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20. Zwischenspiel box 25/1
sten Mimlattonm Monin PPtste I1.
S
oner Privatschule, wo er sich bereits als
blieben Irvings Repertoirstück bis zuletzt. Noch am letzten
I der Elite der Londoner Gesellschaft gefüllt, und nach der Auf¬
ete. Er bildete das Talent in einer De¬
Donnerstag hat Irving sie in Bradford aufgeführt, aber er
führung gab Irving auf der Bühne einem auserlesenen Kreise
eiter aus, und sein Entschluß, den kauf¬
sprach manche Stellen, die er sonst stehend zu sprechen pflegte.
von Gönnern und Freunden ein Souper. 1895 wurde Iwving
sitzend.
den er dann ergriffen, baldigst mit dem
„gerittert“, was vorher noch nie einem Schauspieler
zu vertauschen, stand fest.
Nach Irvings Erfolg in den „Bells“ gab es bald weitere
widerfahren war. Er hatie den Titel vorher einmal
Erfolge im Lyceum=Theater: „Charles I.“ (von W. G.
abgelehnt. Dann wurde ihm einmal bedeutet, er dürfe bei
Vorsiadt=Theater im Biedermeier=Stile
Hofe erscheinen — als Doctor honoris causa in alade¬
Wills), „Engene Aram“ und „Richelien“. Im Oktober
“ genannt, in dem Irving sich als Knabe
1874 trat Irving, noch unter Batemanscher Direktion zum ersten
mischer Robe. Irving kränkte es, daß er als Doktor, aber nicht
-Darstellung des Samnel Pheips begeistert
als Schauspieler geladen werden solle, und er nahm dann den
Male als „Hamlet“ auf, und sein Ruf als Shakespeare¬
heute dicht bei Islingion, nur führt man
Rittertitel an. Auf dem Theaterzettel blieb er aber nach wie
Darsteller war damit begründet. Das Stück wurde 200 mal
eare mehr daselbst auf, sonder Schauer¬
vor der einfache Henry Irving.
hintereinander gegeben. Die eigenartig ruhig vornehme und
16=Nummern. Der erste Schauspieler von
Es war bezeichnend für die Richtung dieses Künstlers, daß
dabei melancholische Darstellung des Charakters des Dänen¬
*. William Hoskins, gab damals dem
er keine moderne Stücke aufführte. Er war und blieb der Ro¬
prinzen durch Irving wich sehr von der Tradition ab und rief
8 Uhr morgens dramatischen Unterricht, und
mantiker. Eine Ausnahme machte „Der Medizinmann“ von
eine ganze polemische Literatur hervor. Irving hatte aber den
e Schauspieler. Es begannen lange Wan¬
Hichens und Traill (1898). Das war allerdings ein Stück
Erfolg auf seiner Seite, und als er den „Hamlet“ später in
d und Schottland, und Irving soll in diesen
aus dem modernen Leben Irving trat darin als Arzt auf,
Dublin aufführte überreichte ihm das dortige Trinity=College
ie 500 bis 600 verschiebene Rollen gespiel:
eine Huldigungs=Adresse.
ganz wie er auf der Straße aussah, aber als einArzt mit mystische
hypnotischer Kraft, und dieser mystische Zug war wieder echt
Irvings Erscheinen im Lyceum=Theater bedeutete eine He¬
ufzehnjährigen Nomadenleben machte sich
Irvingsch. Dieses interessante Stück hielt sich leider nicht lange.
bung des englischen Theaters überhaupt. Das Lyceum=Theater
ber 1871 im Lyceum=Theater in London
Dagegen wurde ein anderes auch modern zu nennendes Stück
wurde eine wirkliche Kunststätte, und namentlich dann, als Ir¬
hen. Ein Amseikaner namens Bateman,
Conan Doyles „Waterloo“ ein Repertoirestück Irvings, und
ving dieses Theater 1878 selbst gepachtet hatte. Jede neue
Pateman na##e, hatte das Lyceum=Theatel,
seine Darstellung des senilen Korporal Brewster war eine seiner
Aufführung wurde nun eine eigene Leistung Irvings bis in
rschiedenen Zwecken gedient hatte, gepachtet,
besten Leistungen. Der Ruf des sich einer Schlacht erinnernden
alle Einzelheiten. Miß Ellen Terry wurde engagiert, und
eTochter dort auftreten zu lassen. Irving
greisen Korporals: „Die Garde braucht Munition, sie soll sie
auf künstlerische und historisch getreue Inszenierung wurde der
nengagiert. Bateman begann mit Mi߬
haben!“ wird in der Erinnerung der Verehrer Irvings ebenso
größte Wert gelegt. 1879 brachte Irving den „Kaufmann von
licher Verzweiflung ging Pateman auf den
weiterleben, wie die Worte des sterbenden Erzbischof Becket, mit
Venedig“ zur Aufführung nut Miß Porzia und die Inszenie¬
ein, eine Bearbeitung des „Juif Polonais“
denen Irving gestern auf der Bühne von Bradford niedersank,
rung brachte den Schauplatz Venedig vorzüglich zur Geltung.
