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23. Der Schleider Pierrette
aria, Kom, öan Francisco, Stechne.—
(Oellenangebe ehme Gou##.
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ven 11I. ArhiL 132
Doch einer vor allaht Heiene Thimig — die ein tedindisser¬
Mausch=ist gleich uns
Heinrich Edpard Jacob.
Dobnanyi
Herr Direktor Georg Hartmann wagt etwas in sei¬
nem „Deutschen Opernhause" Er wagt nicht nur
das völlig Sichere, dessen Erfolg von voruherein garantiert
scheint, sondern auch das Unsichere, das Verfängliche, ja das
Bedenkliche. Ich erinnere an Kurt Hösels „Wieland, der
Schmied“, eine Oper, an die sich größere Bühnen nicht
herantrauten. Und nun Dohnanyi. Zwar ist der seine
Pianist beim Berliner Konzertpublikum längst akkreditiert
und der Preßburger Künstler darf Berlin seine zweite Heimat
nennen. Aber vom Konzertsaal zur Oper ist immer ein ris¬
kanter Schritt. Besonders für einen Komponisten, der mehr
lyrisch als dramatisch veranlagt scheint. Der Ersolg der.
einaktigen musikalischen Idylle „Tante Simona“, einer
inhaltlich überaus dürftigen und auch musikalisch kaum):
mehr als gefälligen Arbeit, blieb denn auch nicht unbestritten.
Dagegen zündete die Pantomime „Der Schleier der
Pierrette“, die Arthur Schnitzler zum Verfasser hat.
Es fragt sich freilich, ob die psychologisch recht komplizierte,
das Pathologische streifende Handlung in einem Institut hei¬
misch werden kann, das auf die weitesten Volkskreise reflel¬
tiert und an literarischer Vorbildung bei seinem Publikum
nicht allzu viel voraussetzen darf. Daß die Aufnahme in der
Premiere so herzlich war, beweist in diesem Falle noch nicht
viel. Aber jedenfalls verdient Herr Direktor Hartmann
ein Lob dafür, daß er Dohnanyi einmal das Wort gegeben
hat. Die Musik der Pantomime, die gelegentlich Wagnerschen
Einfluß spüren läßt, besticht durch ihre vornehme, gewählte
Melodik und durch dramatische Schlagfertigkeit. Ein distin¬
quierter Walzer, der zum zweiten Bild überleitet, fiel ange¬
nehm ins Ohr, obwohl er sich keineswegs auf der Linie Fall¬
Lehar hielt. Durchweg avart und instrumental überaus
sauber gearbeitet konnte die Musik Dohnanyis auch verwöhn¬
tere Ohren befriedigen. Sie schließt sich den feineren Balletten
der Gounod, Saint=Saens, Glazounow würdig war.
Als Pierette erschien zum ersten Male Frau Galafres
aus München im „Deutschen Opernhaus“. Ihr gewandtes
Spiel, das auch in Tanz sehr geschmeidig war, gewann ihr
die Sympathieen der Zuschauer sofort. Nicht minder stark
aber war der Reiz ihrer großen schönen Augen, in denen
sich die ganze Tragik der armen Pierette konzentrierte.
e Lothario. #
box 28/
G#autngabe #
Ausschnitt aus; Schwabischer Merku.
(51p0133 Stuttgart
vom:
nicht wettzumachen.
Berliner Musikbrief. X.
teristisch, in stilistif
regere Teilnahme i
W. R. Berlin 12. April. Wie fleißig im Charlottenburger
nisten, den gleich in
Deutschen Opernhaus gearbeitet wird, geht daraus hervor,
schlagenen Lustspielt
daß es vor ein paar Tagen schon wieder zu einem Premiéren¬
des Stückes, das a
abend einladen konnte. Es kamen zwei Werke von Ernst
häufig ein Mißverh
v. Dohnanyi zur Aufführung: „Tante Simona,
weist. Es ist alles
Spieloper in keinem Akt, Text von Viktor Heindel, und
Orchesterbehandlung
„Der Schleiex der Pierrette“ Pantomime in drei
sätze selbständigeren
####dern von Arthur=Schnißler Der bekannte Pianist
entbehrt im ganzen
Dohnanyi, Ungar von Gebürt, der seit Jahren als Lehrer
matische Kleinigkeit
des Klavierspiels an der Berliner Hochschule für Musik
wirkt, hat sich auch als Tonsetzer mit einer Sinfonie, einer Gespielt wurde das
Publikum freundlich
Suite, Kammermusikwerken und Klavierstücken bereits einen
trefflich.
geachteten Namen geschaffen. Sein erster Versuch auf dra¬
Einen künstlerisch
matischem Gebiet verdient insofern Aufmunterung, als
Dohnanyi das brachliegende Feld des musikalischen Lust=die Musik zu der (i
spiels zu bearbeiten unternimmt. Man kann das anspruchs- lerschen Pantomime
lose Werkchen des jungen Komponisten als eine Abschlags=frette“, einem unzu
zahlung für die Zukunft gelten lassen, ohne seine Schwächen nierten Mischung vo
zu übersehen. Der Stoff ist mehr als harmlos. Eine moral= berechneten Verwen
triefende ältliche Tante, die jedes jüngere männliche Wesen Effekte mit Erfolg
derner Nerven speku
von ihrer Nichte Beatrice streng fernhält und einen jungen
mime im allgemeinen
Gärtner nur deshalb angenommen hat, weil er sich für taub¬
schichtlichen Aufbau
stumm ausgibt, überrascht ihre Nichte im zärtlichen
této-à-tête mit diesem Gärtner, der in Wirklichkeit gar kein theatralisch unleugba
Gärtner, sondern ein junger Edelmann ist und überdies auch lerschen Stückes aner
des „Kintopps“ und
nicht taubstumm, sondern sich seiner Sprechwerkzeuge und vor
ästhetische Geschütz
allem seiner Lippen mit bemerkenswertem Erfolg zu bedienen
versteht. Als nun kurz vor der beschlossenen Abreise nach zu legen vermocht.
einem Kloster, wo der kußgelehrigen Beatrice Gelegenheit sanderen Moden: sie
noch schöneren Tages
gegeben werden soll, über die Gefährlichkeit der Männer im
allgemeinen und angeblicher Gärtnerburschen im besonderen Damenmelt ein seit
des längeren nachzudenken, ein ehemaliger Verehrer der so dungsstück mit einem
überaus sittenstrengen Tante auftaucht, überrascht die Nichte als „einfach unmögl
ihrerseits die Tante bei einem nicht minder zärtlichen strömung des Films
übrigen findet jedes
téte-à-téte, worauf sich natürlich alles in Wohlgefallen auf¬
sagt. Der „Schleier
löst. Der aus Boccaccios köstlicher Novelle bekannte Vor¬
außerordentlich zuge
wurf des sich taubstumm stellenden männlichen Individuums
hätte sich von einem geschickten Librettisten wohl etwas geist= von dieser wohlwolle
reicher und witziger verwerten lassen können; so verläuft die ausschließen, denn D
Sache gar zu zahm, trocken und hausbacken. Die Musik, die kalische Illustrierung
Dohnanyi zu dieser simplen Geschichte geschrieben hat, ver= über dem Durchschni
mag nun leider die offenkundigen Schwachen des Textbuches gleitmusik zu diesem
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