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22. Der junge uadandus
Apeunglichen noc
doch keine einfach auf den theatralischen Effekt zu¬
nächsten Morgen ins Feld hinausziehen soll, mit einigen
eton.
geschnittene melodramatische Schaustellung, sondern ehr¬
Kameraden ein Abschiedsfest feiert, werden ihre Leichen
lichste Dichterarbeit, die nirgends den Zug ins Große
aus der Donau gezogen. Jäh ist Medardus' kurzer
ter.
verleugnen möchte.
Traum vom Heldentum zerstört worden. „Hierist mein
junge Medardus',
kein
Platz. Was heut' geschah, das ist ein Anfang —
Aus Wahrheit und Lüge ist die Fabel der „dra¬
n einem Vorspiel
Ende!“ Um seine unglückliche Schwester zu rächen,
matischen Historie“ gesponnen. Das tragische Schicksal
n Arthur Schnitzler)
tauscht er mit einem Kameraden, der in Wien hätte
des Naumburger Predigersohnes Friedrich Stapß, der
en, der bisher tir der Nähe
bleiben sollen, und entsagt dem langersehnten Glück,
sich bei einer Revue in Schönbrunn an Napoleon heran¬
im Angesicht ließlicher,
auf offenem Felde dem französischen Feind entgegenzu¬
zudrängen versucht hatte, um ihn mit einem Messer zu
Fahrzeug herum ummelte,
treten. Schon beim Begräbnis Agathes tritt ihm in der
erstechen, bildet die geschichtliche Grundlage, auf der der
eer hinausrudern. Wer
Gestalt der Herzogstochter Helene sein Verhängnis ent¬
Dichter die Geschichte des jungen Medardus Klähr
zuweilen passieren, daß er
gegen. Er verwehrt es den „hochmütig mörderischen
es gab übrigens zu jener Zeit in Wien eine bekannte
einfacher hätte geführt
Fingern“ einer Valois, einen Kranz auf dem Grabe
Bürgersfamilie dieses Namens — aufbaute.
Als
ausholt, dann
wieder
seiner Schwester niederzulegen und wird ob dieser Be¬
Friedrich Stapß ergriffen worden war und unumwunden
Konzentrierung
aller
schimpfung der Prinzessin von deren Bräutigam zum
seine Absicht, den Kaiser umzubringen, gestanden hatte,
wäre, um eine
unver¬
Zweikampf gefordert. Verwundet kehrt er heim und emp¬
da ließ ihn Napoleon, durch seine heldenhafte Haltung
abzuwehren,
sachte
fängt alsbald den Besuch der Kammerzofe Helenens, die
bestochen, vorführen und richtete, wie Historiker berichten,
er
mit einem Stich
ihrem verwundeten Beleidiger Blumen übersendet. Da
an ihn die Frage: „Würden Sie es mir danken, wenn
als gelte es nicht, ge¬
wird nun seine Rachegier auf eine neue Spur gewiesen:
ich Sie begnadigte?“, worauf Stapß erwiderte: „Ich
en, sondern durch harm¬
er will die Prinzessin zu seiner Geliebten machen und
würde Sie doch zu töten suchen!“ Dieser Vorfall und
rts zu schieben. So mag
ihre Schmach in alle Welt hinausposaunen. Aber
die Erschießung des Wiener Sattlermeisters Eschenbacher,
ß die dramatische Historie
diesen teuflischen Plan hatte Medardus nicht bloß der
den der Dichter als einen Onkel Klährs auftreten läßt,
nstlerischer Beziehung nur
Haß eingegeben, sondern auch — die Liebe. Dies die
sind die zwei wichtigsten historischen Ereignisse, auf denen
hl der auf offener Bühne
große tragische Schuld des jungen Medardus, die ihn
sich die Handlung der dramatischen Historie Schnitzlers
orden wäre, und anderer¬
denn auch an der Erfüllung jener zweiten größeren Sen¬
aufbaut. Es blieb also — selbstverständlich bei aller
psychologischer Kleinmalerei
dung hindert, zu der er sich berufen fühlt, als sein
Wahrung geschichtlicher Treue in der Zeichnung des
Zug ins Große hemmend
Onkel Eschenbacher von den Franzosen füsiliert wird. Er
großen historischen Hintergrundes — neben der Wahr¬
nicht unbedingt das Ganze
trachtet Navolonn nach dem Leben, aber er weiß, daß
heit noch gerade genug Raum für die Dichtung übrig.
