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box 26/5
22 Dendandus
Telephon 12.801.
„ODSENVEN
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
7 11 1
Süne anframen Imurnat
vom:
Baron Bergers „Buch der
Heimat“
Baron Berger über Schnitzler. — Schnitzlers Erotik.
Erinnerungen an J. N. Berger. — Eine künstliche Travestie.
Pater Greuters Tod.
Freiherr Alfred v. Berger, der Burgtheaterdirektor, hat
soeben zwei seiner Gattin gewidmete Bände erscheinen lassen,)
denen er den Titel gab: „Buch der Heimalt" Es ist
eine Sammlung von Aufsätzen, die Baron Berger während seiner
Tätigkeit als Direktor des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg
hat erscheinen lassen. Und doch „Buch der Heimat“, nicht Buch
der Fremde, wie man eher unter diesen Umständen vermutet
hätte. Aber das Charakteristische des Buches ist es gerade,
daß Baron Berger, mochte er noch so ferne der Heimat
sein, niemals ihrer vergaß, daß er auch in Hamburg immer
Oesterreicher blieb eund daß sein Dichten und Trachten
in Oesterreich und Wien sah. Und
das Ziel immer
das Oesterreichertum schöpft er in seinem Buche denn auch mit
dem Eifer der Liebe zur Heimat gründlich aus. Wie mannigfach
ist doch der Inhalt der beiden Bände, aber ausnahmslos zeigt
jedes Essay, jedes Feuilleton Baron Berger auf der Höhe seiner
feinnervigen Darstellungskunst, seiner Vielseitigkeit, seines meister¬
des Bürgerministeriums erzählt oder die politischen Gestalten einer
besseren Zeit des österreichischen Parlamentarismus in den Kreis
seiner Betrachtungen zieht, ob er sein geliebtes Salzkammergut
schildert, einen Abstecher ins deutsche Egerland macht, oder ob er
tote und lebende Dichter analysiert, selbst in den Festreden, die er
auch in das Buch ausgenommen hat, stets die interessante
Individualität des vielgewandten Mannes, dem vielleicht gerade
diese Vielgewandtheit den Ruf eines schlauen literarischen Ulysses
eingetragen hat. In dem Buche herrscht, ob nun von Toten
oder Lebenden gesprochen wird, Leben, und wo man in dieses Leben
hineingreift, da ist es interessant. Wir blättern in den beiden
Bänden. Da stößt uns unter der Rubrik „Dichter“ der Name
Artur Schnitzlers auf. Baron Berger über Schnitzler in diesen
Tagen, nach der Aufführung des „Jungen Medardus“.
Wir lesen:
„Im Grunde genommen handeln Artur Schnitzlers Theaterstücke
und Novellen samt und sonders nur von drei Dingen: vom Lieben,
vom Sterben und vom Komoviespielen; wobei „Komödiespielen“ im
denkbar weitesten, alle Arten von Wahn und Traum in sich begreifen¬
den Sinne zu verstehen und an Stelle von „Lieben ein minder viel¬
deutiges Wort zu denken ist, dessen Bedeutung Schnitzler selbst in
einem seiner charakterischsten Bücher, dem „Reigen“, nur durch stumme
Gedankenstriche zu symbolisieren wagt. Liebe, Tod und Theater, diese
drei Grundfarben, verbunden und verschmolzen durch alle möglichen
Uebergänge und Mitteltöne, leuchten aus dem poetischen Spektrum
heraus, in welche Schnitzlers feines Talent das Phänomen des Lebens
wie ein durchsichtiger, eigenartig geschliffener Kristall zerlegr. Schnitzlers
poetisches Erfinden besteht darin, alle ersinnlichen Kombinationen dieser
drei Farben abwandelnd zu erschöpfen, den Tod durch die Liebe,
die Liebe durch den Tod hindurchscheinen und Tod und Liebe und Liebe
und Tod in das trügerische Zwielicht der Illusion zu tanchen, das
alle Gegenstände, die es überhaucht, ins Traumhafte und Unwirkliche
verflüchtigt und auflöst. Gerade jene unter Schnitzlers Sachen, die sich
unwillkürlich auch dem blasiertesten Gedächtnis einwurzeln
nach meiner Erfahrung das verläßlichste Kennzeichen echten
und eigenartigen Wertes, weil das nur Werke tun,
in
denen mindestens ein Körnchen von Urneuem steckt
gerade diese erweisen sich fast immer als Verflechtungen der genannten
„ #1