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20. Zuischensniel
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S
kin diesem alles Seelische bloßlegenden Dialogen zwischen Mann
und Frau ist von einer Zartheit, Subtilität und dem diskreten
Aut %5 Feuilleton.
Verstehen erfüllt, die heute nur Schnitzler in Worte zu legen

vermag. Außer den beiden ziemlich blaß gebliebenen Gestalten,
Berliner Cheaterbrief.
Aus Berlin wird uns geschrieben: Schnitzlers neues Stück die als außereheliche Partner der beiden Eheleute vorgeführt
werden, steht noch ein zweites Ehepaar neben ihnen, ihre
das am Seunabend im „Lessing¬
„Zwischenspiel“
Freunde, der Schriftsteller Albertus Rhon und seine Frau.
Theater“ zum erstenmale aufgeführt wurde, nennt sich eine
Rhon ist die Figur, in der der selbst zweifelnde, bewußte Dichter
Komödie in drei Akten. Aber wir dürfen von dem seinen
salle seine eigenen Bedenken gegen das Stück in romantischer
melancholisch zarten Wiener kein fröhliches Gelächter und kei¬
Subjektivität laut werden läßt; er hat die Funktion des räson¬
nen lustigen Humor erwarten. Sein Lachen klingt grell und
nierenden Chorns im französischen Salonstück und stört mit
ebitter in dem tragischen Scherzspiel seines „Reigen“ in den
seiner skeptischen Geistreichigkeit ein wenig die in leichten
Grotesken und Satiren, die ihm gelungen; diesmal ist es eine
Schwebungen hingleitenden ehelichen Seelendialoge. So ists
schwermütig leise Heiterkeit, in der ein gehaltener Ernst liegt.
manches sonderbar und unfertig, ja verwirrend in dem Stück,
Zwischen Lachen und Weinen schwankt das eheliche Zwischen¬
aber dennoch leuchtet aus allem die sicher formende Hand, die
*spiel des Kapellmeisters Amadens Adams und seiner Frau,
dichterische Größe Schnitzlers. Die Aufführung verstärkte dies
er Sängerin Cäcilie, bis es in einem schrillen ungewissen
Unwahrscheinlichkeiten des Werkes, anstatt sie zu mildern.
Akord ausklingt, und ebenso schwankt der Stil zwischen psy¬
Bassermanns schweres, die Tiefen aufwühlendes Ten.perament
chlldaischer Seelenschilderung und geistreich efsektvoller Cau¬
fand nicht den leicht graziösen künstlerisch unbesorgten Ton, den
ferie, zwischen dem Konfliktdrama und einer fast possenhaften
Zuspitzung. Das musikalische Ehepaar hat eine moderne Ehe dieser impulsiv bewegliche, träumerisch leidenschaftliche Musiker
haben muß. Reicher unterstrich noch die etwas aufdringliche
geschlossen, die auf vollständiger beiderseitiger Freiheit und
Dialektik der Gestalt und wirkte trotz all seiner genialen Cha¬
Aufrichtigkeit gegründet sein soll. Ein peinliches Intermezzu
rakterisierungskunst fast störend in den hochgestimmten Szenen
stellt sich ein; während er mit einer gefälligen Sängerin in eine
leichte Liaison gerät, wird sie von einem jungen Fürsten Sigis= des Schlusses. Am besten war Irene Triesch, wohl deg¬
halb, weil sie am wenigsten an künstlerischer Persönlichkeit auf¬
mund verehrt. Durch die gegenseitigen Geständnisse, die sie
zugeben hatte. So fand. die Aufführung eine freundliche, aber
sich nach der Verabredung machen, und die doch die größte Lüge
Dr. P. J.
sind, indem sie kühl und sachgemäß von Dingen reden, die beide nicht gerade begeisterte Aufnahme.
„Der Froschkönig“ oder „Manolescu, der Füpfl der
aufs tiefste erregen, wird die Situation bang und unerträglich.
Diebe“ — mit diesem Kolportageromantitel könnte sich die
Obwohl sich beide noch immer lieben, führt doch der Mann eine
neueste literarische“ Leistung schmücken, die das Königl.
Entscheidung herbei; sie wollen als „gute Freunde“, als „Ka¬
meraden“ mit einander verkehren. Aber solch ein Verhältnis Schauspielhaus seinem geduldigen Publikum vorführte.j5
Mit dem Froschkönig im Märchen, der tief im Sumpfe sitzt und
ist, wie der Raisonneur des Stückes bemerkt,zwischen zwei Per¬
sich aus dem Schlamme heraussehnt, der aber nicht sterben
sonen verschiedenen Geschlechts immer gefährlich. Amadeus
kann, weil unausrottbar in ihm die Hoffnung lebt, daß doch
verliebt sich in die neue Freundin und beginnt, um die eigene
Gattin glühend zu werben. Sie aber kann das grausame Ex=noch die Königstochter kommen und ihn durch ihren Kuß er¬
periment, durch das er sich zuerst von ihr getrennt, nicht ver=lösen wird, vergleicht sich der Held des Stückes, das Haupi]
gessen; auch sie liebt ihn noch wie immer, aber nach diesem einer höchst geschickten Langfinger=Gesellschaft. Der seine Mann
Zwischenspiel wäre ihr eine Rückkehr, ein Aufgeben ihrer Frei= im Gesellschaftskleide, der da auftritt, ist freilich ein Gauner
heit unmöglich. Sie ist zum eigenen freien Menschen erwacht, von besonderer Art, ein philosophischer Ganner, ein Mann von
und wenn sie sich noch einmal wiederfinden über ihrem Kind, Geist und Gemüt, mit der tiefen Melancholie im Herzen und
woran wir glauben dürsen, dann wird sie ihm freiwillig die gleich dem „Fliegenden Holländer“ nur von der Sehnsucht nach
Hand zu dem Finale ihrer Ehe reichen, nicht daß sie sich wieder Erlösung beseelt, kurz, unter alle den Larven der Gesellschaft die
in die alten Bande durch Schmeicheleien hineinziehen läßt, die einzig fühlende Brust. Die Welt hat sich schwer an ihm ver¬
der Mann eben frivol zerrissen. Die pfnchologische Feinheit gangen wodurch, wird nicht verraten — unsäglicher Haß und