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20. Zuischensniel
KEEASA- S
allerlei Gründen. Zweitens: überhaupt, und erstens: weil lassen. Die eine: daß die Cheleute von den Gipfeln der amüsant sein könnte, wenn
die Menschen, namentlich die Damen, nicht monogam sind. Liebe einen allmälichen und sanften Abstieg ins Tal der sauste, was aber so, in sein
Freundschaft finden; die andere: daß beide genug reizvolle, tuerei maßlos fad ist.
Um das Jnnige, rein
Was ja die Urzelle aller erotischen Verwicklungen ist und
die Aufrichtung der Ehe, als einer Schutzwehr zur wandelbare und unerschöpfliche Menschen sind, um sich
immer wieder von neuem ineinander zu verlieben. Was man stärker fühlen zu lassen, mach
Da hat er, in der gemeinsch
Hemmung der polygamischen Instinkte, bedingt hat.
vielleicht ganz allgemein so ausdrücken kann: Es gibt keine
Amadeus und Cäcilie, sexuell einander langweilig, menschlich
aber innig liiert, kochen ihren Ehebund zu einem Freund dauernde Liebe, keine Liebe in continuo. Eine Dauer=Itertium medium zwischen
schaftsbund um, spielen die Ueberlegenen, schenken einander liebe, das ist: eine Liebe, welche das Wunder in sich hat, erst viel zu erläutern brau
große Freiheiten, würgen alle Eifersucht hinunter und so oft sie auch stirbt, immer wieder neue Auferstehung zu die Namen schon sind feuch
auf Löschpapier legt, mach
sprechen mit erstickter Stimme liberale Apercus. Ja, aber feiern. Aber sterben muß sie!
Im „Zwischenspiel“ wirbeln die zwei Methoden, sich Und weil im Stück soviel
man ist nicht sieben Jahre lang in der ehelichen Melange
neu zu verlieben und die Liebe durch Freundschaft zu er= Symphonien und Tonarten u
durcheinandergerührt worden, ohne daß der Versuch, nun
setzen, durcheinander, stören sich gegenseitig. An jenem und Brahms und Wolf,
das Vielgemischte reinlich zu trennen, mißglücken müßte.
Abend hat Amadeus seine Cäcilie wieder besessen. Das einbruch der dramatischen 1
Im Anfang geht es ganz gut. Amadeus bekommt Jung¬
verzeiht sie ihm nicht und er macht ihr im dritten Akt die werden, den wir jetzt mite
gesellen=Rezidive und erlebt angenehme Abwechslungen;
geschmacklosesten Vorwürfe: warum sie's ihm gestattet hat, Nothelfer ist die Musik.
Cäcilie hätte auch nichts einzuwenden, Konsequenzen aus
wenn sie dann nachher so bös darüber sein wollte. Ich Dichter nicht jener Dusts
der wiedererlangten Freiheit zu ziehen, aber sie spielt nur
glaube, sie ist böse, weil sie in dem raschen Sieg der der die Seele der Hörer sa
mit den Möglichkeiten; zur Wirklichkeit kommt sie nicht.
Sinne die Wackeligkeit der Freundschaftsprinzipien kennen Ergriffenheit hinüberdrückt,
Warum? Der Autor drückt sich um diese wirklich inter¬
lernt; weil sie den Rausch als Rausch erkennt, also als stellt man ein wenig Musi
essante Frage, die an die tiefsten seelischen und physio¬
etwas Augenblickliches, das sich zu nichts Ewigem weiten ließe; die Bühne, und gleich
logischen Geheimnisse der Frau rührt, bescheiden herum:
„Irgend etwas läßt er seine Cäcilie sagen — macht uns weil sie ihre Fähigkeit, zu unterliegen, in ihrer ganzens parfüm über die Szene un
auch dann noch zögern, wenn wir schon längst entschlossen Größe begrissen hat und als Grund seiner verliebten Gier Aktschluß wird einmal imm
ahnt, „daß sie als eine andere zu ihm kam". Sie fühlt, daß er Aufzuges im „Zwischenspi
sind.“ Irgend etwas! „Na, lassen wir das,“ sagt Imro
sie die Cäcilie — mit ihr selbst — der neuen Cäcilie Brahms=Lied gesungen:
Fox im Apollo=Theater, wenn er das schwere Fremdwort
— betrogen hat. Eine etwas verzwickte Fühlerei, die dreimal beginnt sie wieder
nicht herausbringt, und fährt sich mit einer verlegenen Geste
hoffentlich ganz anders vom Dichter gemeint ist, als ich gezwungen, den Stimmung
mit dem Zeigefinger zwischen Hals und Hemdkragen. Im
sie zu verstehen glaube. Und nun, renus sie stantibus, Und dieses aufdringliche
Musik! „Ja, ein Capriccio,
Anfang also geht es halbwegs. Aber als Cäcilie wieder
heimkehrt, von der Freiheit verjüngt, brann gebrannt von jagen sich die vier: Amadeus, Cäcilie, der witzige Räso¬
der Sonne männlicher Begierden, die überall den Weg der neur und der Geist des Autors, mit ihren Theorien durchs Stück, vielleicht ein „Capri
Zimmer, fangen und entfliehen einander, verstecken sich Auf einmal haben die Wi
schönen Frau umslammte, gleichsam im Blut regeneriert
— da geht die hinter Prinzipien, verduften hinter dialektischen Trug=sin allen Gliedern. Aber
durch Verlangen und Verlangtwerden
Freundschaftslüge des Gemahls entzwei und in einer Flut schlüssen, stolpern über ihre Weisheit, stechen mit ihren sentimentale Oberflächlicht
verliebter Regungen schwimmen die Trümmer seiner Weis=Wahrheiten in die Luft und malträtieren einander mit der Klänge, die ihnen zu
heit davon. So daß in der Komödie also, wahrscheinlich preziösen Erkenntnissen. Wenn der Geist des Autors nicht den Zuschauer mürbe zu 1
dem Dichter selbst unbewußt, die zwei einzigen Eventuali= mehr weiter kann, flüchtet er zu dem Pfosten: Ironie, der der eigenen Ideen und die
täten angetippt werden, die eine eheliche Beziehung zwischen wie der „Leopold“ im Fangerlspiel aufgerichtet ist, und wo er nicht vermochten. Man mnn
höher gearteten Menschen auf die Dauer möglich erscheinen natürlich nicht mehr erwischt werden darf. Was alles ganz den Wirkungen der Musik