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21. Kontesse Mizzi oder der Fanilientag
ae Christlania, Gent, Kopen¬
Mc Maland, Minnespolls, New-Vork.
an Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Auschnit aust Bukowinner Vollnbinte
I. öster.behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnite
vom:7 nk4 1909
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
Cheater.
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Komtesse Mizzi. Djamileh. Ballet.
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Würdig wurde der Vorabend des allerhöchsten
+0. 1909
Namensfestes mit einer Festouvertüre und der Volks¬
Ausschnitt aus:
hymne, die vom Hause stehend angehört wurde.
Czernewiser Pagblat, Csernonte
vom.
eingeleitet; unwürdig eines solchen Vorabends waren
nur die Kunstbrocken, die Herr Klein uns vor¬
gesetzt hat. Das erste Stückchen Komtesse Mizzi von
Theater und Kunst.
Schnitzler, dem leider bekannten Verfasser von
und Treppengeschichten, nennt sich echt
Czernowitz, 4. Oktober.
protzenhaft „Komödie“ und ist überhaupt gar kein
Drama, denn es besitzt keine Handlung, wenn man
„Comtesse Mizzi“
nicht etwa die Vorstellung eines Studenten in einem
oder: Der Familientag.
befreundeten Hause eine dramatische Handlung nennen
will. Es ist auch nichts Komisches darin, weder
Komödie in 1 Akt von Schnitzler.
diese Vorstellung noch die Situation noch die Vor¬
Im Stadtheater gab es gestern einen Abend à la
fabel, die wir aus dem Gespräch der Personen er¬
jardinière. Es fehlte nur noch eine kleine Operette und
ffahren; ein paar harmlose Witze machen zwar noch
wir hätten jedes Genre kennen gelernt. Komödie Oper
keine Komödie, aber Schnitzler will eben eine Ko¬
und Ballet waren nämlich vertreten. Würdig vertreten
mödie geschrieben haben und darum heißt sie so.
kann schon heute mit einigem Vorbehalt gesagt werden.
Aus dem Dialog erfahren wir, daß Graf Arpad
Der Schnitzlerische Einakter „Komtesse Mizzi“ bot auch ge¬
PPazmandy, der lieblose Vater einer nicht mehr
stern einem Teil des Schauspielensembles Gelegenheit, sich
jungen Tochter Mizzi, seit vielen Jahren ein Ver¬
einzuführen. „Komtesse Mizzi“ gehört zu den feineren
hältnis mit der Ballettänzerin Lolo Langhuber un¬
Nippes Schnitzlerischer Kunst. Eine einaktige Komödie,
terhalten hat, die nunmehr den Wiener Fiaker
aber von solchem Vollgehalt, daß man an die Konturen
Wasner heiratet; daß Fürst Ravenstein vor Jahren
eines großen Gesellschaftsbildes der Hocharistokratie denkt,
die sich selbst überlassene Mizzi verführt, ihr den
mit all ihren Schwächen und Auswüchsen, mit ihren Bou¬
kaum geborenen Sohn Philipp entführt und im ver¬
doirgeheimnissen und Eitelkeiten. Und es ist, als hätte
borgenen erzogen hat; daß die sitzengebliebene Kom¬
sie der feinfühlige Maler in einem Augenblicke festgehalten,
tesse Mizzi malen lernt und ihren Professor Wind¬
in welchem sie sich im tiefsten Neglige unbeachtet wähnen.
hofer seiner Frau abspenstig macht. Fürst Ravenstein
Aber er reproduziert die Blößen mit vornehmer Diskretion.
stellt nun seinen Sohn Philipp der unbekannten
Darum gibt es hier auch für den Darsteller kein Pointieren
Mutter und dem Großvater vor. Herr Bogy¬
und Markieren. Die Wirkung liegt in dem feinziselierten
anskys (Graf Pazmandy) hatte gar nichts Aristo¬
Worte und wächst aus der Situation heraus.
kratisches an sich, nicht einmal die Reitstiefel waren
Von den gestrigen Darstellern scheint uns zunächst
es, war aber dafür eine vorzügliche Kopie des
Frl. Sartoff ihre Aufgabe richtig erfaßt zu haben und
Schweinezüchters im „Zigeunerbaron“. Von dieser
sie gab ihren Part mit einer künstlerischen Noblesse und
Figur hat Herrn Huttegs Ravenstein angenehm
Gewandtheit, die zu den schönsten Erwartungen berechtigt.
abgestochen, nur war sein Aussehen seinem siebzehn¬
jährigen Sohn gegenüber allzujugendlich. Dieser
Sohn Philipp (Herr Heinz) war übertrieben
Bei Herrn Heinz zeigte sich auch gestern ein starkes dar¬
lustig und närrisch wie ein junger Hund. Tadellos
stellerisches Talent. Auch Frl. Stoeger wußte den rich¬
haben ihre Rolle Frl. Sartoff (Mizzi) und Herr
tigen Ton zu treffen, was von Herrn Bogyanski leider
— Der zweite
Grünau (Windhofer) gespielt.
nicht gesagt werden kann. Er dachte wohl an eine unga¬
Brocken war die einaktige Oper Djamileh (sprich
rische Akzentuierung, was ihm jedoch mißlang und er ver¬
Dschamileh) von Bizet. Die Musik ist schön, ohne
fiel in ein Schreien und Poltern, welches den ungarischen
originell zu sein, und etwas schwierig; daher waren
Grafen zum Feldwebel degradierte. Hoffentlich findet er
leichte Entgleisungen im Orchester und im Gesang
bald Gelegenheit, uns eine Probe seines besseren Könnens
zu verzeichnen. Auch hier kann von dramatischer
zu bieten. Die Leistung des Herrn Huttig verdient ge¬
Handlung kaum die Rede sein: Der reiche Türke
K.
lobt zu werden.
Harun liebt seine Sklavin Dschamileh und erprobt
WW.W.
sihr Herz in kindlich naiver Weise, indem er ihr
wiederholt sagt, daß er sie nicht liebe und ihr die
FFreiheit schenken wolle, bis sie schließlich als Tän¬
zerin verkleidet ihn weinend anfleht, sie nicht zu
iverstoßen, weil sie ohne ihn nicht leben könne.
Splendiano, Haruns Erzieher, der sich auf die
schöne Dschamileh Hoffnungen gemacht hat, muß
Inun leer ausgehen. Frl. Zrost=Radon (Dscha¬
tenden Kosiuin anf Derein¬
mileb) hat in ihrem