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24. bas
box 29/6
sturgen. Eine Famie Grichl Insällisel.
Außenstehende graben an den Säulen des
Baues, der nicht durch treue Liebe die Fa¬
milie schuf. Auf Nebenwegen fand das Glück
den Weg zur Frau, die sich rein und voll
Vertraßen dem bald untreuen, moralisch
tief unter ihr stehenden Gatten gab,
dem sie die Mutter verkaufte. Die Un¬
treue des Gatten treibt die moralisch hochstehende
Frau, ihr Glück außer der Familie zu suchen und
zu finden. Auch ihr Kind, die Pflicht der
Mutter kann die Sehnsucht, den Durst der
Verschmachtenden nach Liebesglück, nach An¬
lehnung an die Seele eines reinen Mannes
nicht stillen. Der Mörtel, der die Familie
kittet, bröckelt, denn ihr zweites Kind ist das
Kind des Geliebten. Wie man sieht, ein
guter Romanstoff, aber etwas alltäglich und
schon viel verwertet, — jüngst erst von A.
Schuitzledenn: Eine verratene Frau, die von
ihrem berechtigten Anspruch auf Liebesglück
überzeugt, die Begründung für den eigenen
Siester □
moralischen Zusammenbruch im Verrat des
Gatten sucht und findet — wie bei Schnitz¬
ler; der Gatte, dem das Verhältnis seiner
Frau von Außenstehenden zugetragen wird
und der „nicht der Hopf sein will“ — wie bei
Schnitzler; das provozierte Duell mit dem tra¬
gischen Ausgang, in dem der Geliebte fällt
wie bei Schnitzler; dagegen der seelische Zu¬
sammenbruch der Gattin, die sich durch den Ein¬
fluß des Onkels und der Freundin den Weg
zu der von ihr zu Tode getroffenen Mutter
des Geliebten sperren läßt, wo doch ge¬
rade im Finden der beiden Frauen in
der Seelengröße dieser beiden Charaktere
in Schnitzlers „Das weite Land“ (der See¬
len) seine dramatische Berechtigung findet:
also nicht wie bei Schnitzler. — Groß war
Frau Severi als Giuliana. Groß war auch
der Charakter den sie darstellte. Der Autor
nimmt ihm die
Größe
im
drit¬
ten Akt
daß
kann man
ihm
nicht verzeihen. Als Pendant zu Schnitzlers
„Das weite Land“ war wohl „Iginis“ Werk
recht gut gedacht. Die Ausnützung aller
dramatischen Momente versteht „Iginis“
sehr glänzend. Aber wie bei Schnitzler
spielt auch bei ihm das Stück zu sehr hin¬
ter den Kulissen. Den dritten Akt füllt bloß
die Erwartung des Ausganges des Duells
und die merkwürdige Diskussion der Trauer¬
kleidung Giulianas aus — dabei wird sehr viel
geredet. — Das Stück gefiel, wenn auch
nicht unbestritten. Das Publikum hielt sich
im ersten Akt reserviert, erwärmte sich im
zweiten und war im dritten enttäuscht.
Fenice=Theater. Die Operette „Der
kleine König (Text von Bakopcy und
Martor, Musik von Kälman) die gestern
zum ersten Male in Triest zur Aufführung
gelangte, hat ein Textbuch, daß mit Geschick
gemacht und stellenweise recht lustig ist und
eine Musik, die guten Geschmack und Rou¬
tine verrät, aber an die früheren Werke
Kälman's nicht ganz heranreicht. Der Vor¬
zug dieser Operette ist es, daß sie ausgezeich¬
nete Rollen enthält und daß sie, unterstützt
durch eine gute Darstellung, zu unterhalten
vermag. Die gestrige Aufführung im Fenice¬
Theater war eine überraschend gute, es
klappte alles, und die Hauptdarsteller: die
Damen Sanipoli und Zanoncelli
und die Herren Zacchetti und Bertini
verdienen besonderes Lob. Das Publikum
nahm das Stück recht freundlich auf und
zeichnete die Darsteller durch reichen Beifall
aus. So gut wie gestern, ist schon lange
nicht im Fenice=Theater gespielt worden.
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