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1 Nr. 11
1#5 Kiener Joutzel,
S St
Der „Schnitzler=Portier“ Rostler klagt
vor dem Gewerbegricht.
Streit um die Abfertigung.
CAIINOS IN ÖSTERREICH
Originalbericht des „Neuen Wiener Journals“.
Baden /Salzburg Semmering
Beim Gewerbegericht (Landesgerichtsrat Dr. Dienstl) ist
Roulette — Baccara — Chemin de fer
derzeit ein interessanter Prozeß anhängig, den der ehemalige Portier
Osterreichische Casino A. G.
des Südbahnhotels auf dem Semmering gegen die Eigentümerin des
Hotels, die Donau=Save=Adriagesellschaft angestrengt hat. Der Kläger
Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
Karl Rostler ist schon deshalb nicht ein Portier wie alle anderen,
weil seine bei allen Besuchern beliebte Persönlichkeit von Artur
Schnitzler in dessen Schauspiel „Das weite Land“ literarisch
„OBSERVER“
verwertet wurde. Der verstorbene Dichter wollte damit seinem
I. österr. behördlich konzessioniertes
Lieblingsportier ein bleibendes Denkmal setzen und beauftragte den
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
ersten Darsteller dieser Rolle Hofrat Thimig, in der Maske Rostlers
zu spielen.
Wien I, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Dieser literarisch verewigte Portier wurde nun nach lang¬
jähriger Dienstzeit gekündigt. Rostler verlangte nun beim Gewerbe¬
gericht 12.250 Schilling als Kündigungsgeld und Abfertigung nach
dem Angestelltengesetz.
Ausschnitt au
Dr. Moritz Ludwig Weiß wendet für die Beklagte ein, Rostler
4
habe vor allem in den letzten Jahren nur mehr gewöhnliche Portiers¬
Sgas Hen
dienste geleistet und sei, nachdem er sich in Wien als Cafetier selb¬
ständig gemacht hatte, nicht mehr so leistungsfähig wie früher gewesen.
Auch sei es zuerst sein eigener Wunsch gewesen, von seinem Posten zu
—5 AUG
scheiden.
vom:
335
Nach Einvernahme einer Reihe von Hotelbediensteten wurde die
Verhandlung zur umfangreichen Beweisführung vertagt.
Rafael Hualla;
Schamitzler-Held im Hot
Arthur Schnitzler: Das weite
Land.-Dritter Akt. Halle des Hotels
Völser Weiher. Hinter dem Tisch am
rellce
ang der Portier Rosenstock,
A
ckiger, ziemlich junger Mensch,
r,
schwarzer Schnurrbart,
rzes Haar, schlaue, gutmütige
en, zuvorkommend und über¬
8
en.
Rosenstock (liebenswürdig, aber
nicht ohne eine gewisse Überlegen¬
80
heit): Bitte, Herr Doktor
a
Vierter Akt.
d
S
Portier Rosenstock (ein rotbackiger ält¬
3
licher Herr mit rosigen Wangen, aber reich¬
lich angegrautem Haar, kleiner grauer
Schnurrbart, schlaue, gutmütige, etwas
resignierte Augen, liebenswürdig, aber
450
nicht ohne eine gewisse Verlegenheit):
„Bitte, Herr Doktor!“
Portier Rosenstock aus dem „Weiten
Land“ von Schnitzler ist der langjährige
Portier des Semmeringer Südbahnhotels
Rostler. Er ist jetzt nicht mehr Hotelportier,

GE
sondern Mitbesitzer des Theatercafés in der
Riva Schiavoni beim Friseur, muß warten,
Favoritenstraße. Aber vermutlich nicht
nehm' eine Wiener Zeitung in die Hand und
mehr lange. Denn Veruntreuungen eines
seh' ein Bild von einer Szene in einem neuen
früheren Kompagnons, ein Raumungs¬
Theaterstück. „Donnerwetter, das sieht unserer
prozeß seines Hausherrn haben ihn
Hall ähnlich: denk ich, da komm ich schon
weit gebracht, daß er zu Tode froh sein
dran, leg' die Zeitung weg und hab's ver¬
wird wenn er ohne überschuldet zu sein,
gessen. Wie ich auf den Semmering zurück¬
das Geschäft abgeben und etwas Neues
komme, sagen mir alle Leute: „Rostler, im
anfangen kann.
Burgtheater geben s' ein neues Stück, da
spielt dich der Hugo Thimig, wie du leibst
und lebst, sogar die Kappen hat er nie auf,
„Im Burgtheater geben s’ ein Stück
sondern legt s’ nur so aufs Pult, wie du es
machst!“
vom Schnitzler“.
„Und haben Sie sich dann im Theater ge¬
Er sagt wieder „Bitte, Herr Doktor“, genau
sehen?“
wie im Stück. „Ja, damals, 1911, war ich auf
„Damals hab' ich keine Zeit gehabt, erst
der Hochzeitsreise. In Venedig sitz ich an der
viel später im Deutschen volkstheater hab
ich 's g'seh'n, ich glaub' mit Herrn Arndt,
aber der Herr Hofrat Thimig war vorher bei