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DER JUNGE MEDARDUS.
Sechs Akte nach der gleichnamigen dramatischen Historie Arthur
Sciitziers, bearbeitet von L. Vajda, Fabrikat und Verleih:
Sascha Film, Vien. Länge: 2500 m. Urauf führung: Eos-Lichtspiele,
Wien, 5. Oktober.
Vorweg ist das Bestreben zu erkennen, mit allen Mit¬
teln die Scharte von ySodom und Gomorrhay auszuwetzen, wie denn
die Produkt ion Michael Kertész' nur gewinnen kann, seit sie den
Ballast des Pseudostars Doraine losgeworden ist.
Arthur Schnitzler schrieb den „Medardusy zum Jahrhun¬
dertahgedenken von 1809, an Napoleons Krieg gegen Oesterreich,
seine erste Niederlage bei Aspern und den Attentatsversuch, dem
Napoleon zwei Tage vor Friedensschluß beinahe zum opfer fie1.
Dieses Attentat plant bei Schnitzler der Junge Buchhändler Me¬
dardus Klähr aus einem Gemisch von persönlichen und patriot1¬
schen Motiven, ersticht aber nur die Royalistin Helene v. Valois,
seine Geliebte, ihrerseits wieder Napoleons Geliebte geworden,
um ihn töten und ihrem Gatten zum französischen Thron verheifen
zu können. Ungewollt zum Retter Napoleons geworden, weist ledar¬
dus die porsönliche Begnadigung des Kaisers zurück und stirbt am
Tag vor Friedensschluß mit vienerischer Geste vals dieses Krie¬
ges letzter und seitsamster Held).
Die Bearbeitung von L. Vajda: statt der Schnitzler¬
schen Degenklinge der ungarische Fokos. Der Viederschein von Krieg
und Schlacht in allen Schichten des Vienertums, die später zu
schmerzlicher Aktualität gelangte Virkung bis in den Alltag b11¬
den einen Hauptreiz des Theaterstücks, und auch die gelungensten
Schlachtbilder können ihn, da er fehlt, nicht ersetzen, wohl aber
die objektive Stellung des Dichters zum Kriege verschieben. Die
Form einer dramatischen Historie in 17 Bildern und mit 70 Rollen
schien zu breiterer Verf ilmung direkt einzuladen, und es ist merk¬
würdig, daß umgekehrt diesmal der Film die größere Zusammenstraf¬