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23. Der Schleiender- Pierrette
Eine offiziose Korrektur.
vorhanden ist, erscheint als das beväuerriche
icht der Viets, und zwar nicht nur geschlachteten,
Das Wolffsche Telegraphenbureau meldet: Resultat der Methode Kiderlens.
Mittel sondern lebenden Viehs geöffnet werden sollte,
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versehrt, der Glanz. schien ein wenig matter ge¬
dessen große Arie den ersten Akt so effektvoll
inserem
worden, und auch der Eindruck des zweiten
abschließt. Gleich das Erscheinen zeigte den
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an:
Feuilleton.
Aktes, in dem Caruso durch ergreifendes
ganzen und echten Künstler: ein gutmütiger,
Spiel rührte, hat die Stimmung des Publi¬
alter Schmierenkomödiant kam auf dem
Operntheater.
kums nicht beeinflußt, das in der Aufregung
(Caruso als Bajazzo. — Zum erstenmal: „Der Theaterkarren hereingefahren, zu allerlei
eines Sensationsabends selber nervös ge¬
Schleier der Pierrette“. Pantomime in Possen aufgelegt, ein großes, naives Kind,
worden war.
drei Bildern. Handlung von Arthur Schuihlen dessen Augen bald munter aufblitzten, bald
des bei
Die Aufregung eines solchen Abends erzeugt
Musik von Ernst v. Dohnanyi. Am 20. September).
trübe dreinblickten. Etwas Treuherziges ging
ichen zu
sicherlich nicht die günstigste Stimmung, um
von dem alten Mann aus, das in seiner
Die Caruso=Tage haben gestern begonnen.
ß man
ein neues Werk zu genießen, das, wie ein
Schlichtheit rührte, und man hatte sofort das
Für die Wiener Gesellschaft sind es Festtage,
n, dem
distinguierter, aber in diesem Augenblick unwill¬
Gefühl, daß dieser jeder Stimmung leicht zu¬
an denen sich Luxus und Eleganz im
r fran¬
kommener Gast mit verlegener Aufmerksamkeit
gängliche Kindskopf gegen Tücke und Verrat
Operntheater ausbreiten dürfen, Tage des
Reihe,
bekomplimentiert wird. Das neue Werk, das
wehrlos sein würde. So war die große Arie
Neides und der Neugierde, der Aufregung
rblichen
dem „Bajazzo“ voranging, eine Pantomime:
wirksam vorbereitet. Wenn Canio seine Frau
und der Sensationslust, über die lange vorher
als er
„Der Schleier der Pierrette“, hat zwei Männer
ertappt, ist er ganz hilflos in seinem Schmerz
schon in allen Salons gesprochen wurde und
seinen
zu Verfassern, die in Wien der Verehrung sicher
und greift immer wieder nach seinem Kopf,
lange nachher noch gesprochen werden wird.
Paris
sind: Arthur Schnitzler, den vornehmsten Wiener
wie wenn er ihn halten müßte, damit er nicht
Aus dem gesellschaftlichen Leben einer Gro߬
mmung
Poeten, und Ernst v. Dohnanyi, den frohgemuten
auseinanderfiele. Die Klage des Komödianten
stadt kann man solche Tage nicht wegdenken,
on ver¬
Pianisten, beides Künstler, die eine sicher
hebt schlicht und unscheinbar an, als ob es
und sie gleichen sich wohl auch in allen
daß der
formende Hand besitzen und die Kunst mit welt¬
nicht anders sein könnte, steigert sich in
großen Städten, in London und Paris, in
empor¬
männischem Geschmack betreiben. Dichter und
edelster Form, gewinnt mühelos die höchsten
New=York und Paris, wo immer es eine
r Insel.
Musiker sind sich bei beiden oft genug auf halbem
Töne und erstickt in Schluchzen und Weinen,
Gesellschaft gibt, die sich ihres Reichtums und
odernen
Wege entgegengekommen. Musikalische Stim¬
ein Meisterstück vornehmer Gesangskunst.
der Schönheit ihrer Frauen freut. In allen
auf sich
mungen durchziehen die Werke Arthur Schnitz¬
Ergreifend ist das kleine schauspielerische
Weltstädten wirkt heute der Name Caruso
ren Ge¬
lers auf jeder Seite, und Dohnanyi wieder liebt
Nachspiel, mit dem der erste Akt schließt, das
als ein Signal, das die Gesellschaft dieser
son des
es zu poetisieren, wenn er sich ans Klavier setzt.
Wanken zum Theater, Zurückschaudern, Zu¬
Städte lebendig macht. Man reißt sich um die
is und
um mit geschmeidigen Fingern Tongestalten
sammenbrechen, das Hinwegschleudern des
Karten, legt den blitzendsten Schmuck und die
nd seine
aus den Metallsaiten aufzuscheuchen. Musiker
Vorhangs... und dennoch schien das Publikum
kostbarsten Kleider an, wenn man zur Oper
ockungen
und Dichter haben sich bei diesem Werke, einer
trotz seines starken Applaudierens nicht ganz
fährt, wartet gespannt und aufgeregt auf den
Reigen
getanzten Pierrottragödie, gewiß vortrefflich
zufrieden, und eine leichte Enttäuschung war deut¬
ersten Ton und applaudiert begeistert, wenn
Frauen
verstanden, und so ist eine aparte Arbeit
# W.
lich. Woran lag das? Die seltene und vornehme
der Vorhang fällt.
olitikern,
entstanden, die am Schluß leider ins Brutale
Künstlerschaft Carusos ist nicht zu verkennen,
Als Träger eines solchen internationalen
kterbunte
umschlägt.
die Leichtigkeit und Noblesse seiner Gesangs¬
Ruhmes ist Caruso in Wien wiederholt ge¬
rankreich
Das Schnitzlersche Pierrotstück ist voll
kunst unvergleichlich, also muß diese Ent¬
feiert worden, und auch gestern hat der elegante
irft ein
gruseliger und phantastischer Stimmun¬
täuschung wohl dadurch hervorgerufen worden
Saal mit sichtlicher Aufregung das erste Auf¬
empera¬
gen, denn der moderne Pierrot ist längst
sein, daß in der Stimme Carusos Spuren
treten des berühmten Sängers erwartet. Man
tergrund
nicht mehr der geprügelte Tölpel der
einer Müdigkeit, die durch die Nervosität eines
hatte ihn als Canio in Leoncavallos „Bajazzo“
Szenen
ersten Auftreiens hervorgerufen oder gesteigert alten französischen Jahrmarktspossen, auch
in Wien noch nicht gehört und war darum
ung und
doppelt nengierig, wie Caruso die Gestalt des sein mochte, bemerkbar waren. Die große nicht der sentimentale weiße Mann mit
1 unglücklichen Komödianten verkörpern würde, Leichtigkeit der Stimme ist noch immer un= dem verbärmten Gesicht, wie ihn Watteau ge¬
aktion.

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