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„OBSERVER‘
I. östen. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Nemibunder Nachrickten, Ha.
Hamhungern¬
Deli, Hambung
rieneschricktnk.
vom:
8 1.MAl 1854
26 JINT 763
4
GABE
Wiener Abeno
in ioier Stosiheate.
Wiener Abend in Alkona.
Ob die Idee, Arthur Schnitzler mit —
„Komtesse Mizzi=“—
Leo Fall zu verbinden, gtücklich zu nennen ist,
Das Altonaer Stadttheater hat am Ende seiner Spielzeit
dürfte zu bezweifeln sein. Statt des hoffnungslos
einen aristokratischen Einakter von Arthur Schnitzler und ein
sentimentalen Singspiels „Brüderleinfein“
volkstümliches Singspiel von Leo Fall zu einem niederdeutschen
hätte man besser einen zweiten Einakter von
„Wiener Abend“ verbunden. Es sieht so aus, als ob man für den
Schnitzler gewählt, um damit den Abend zu einer
Dichter, dem der gesamte Inhalt des Programmheftes gewidmet
Schnitzler=Gedenkfeier zu runden. Denn nachdem
die Hamburger Bühnen, mit Ausnahme des
ist, einen Gedächtnisabend veranstalten wollte, daß man aber
Thalia=Theaters, es unterlassen haben, zu Ehren
fürchtete, beim Altonaer Publikum nicht das entsprechende Ver¬
des im vorigen Jahre verstorbenen Wiener Dich¬
ständnis zu finden — zumal in dieser Zeit. Deshalb blieb für
ters, der vor kurzem siebzig geworden wäre, das
Schnitzler nur ein halber Abend, und deshalb wählte man aus
eine oder das andere Bühnenwerr Schnitzlers
seinen kleinen Stücken eins der wenigen heiteren — allerdings ein
herauszubringen, hätte sich Altona ein Verdienst
Stück, das schwieriger zu spielen ist als beinahe jedes seiner
erwerben können. So mußte es eine halbe Sache
bleiben.
kleinen Schau= und Trauerspiele. Denn die Komödie von „Kom¬
tesse Mizzi“ ist so sehr und so ausschließlich auf die
Ueberhaupt stand der Abend unter einem un¬
Atmosphäre einer exklusiven, heute auch in Österreich aus¬
günstigen Stern. Die Pause dehnte sich endlos,
gestorbenen Gesellschaft abgestimmt, daß die Schlagwortmeinung der
bis bekanntgegeben wurde, daß Herr Giese plötz¬
Banausen, dies sei das typische Theater der Vergangenheit, nur
lich erkrankt sei, aber „hoffentlich“ doch noch
werde auftreten können. Und für Singspiele fehlt
von einer tief verstehenden und bis ins Letzte spezialisierten In¬
dem Theater ein leistungsfähiges Orchester, feh¬
szenierung widerlegt werden kann. Gerechterweise ist vom
len ihm Stimmen. Gustel Busch, eine sehr ver¬
Altonaer Stadttheater eine solche Spezialität nicht zu verlangen;
wendbare Künstlerin, uno Harry Giese be¬
im Rahmen der verhältnismäßigen Ansprüche aber erlebt man eine
mühten sich redlich, die liebenswürdige ver¬
angenehme überraschung.
sunkene Welt in ihrer Stimmung herauf¬
Wohl ist das Ganze zu grob geschnitten, und wohl sind viele
zubeschwören, aber gesanglich reichen sie nicht
Einzelheiten zu dick aufgetragen; aber eine Stimmung — zwischen
aus. Auch Waldtraut Fölß ist den Anforderun¬
gen, die ihre Rolle stellt, nicht gewachsen; sie sang
Ironie und Trauer — kommt zustande, und auch eine Handlung#
durchweg — nicht nur um Nüancen — zu tief

zwischen Werden und Vergehen — schließt sich. Das ist das
und brachte damit ihre Szenen um die Wirkung.
Verdienstdes Spielleiters Günther Bobrik, „dem es gelungen ist,
Die auffälligsten Mängel werden sich wohl in Zu¬
das wesentliche Kennzeichen einer Atmosphäre, eines Spiels und
kunft beheben lassen.
einer Stimmung — eine allgemeine Dämpfung, eine allgemeine
Die Komödie „Komtesse Mizzi“
die
und besondere Haltung — deutlich werden zu lassen. Zwar ist
den Abend eröffnete, ist im Atmosphärischen
Wilhelm Walters Graf nicht nur durch den schwarz gefärbten
echtester Schnitzler wenngleich sie als Theater¬
Schnurrbart, den er statt des vorgeschriebenen grauen trägt, von
stück nicht recht befriedigt. Außerdem war die
Aufführung unter Dr. Bobriks Leitung nicht
Schnitzlers deutsch=magyarischer Verkörperung (des französischen
dgzu angetan, den Abstand der Welt dieser
Wahlspruches Passons-lä-dessus) unterschieden; aber er vermag doch
Komödie von der unfrigen vergessen zu machen.
die Figur im Menschlichen aufleben zu lassen. Zwar ist der Fürst
Am besten traf Wilhelm Walter den Ton;
von Curt Gerdes nicht der Idealtyp eines Diplomaten
aber schon Grete Holtz als alternde Mizzi und
wienerisch=pariserischer Schule; aber trifft doch den leisen Ton von
vollends Curt Gerdes blieben außerhalb ihrer
fünfundfünfzig wohlverbrachten Jahren. Zwar unterschätzt Frau
Rollen. Auch die sonst so gewandte Lotte Klein
Lotte Klein als Lolo das noch immer „Fesche“ ihrer allen so
und Robert Harprecht spielten nicht Schnitz¬
sympathischen Person; aber sie versteht sich auf den Dialekt und
ler, sondern Schwank, so daß die Darstellung,
trotz sorgfältiger Regie, im Aeußerlichen stecken
auf das Dialektische. Nur der Malprofessor ist (als Maske und
blieb: ohne die Seele des alten Oesterreichs, die
mit seiner Szene) ins Subalterne abgerutscht, — aber für diese
Schnitzler so unnachahmlich zum Klingen ge¬
negative Ausnahme gibt es zwei vollkommen positive Leistungen:
bracht hat.
erstens Robert Harprecht, der die Frische und den Charme des
Das Publikum nahm die beiden Stücke bei¬
sleinen Philipp mitbringt, zweitens Grete Holt, Komtesse Mizzi.
fällig auf.
g. m.
die hat die äußere Herbe und das innere Temperament, den
eichten Ton und den mit vielen Spannungen geladenen Unterton.
Sie hat Anmut und Humor, und sie bestätigt ihren schon des
öfteren gerühmten Vorzug, nicht nur eine der liebenswürdigsten
Erscheinungen, sondern auch eine der schätzenswertesten Charakter¬
spi##innen in Altena zu sein.
über die anschließ
„Brüderlein fei
Musik, die der vor sie
teils aus Eigenem, teil
Drechsler, des Hauskol
nand Raimunds, zusa
sentimental, wie sie hie
war keineswegs so abs
Bild erscheint. Harry
Busch, seine Frau,