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„ODSERTEN
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Auuschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
Quslienangebe ohne Gewähr.
Ausschnitt aus:
Gegeseteeste edoen
Brünf.
1911
vom
Abensblate
Theater und Kunst.
st. Über Schnitzlers „Jungen Medardus“ las gestern
der Schriftstellek Fliß Georg Antal aus Wien. Das Inter¬
esse des Publikums an dem neuesten Werk des Wiener
Dichters erwies sich daran, daß der Gewerbevereinssaal zu
klein war, um alle fassen zu können, die Herrn Antals Aus¬
führungen gerne gehört atten. Diese Ausführungen be¬
gannen wit einer kurze#
#rsicht über das dramatische
Schaffen Schnitzlers. Von „Anatol“ angefangen bis zum
„Zwischenspiel“ erfuhr jedes Werk eine kurze Charakteristik.
Mit kluger und eindringlicher Art legte Antal die Zusam¬
menhänge dar, wies die Wege der Entwicklung der drama¬
tischen Motive und gelangte so zum „Jungen Medardus“
in dem er die organische Zusammenfassung aller der bis¬
her vereinzelten Welten sieht. In dieser grandiosen Dich¬
tung sind alle Eiemente von Schnitzlers dramatischem
Schaffen enthalten, die Kleinwelt des süßen Mädels, die
wir aus „Anatol“ und „Liebelei“ kennen, die Marionetten¬
philosophie der späteren Dramen, die uns den Menschen
als Spielzeug des Schicksals zeigen, die wundervoll plasti¬
schen Darstellungen des Wienertums und die Großzügig¬
keit, die Schnitzlers Renaissancedrama: „Der Schleier der
Beatrice“ auszeichnet. Meisterhaft war die Wiedergabe des
Inhalts gebracht, indem die Handlung des Dramas wie
ein Roman erzäht war, ohne die störenden Zäsuren der
Akte und Sgenen. Von besonderem Interesse war die Ana¬
lyse der Charaktere und die Antwort, die uns Antal auf
die Frage nach dem inneren Sinn des Dramas gab. Max!
Kahlbeck hat den jungen Medardus den „wienerischen Ham¬
let“ genannt. Dieser Auffassung widerspricht Antal. Dieser
Medardus ist kein Grübler, der vor der Tat zurückschent,
sondern im Gegenteil, ein Mensch, der dem Impuls der
Stunde folgt. Hamlet weiß, was er will, aber er tut es
nicht. Medardus ist voll von Drängen, er möchte immer
etwas tun, aber er weiß nicht recht was, wenn er bei einem
Entschluß engelangt ist, so bringt ihm die nächste Wendung
seines Schicksals einen anderen. So kommt er, aus ganz
underen psychologischen Voraussetzungen heraus, zu demsel¬
ben Aspekt wie Hamlet. Und da er am Ende wirklich etwas
tut, ist es das Unglückseligte von allem, was geschehen
konnte. Das Drama des jungen Medardus hat Schibler #
gedichtet. Er wollte uns die Dränge der Jugend geben, ihre
Begeisterungen und Verzweiflungen, ihre Höhenflüge und
ihre Unvorsichtigkeit, ihren Überschwang und ihr Mißtrauen,
einer Jugend, die etwas spezifisch Wienerisches an sich hat,
die schwermütig und selbstherrlich ist, süß und herb zugleich.
Und wie dieses Wienerische in das Schicksal des Medardus
hereinspielt, wie die historischen Ereignisse des Jahres
1809 sich mit ihm verweben, das ist mit wunderbarer Dich¬
terkraft gestaltet. Und alles dies trat in Antals Darstellung
klar und überzeugend hervor, das rundete sich vollkommen
im Geiste seiner Hörer, das prägte sich uns als das Rich¬
tige ein. Dieser junge Wiener Schriftsteller war ein beru¬
fener Interpret der großen Dichtung, ein begeisterter und
begeisternder Apostel. Er spricht freimütig und anteilhei¬
schend, mit voller Hingabe an die Sache und einem warmen
Ton, der ungemein sympathisch wirkt. Ein kluger und be¬
lesener Geist, der auf Ordnung hält, teilte sich dem Publi.
kum wit, eine herzliche Zuversicht auf die Macht der Kunst,
der man gerne beistimmt. Dem Deutschakademischen Lesever¬
ein ist mit diesem Vortrag einer der besten Abende, des
heurigen Zyflus gelungen.
Telephon 12.801.
„CDSLRVEN
#r. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Gent, Kopenhagen, London. Madrid, Mailand. Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Oaellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aNleue Frois Presse. Wien
vom MEHAHHAK 19TT
*Man schreibt uns aus Brünn: Fritz Georg An¬
tak, vom Deutsch=akademischen Leseverein geladen, sprach am
13. d. im Saale des Mährischen Gewerbevereins über Schp#lers
„Jungen Medardus“. Antal analysierte Ae
in feinsinniger Weise und riß durch seine treffliche Rhetorik
das überaus zahlreiche Auditorium zu stürmischem Beifall hin.