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24. Das weite Land
burg
Zeit verlassen. Erna, ein junges, fürwitziges Mädchen, ist die
charakteristisch, während sich das übrige Ensemble in den
unmittelbare Veranlassung zu seiner Reise in die Dolomi¬
Rahmen der figuren= und episodenreichen Tragikomödie mit
ten. Hier in einem Alpenhotel, das von Doktor von Aigner,
guter Haltung einfügte.
Schnitzler.
einem vollen Sinnenmenschen, geleitet wird, sinkt er in die
Auch die stilgerechten Dekorationen verdienen unsere An¬
n14. Okt. 1911.
Arme der empfänglichen Erna. Höhenrausch. Nach dieser
erkennung. Sie passen sich künstlerisch und geschmackvoll den
Episode kehrt Hofreiter wieder heim und findet seine Frau
kti
)
psychologisch feinen, nicht eben für die Allgemeinheit be¬
als Geliebte eines Marinefähnrichs wieder. Sie hatte sich
Seele zu
rechneten, aber durchwegs interessanten fünf Akten an. Der
ihm nicht deshalb gegeben, weil sie ihn mehr liebt, als jenen
ein
Erfolg war ein sicherer.
Stücke,
Russen, sondern eben, um einmal auch „das Andere“ kennen
be
n uns
H. Fred.
zu lernen. Hofreiter ist augenblicks nicht sonderlich aufge¬
en
und
regt. „Ich atme wieder auf. Es ist gewissermaßen, als
eben
del
hätte sie Sühne getan für den Tod Korsakows, und zwar in
Wir
einer höchst vernünftigen und schmerzlosen Weise. Sie fängt
ten,
an, mir wieder menschlich nahe zu sein.“ Aber als so eine
Welt¬
Zeitung die Notiz bringt, der Russe sei das Opfer eines ame¬
dem
rikanischen Duells mit ihm geworden, wird er erregt, zumal)
ohl die
er hinter dem Schreiber einen von ihm betrogenen Ehemann
ndern sich
vermutet und daher machtlos ist. Und in dieser üblen Laune
t. Selbst
fordert er den Fähnrich wohl nur aus Formaliyt. Da er
uf der Suche
ihm aber gegenübersteht, empört ihm der „freche, junge
uptberuf; Ge¬
Blick“, er zielt scharf und streckt den Gegner nieder. Hofrei¬
benbei. Sie
ter dürfte sich nun für eine tragische Gestalt halten und sein
eine Mischung
Leben ferner behaglich genießen. Vielleicht wird er jetzt
ganz seinem Sohne gehören. Vielleicht. An das Ende ist
freiter, einen
ein Fragezeichen gesetzt.
und ehrenhaft
Der Dichter versteht es, drei Stunden lang den Zuhörer
t er es nicht so
durch technische Meisterschaft in Spannung zu halten. Im
Jagdreviers.
dritten Akt, dem Alpenhotel, bringt der Autor äußerst gelun¬
imlichkeit dar¬
gene, tüchtig gesehene Gestalten auf die Bühne, die in ihrer
t. Möglicher¬
usschnitt aus
tollen Buntheit für wirksamen Humor sorgen. Obwohl der
in sie auf Ver¬
dramatisch schwächste Teil des Stückes, gefiel er außerordent¬
acht, mit dem
lich.
Die Weopen, Wien
om: 180611911
usse erschießt
Den Schauspielern machte es Schnitzler nicht leicht. In
Alles will
der Rolle des oberflächlichen, jeder Stimmung unterliegen¬
Wien.
sychologischem
den Hofreiter. stand Herr Korff an der rechten Stelle.
ja kein Trot¬
Burgtheater. Artur Schnitzler meldete
Selbst den kühnsten Szenen zeigte sich der Künstler gewach¬
sich getötet,
sich wieder einmal zu Worte. „Das weite
sen. Es war eine wohldurchdachte, glänzende Leistung.
beweist es.
Frl. Marberg gab die unverstandene, sündig gewordene
Land“ ist eine Tragikomödie, die einen
durch ihre Tu¬
Frau Genia mit einer wahrhaften Empfindung. Herr Ge¬
nimmt ihr es
feinen Ausschnitt aus der Wiener guten
rasch als Fähnrich, Herr Heine Herr Devrient und
Genia nicht
Frau Bleibtreu in kleineren Partien, sind lobend zu
Gesellschaft gibt. Trefflich gesehene Figu¬
hen war. Das nennen. Man kann sich die Gestalten aus dem Stück gar nicht
ren und sicher gezeichnete Szenen zeich¬
ttin für eine I wegdenken. Frl. Hofteufel war als Erna zu wenig
nen diesen Schnitzler besonders aus. Die
Garde des Burgtheaters stand mit dem
Dichter in einer Reihe. Sowohl die
Herren Korf, Devrient und Thimig, als
auch Frl. Marberg und Hofteufel boten
Glanzleistungen.