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24. Das seite Land
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num
ohen Stückes. Es, eilt herbei und wirft sich in seine Arme, glücklich aufatmend,
efallenen, der in
weil ihm nichts geschehen ist. Für den armen Toten zu ihren
er Zina weist ihn
Füßen hat sie nur einen einzigen mitleidigen Blick, und für
Mit einem anderen
Boris selbstherrliche Verteidigung: „Ich habe ihn getötet.
einmal vorstellen.
Mein Recht hat gesiegt. Meine Leidenschaft hat gesiegt.
alledem.
„Auch
volles Verständnis. „Mein Gesetz spricht mich frei!“ fügt
r bei ihm.“ Und,
er noch hinzu, worauf Zina: „Und ich spreche dich frei! Du
blehnend:
„Ich
mein starker, mutiger Geliebter!“ ... Dieser elementare
r sind!“ Boris
Schluß entschied das Glück des neuen Stückes bei der Erst¬
ebensoviel Demut
aufführung und wird es noch oft entscheiden. Trotz seiner
en das seire auf¬
sittlichen Skrupellosigkeit hat er etwas schlechthin Ueber¬
Schicksel eines
zeugendes, weil er elementar und eben darum wahr ist.
Uebrigens wird das „Recht der Leidenschaft“ in Artzi¬
Auftritt zwischen
batschews Schauspiel nicht zum erstenmal verkündet; das
und Bjerossow.
ganze romantische Theater zehrt davon, wenn auch in ge¬
en, in dem er auf
sitteterer Form, und schon „Werther“ nimmt es in Anspruch.
rau mit seinem
Freilich, Werther entscheidet den Kampf zwischen Kon¬
Der gute Nikolaj
vention und Leidenschaft, indem er sich erschießt. Boris, der
Zwei so hoch¬
kein Werther ist, erschießt den anderen. Das ist russisch
quält ihn die
und mag zeitgemäß sein.
Worten zur Rede,
Unter dem Gesichtspunkt der Bühne angesehen, zerfällt
nwort gibt. Aber
Artzibatschews Drama in zwei von einander verschiedene
der Richtung zur
Stimmungskomplexe: in eine schwüle, von einer schleichen¬
aber schließlich,
den Erotik innerlich beunruhigte, äußerlich ganz ruhige erste
parum du das eine
Hälfte, und in eine zweite, in der aus der immer schwüler
wäre doch keine
werdenden Schwüle der den Konflikt auslösende Blitz zuckt
er nimmt wieder
und der nachfolgende Donner ausgrollt. Die Regie des Doktor
Seites Evangelium
Schulbaur arbeitet diesen Gegensatz sehr anschaulich
nschaft ist da, sie
heraus und sorgt zumal in der dramatischeren zweiten Hälfte
n allen Gesetzen,
für ein hinreißendes Tompo, hieln von dem Temperament
, die Leidenschaft
des Hauptdarstellers, des Herrn Werner=Kahle, aufs
der zum Handeln
glücklichste unterstützt. Herr Werner=Kahle tut
des Mannes. Sie
diesem Punkte vielleicht sogar etwas zu viel und jedenfalls
Willens.
mehr, als der gute Geschmack erlaubt. Aber es kann nicht
der letzten Szene
geleugnet werden, daß sein Leidenschaftsexzeß im dritten
Schuß gehört, sie L und vierten Abt mit dem innersten Wesen des Schauspiels
in Einklang und insofern auch künstlerisch gerechtfertigt ist.] in
Er spielt das Raubtier Mann und er gibt ihm nicht nur den
glü
Umriß eines Raubtieres, beispielsweise im vierten Akt nach
n
dem Geständnis seiner Frau, wenn er ihr geduckt,
mit gekrümmtem Rücken, gefährlich lauernd, nach¬
starrt — auch die Töne, die er hervorwürgt, dieses
Gurgeln, Pfauchen, Knurren, seine Art, sich zu bewegen, die
Art, wie er sich über den Boden wälzt und schiebt, um dann
plötzlich aus der liegenden Stellung sprungbereit wieder auf¬
zuschnellen: All das rechtfertigt durchaus die Benennung
„Bestie“, die ihm Zina inmitten dieses szenischen Tumults
einmal an den Kopf wirft. Diese schauspielerische Manier,
einen wilden Menschen wie ein wildes Tier zu spielen,
Menageriebeobachtungen für die Bühne nutzbar zu machen,
ist italienisch. Werner=Kahle hat sie nicht erfunden, aber er
wendet sie mit Glück an, und man kann sich diese An¬
wendung so weit gefallen lassen, als sie nicht ins Lächerliche
ausartet. Eigener ist er übrigens in den Augenblicken der
Ruhe, zumties.lkt, wenn er, nach vollbrachter
Tat, minute###mn geschlossenen Augen steinern dasteht,
und auch dort, wo er, in den ersten Akten, den Frauen
seiner Wahl gegenübersteht und sich mit zielsicherer Gelassen¬
heit ihrer bemächtigt. In diesen Momenten läßt er eher an
französische Vorbilder denken, zumal an Guitry, mit dem
er eine gewisse standfeste Männlichkeit gemein hat.
Neben dieser das schauspielerische Mittelmaß unserer
Bühnen überragenden Leistung Werner=Kahles verdienen
auch diejenigen seiner Partner alle Anerkennung. Vor allem
kommen hiebei die weiblichen Partnerinnen in Betracht, die
sich im Deutschen Volkstheater in jedem Sinne sehen lassen
können. Frau Wagner ist eine vortreffliche Larissa, ebenso
schön als leidenschaftlich, Frau Steinsieck eine form¬
vollendete Zina, der man freilich ihrerseits die „Bestie“, wie
Boris sie einmal im höchsten Affekt nennt — es ist be¬
zeichnend für den Stil des Stückes, daß sich die Ehegatten
wechselseitig in ihrer Kampfszeue diesen Ehrentitel verleihen das
nicht recht glaubt, und die. durchweas aut. am beiten duch das
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