrient=Reinhold, der reifere, überbewegliche
und beredsame Damen der guten Gesellschaft immer so überaus
echt und amüsant geraten. Herr Devrient war als Ersatz
für Hartmann im letzten Augenblick eingesprungen. Er blieb
taktvoll im Hintergrund und fand keinen Anlaß, sich auszuzeichnen
oder zu blamieren. Die Regie (Herr Thimig) hatte sorgfältige
Arbeit geleistet. Alles ging recht exakt, die Räderchen des Dialogs
griffen tadellos, ohne Stockung und Geknirsch, ineinander. Gelegentlich
wagte sich ein vorsichtiger Realismus bescheiden zwischen den Kulissen
hervor. Da fuhren dann Radfahrer über die Chaussee oder die
Straßenlaternen wurden angezündet oder vom Tennisplatz her
kam ein kleiner Junge gelaufen und holte den verirrten Ball. Im
ganzen war's ein Erfolg für den Dichter sowohl wie für das Burgtheater.
Der interessanten, stellenweise recht subtilen Komödie soll nicht das
Unrecht zugefügt werden, daß über sie in der Hast und Kürze eines
Sonntagsreferats berichtet wird. (Samstag abend war die Premiere.)
Zur Generalprobe hatte der Referent der „Wiener Sonn= und Montags¬
Zeitung“ keinen Zutritt. Ein recht kindlicher Versuch, mißliebigen
Kritikern durch administrative Maßregeln die Arbeit saurer zu
machen. Die Ansichten über seine Direktionsführung wird Baron Berger
durch derlei Verfügungen kaum zu ändern imstande sein. Nicht
einmal, wenn er seinen unbotmäßigen Kritikern ernste Garderobe¬
Schwierigkeiten im Burgtheater bereiten läßt oder ihnen den Ankauf
des Theaterzettels erschwert oder den Wagenrufer gegen sie aufhetzt
oder sonst eine Verfügung trifft, die dem Ausschluß von den General¬
proben an Takt, Geschmack und Räson gleichkommt.
a. p.—