hüllt werden müssen, damit
ihm sein Werk mißlingen wird. Hat ihm doch seine fürst¬
Das Schicksal des jungen Mebardus wird nämlich innig
Schritt überhöre, und die
liche Geliebte den Gedanken einzugeben versucht, den er
mit jenem eines Herzogs von Valois und dessen Familie
Fäden spinnende Historiette
vorher schon selbst in seinem zermarterten Hirn herum¬
verknüpft. Der alte, blinde Herzog träumt in seinem
gelitten, wenn der Szenen
gewälzi Erst als er Grund zur Annahme zu haben
Wiener Exil den Königstraum weiter, um dessen Willen
gerten Großstadt weniger
glaubt, daß Helene die Geliebte des Kaisers geworden,
er sein Vaterland hatte verlassen müssen. Einzelne Mit¬
lei Nebensächlichkeiten darf
rafst er sich auf, um seiner Sendung gerecht zu werden.
glieder seiner Familie und wenige Getreue träumen
mkeit
verschwenden, wenn
Aber — wie sagt doch Etzelt! — „Gott wollte ihn zum
diesen Traum mit oder tun so, als würden sie ihn mit¬
genießt, daß ein
Helden schaffen, der Lauf der Dinge machte einen
kräumen, um den kranken Herzog seiner schönen Lebens¬
sucht, die ihn zu
Narren aus ihm“-
— er ersticht nur Helene, die selbst mit
lüge nicht zu berauben. Wer da nicht mittut, ist der
und voll Ungestüm
dem Vorsatz nach Schönbrunn gekommen war, ein
junge Herzogssohn Francois, dem die Liebe der Wiener
entgegeneilt. Man
Attentat auf den Kaiser zu verüben. Was weiter folgt,
Bürgerstochter Agathe Klähr, einer Schwester des jungen
lichen Apparat der Aeußer¬
ist die Geschichte des Naumburger Predigersohnes Friedrich
Medardus, mehr bedeutet als alle Ansprüche auf die
nicht durch die endlose
Starß.
französische Königskrone. Und eben hier setzt die Tra¬
Theaterzettel verzeichnet,
gödie ein. Da an eine Verbindung angesichts des
Dies in knappen Zügen die Handlung, die nur zu
dlungen der Bühne, nicht
Widerstandes der herzoglichen Familie natürlich nicht
hre und das Donnern der
häfig bald hinter den Wolken des Pulverdampfes ver¬
zu denken ist, beschließen die Liebenden gemeinsam zu
ll den Tratsch und Klatsch
schwindet, bald im Wust geschichtlicher Anekdoten zu er¬
m Jahre 1809. Es ist ja sterben, und just in jener Nacht, da Medardus, der am sticken scheint. Straffere Szenenführung und beherzter
Verzicht auf allerlei Episoden und Episodenfiguren hätten
zweifellos wesentlich dazu beigetragen, den künstlerischen
Wert des Werkes zu heben. Man muß hier auf
das banale Wort zurückgreifen: Weniger wäre mehr
gewesen. Es wäre mehr gewesen, weil das mit echt
dichterischer Psychologie durchgeführte Drama des Medardus
plastischer hervortreten würde, während es so zeitweise
durch die Revue „Wien 1809“ stark zurückgedrängt wird.
Dem interessanten Problem, wie sich der kleine Wiener
den großen Napoleon vorstellte, das selbstverständlich
nicht außer Acht gelassen werden durfte, wird
denn
doch ein viel zu weiter Raum zugesprochen,
und je mehr sich die Tragödie vertieft, um so mehr geht
die ironisierende Kleinmalerei in die Breite. Man zieht
gewiß recht gern Herrn Berger über die Bühne trippeln,
aber zum Schluß wird man den gelinden Aerger nicht
los, daß man ihm gar so viel Aufmerksamkeit
geschenkt hat. Da wird man wohl schon viel leichter
mit dem „uralten Herrn“ fertig, der übrigens bei der
Lektüre gar nicht stört und erst auf dem Theater auch zu
einer jener Figuren wird, die eifrig daran mitarbeiten,
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