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20. Zuischenspiel box 25/1
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sich, die Sinne geraten in Aufruhr, Mann und Weib stürzen würdige Mischung von zärtlicher Melancholie und feinster Ironie, (hatte nachts, wohl
Seine Künstlerhand Flaschen Chltal
einander in die Arme, und man fühlt sich menschlich gepackt... die ganz sein Eigentum ist.
Nach der stürmischen Liebesnacht stellen sich die psychologischen An- hat die feinsten Nerven, Beweglichkeit und Geschicklichkeit. Beisals sehr bedenklich
Was Sven Lange z
fälle nur um so heftiger ein. Zwar Amadeus ist noch immer ganz den lustspielhaften Szenen des neuen Stückes hat das
wird nicht angegeben. So
Flamme, so heftig hat diese zweite Hochzeitsnacht bei ihm ge= Publikum förmlich aufgeatmet, jeder Satz hat eingeschlagen und
behaglichen Verhältnissea —
zündet, aber Cäcilie gießt ganze Eimer kalten Wassers mit ihren die Sentenzen des Räsoneurs der Komödie, des Schriftstellers
des königlichen Hoftheater
Reden über ihn aus. Sie ist ganz Klugheit und überlegener Albertus Rhon, haben Messerschärfe und das Blitzen des Stahls.
mit dem. Ertrag seiner lite
Verstand: „Verdienen denn die vielen Stunden, in denen wir all= Bestes Lustspiel ist die Abschiedsszene der Ehegatten im ersten Akt
Romane wie seine Drau
mählich unsere Zärtlichkeit schwinden fühlten — die vielen Stunden, mit ihrem Ineinandergleiten humoristischer und elegischer Stim¬
viel Anhang — einige
mungen.... Statt sich innerhalb der Grenzen seiner vornehmen
verdienen die
in dien es uns zu anderen lockte
Deutsche übersetzt worden
Begabung zu ergehen, hat sich aber Artur Schnitzler einem Hang
Wir
weniger Glauben als dieser Augenblick? ...
So namentlich sein Roman
waren weder geschaffen, uns ewig in Treue zu lieben, zur Grübelei und psychologischen Tüftelei ergeben, der ihn treibt,
lagen schon erlebt hat. Al
Freundschaft, rein sein Talent zu überspannen. So trägt auch diese Komödie Spuren
um unsere
Wien über die Bretter geg
noch stark genug,
zu erhalten. Andere fänden sich ab ... ich kann es nicht.“ Sie einer nervösen und krampfhaften Anspannung des Talents
sein fein psychologisches S
scheiden. Jene Liebesnacht war ein Zwischenspiel. Das Stück an sich, die sich in dem Hantieren mit Ibsenschen Schlagworten
hätte andere Lösungen gestattet. So hätte zum Beispiel jene und in dem psychologischen Ueberwitz verrät. Es stimmt traurig, theater aufgeführt, ohne
Nacht die Ehegatten wieder zu einander führen können. Oder es unser stärkstes und liebenswürdigstes Talent durch künstlerische zu erzielen. Das Stück e
Hofbühne. Viel mehr Gl
Selbstquälerei geschädigt zu sehen.
hätte die Rücksicht auf das Kind (bei Theaterdichtern sehr beliebt!) die
Den Amadeus Adams spielt Herr Kainz mit der Verbrecher“, das im vor
Gatten versöhnen können. Es ist kein Zweifel, daß das Publikum
Zusammenfassung aller seiner Künste. Je problematischer einftheater zur Darstellung ge
eine solche Lösung gern gesehen hätte. Nicht nur, weil das
Charakter, mit desto größerer Sicherheit stellt er ihn auf die das Stück gemanegert hat
Publikum den heiteren Schluß eines Stückes einem tragischen Schluß
Deutschland an, wo es
Bühne. Er hat die überzeugendsten Töne für alle he wahren,
Sven Lange weilte
vorzieht. Nicht nur, weil es die Sentimentalität, die leichte Rührung
zwiespältigen Empfindungen, für die Worte, die schon den Zweifel
liebt oder weil es dem theatralisch Handgreiflichen den Vorzug gibt,
Stuben“ einige Zeit in #
mit sich führen, für jene Lügen, mit denen man sich selbst beinahe
sondern vor allem, weil jene abgebrauchten, ordinären, handwerks¬
stellern vielfach in Verbin
belügt. Zwischen „Ja“ und „Nein“ kennt er hundert Nuancen,
mäßigen Lösungen doch eine innere Wahrheit haben, die über¬
und Haltlosigkeit erscheint nie liebenswürdiger, als wenn er den
triebene Spitzfindigkeit des Schnitzlerschen letzten Aktes aber nicht.
Sven La
Geschraubtheit oder überspitzte Manier im Stile eines raschen Wechsel von Stimmungen, ihr Flackern, Verlöschen und Auf¬
Sven Lange hat
Schriftstellers deuten darauf hin, daß er klüger und geistreicher lodern wiedergibt. Die Schnitzlersche Figur auszuarbeiten, war für ihn
scheinen will, als er ist, sie deuten auf innere Widerstände, auf ein Fest. Die Sentenzen des Räsoneurs Albertus brachte Herr Albert Langer eine klei
[Treßler derb, aber wirksam vor, und die gefährliche Rolle des er sich selbst, wie folgt,
einen Zwang, kurz auf ein böses Gewissen, dessen Stimme be¬
„Sven Lange wurd
täubt werden soll. Im gewundenen Gange des neuen Bühnen= Fürsten Sigismund war dem Takt und der Diskretion Korffs
werkes Artur Schnitzlers, wo jedes Wort ironisch gedreht anvertraut. Die Rolle der Cäcilie war durch Fräulein Witt ge=artigste von vier Geschwi
wird, verrät sich etwas Aehnliches. Jener Reichtum psychologischen fährdet. Ihre spröde und gezierte Art, ihr innerlich schwungloses entwickelte er sich nach un
Witzes scheint mir eine innere Stimme zu betäuben be= Wesen brachte Kälte auf die Bühne; wenn Cäcilie, von den ungern bei den bösen S#
stimmt, und diese innere Stimme sagt: ich bin eigentlich Verlockungen des Lebens angeglüht, wieder das Haus betritt, im Leben hat er das Ge
ein Lustspieldichter. Gewiß, und der erste deutsche Künstler des muß es auch dem Zuschauer warm werden, aber an Stelle eines bewahrt. Er ist sanftmü
Lustspiels und Gesellschaftsstückes noch dazu. Er besitzt eine Kunst leidenschaftlichen Weibes sah man eine verständige Dame. Man ist still und bescheiden in
des leichten und graziösen Dialoges, die niemand erreicht. Er weiß wurde wieder erinnert, daß dem Burgtheater eine Darstellerin für mann, der beste Vater fü
Dr. Max Graf. ldeuten, daß die Gesellscha
Pointen zur schärfsten Spitze zuzuschleifen. Er besitzt eine liebens= moderne Frauenrollen fehlt.