trian, die ein Nechtsanwalt Leopold Le¬
worauf er wenige Minuten später selbst aus dem Leben schjed.
angeboten hatte, aufführen zu lassen. Das
Irving tat in dieser Richtung bisweilen des Guten zu viel.
ne unter dem Titel „The Bells“, und der
Seine kostspieligen Inszenierungen brachten ihm mitunter sinan¬
Ganz London strömte hin um Irvinn
zielle Mißerfolge, und er konnte es in Folge dessen nie zu Ver¬
Wiener Theater. ###//
Mathias zu sehen, wie er sich benimmt, als
mögen bringen. „Cymbeline“ im Jahre 1896, Coriolanus“
AeCnWien, 11. Sttober.
mystischen Glocken hort. Irving hatte plötz¬
1901. „Peter der Große“, von Irvings Sohn Lawrence ver¬
##gtheate:: „Iwischensdiel“, Komödte in 3 Akten von Arihar
und „Oberst“ Bateman erwarb ein Ver¬
faßt und 1898 aufgeführt, waren Stücke, deren Inszenierung
Schnitzler. — Erste Aufführung: 12 Oktober 1995)
sehr viel kostete, die sich aber nicht lange auf dem Repertoire
Artyur Schnitzler läßt in seiner neuen Komödie „Zwi¬
hielten. Nicht besser ging es Sardous „Robespiere“ 1899.
Henty Irving gesagt, er sei ein Schauspieler,
schenspiel“ den Dichter=Raisonneur sagen: „Das ist ja das
aufgeführt, welches Stück Sardou eigens für das Lyccum¬
Ehen noch auf der Bühne zu gehen verstünde.
Charatteristische allet Uebergangsepochen, daß Verwickun¬
Theater geschrieben hatte.
r rauh und unmelodisch, seine Sprechweise
gen, die für die nächste Gencration vielleicht
1899 hatte Irving das Lyceum=Theater einer Aktiengesell
d seine Bewegungen waren eckig, dazu kam
garnicht mehr existieren werden, tragisch enden müs¬
schaft abgetreten, die so schlechte Geschäfte machte, daß sie das
er mit den dünnen Beinen. Diese außeren
sen, wenn ein leidlich anständiger Mensch hineingerät.“ Die
Theater in ein Pariêté=Theater umbauen ließ. 1903 brachte
nen Irving in manchen Rollen gerade sehr
Verwicklung, die für die nächste Generation vielleicht gar nicht
mehr existieren wird, ist hier ein kleines crotisches Zwischenspiel
Irving Sardous „Dante“ ein großes Ausstattungsstück, zu¬
entlich in den „Bolls“. Und besonders ka
in der Ehe. Heute müsse sie, so sagt uns das Stück, für die leid¬
Aufführung, und sein Erscheinen dort nach längerer Krankheit
zu Hilfe, wenn es Irving möglich geweser
lich anständigen Menschen tragisch enden, weil grade die Anstän¬
gab Anlaß zu großen Ovationen. An solchen fehlte es Irvina
seinem Charakter und seiner Persönlich
digen in demmoralischen Schnürleib der ehelichen Treue stecken.
überhaupt nicht. Sein Erscheinen in irgendeiner Provinzial
Irving machte aus dem Matthias eine ganz
Die Zukunft werde entweder die Ehe überhaupt nicht mehr ken¬
stadt wurde zu einem offiziellen Ereignisse — es gab festliche
erende Zigur, die einer romantischen, durch¬
neu oder gewiß nicht mehr die strenge Einzelehe mit ihrer Aus¬
Empfänge durch Bürgermeister und Gemeinderat. Eine Pre¬
angehörte und garnickt mehr der einfache
schließlichkeit und sexuellen Disziplin. Schöne und gesunde
mière im Lyccumtheater wurde immer mehr zu einem gesell
er war. wie er in der Dorfgeschichte erschien
Menschen werden einander begehren und nicht begreifen, daß
Coquelin in Paris darstellte „The Bells“I schaftlich=festlichen Ereignis, das ganze Theater war dann mit i die Befriedigung ihres Verlangens irgendwie verboten sein