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20. Zuischensniel
box 25/2
Der Roland von Berlin.
1804
IV.
Bliebe die Darstellung. Es gab da einen interessanten Vergleich.
Irene Triesch neben Bassermann. Vor vierzehn Tagen sprach ich, was
Bassermanns Schaffensart scheidet von der Else Lehmanns. Ich könnte
es heute wiederholen. Sage ich von Bassermann: er findet die Symbolik
der Einzelheit, von Irene Triesch möchte ich sagen: sie findet die Einzel¬
heit der Symbolik. In diesem Schnitzler kommt Bassermanns Schaffens¬
weise wie unter einem Vergrößerungsglase. Alles an ihm ist ruheloses
Bewegen, ein organisches Zusammenketten von Gebärden . .. von Ge¬
bärden! Dies absolute Zusammenhängen von Bewegung zu Bewegung
schafft eine Einheitlichkeit; man kann nicht sagen: dies ist ein Lichtpunkt,
jenes ein Schatten. Der Zusammenfluß der Elemente formt einen Or¬
ganismus, der in sich unlösbar wird. Ein Deutsch spricht er: man weiß
nicht, ist es weanerisch oder mannheimisch; sicher kein Theaterdeutsch. Ich
spreche es aus: all dem gegenüber verblaßte Irene Triesch zu einer Art
großzügiger Konvention. Bassermann drückt sich aus. Irene Triesch
spricht. Spricht sie von Freiheit, so rollt das Zungenr. Das ist der
Unterschied. Immer wieder kommt man dazu: ihr Element ist der
Schmerz. Wo jene wehe zitternden Halbtöne kommen, tief empor aus
einer gequälten Frauenbrust, da ist sie Siegerin. An dem Ausbruch des
dritten Aktes, da, wo sie am Schreibtisch steht und klagschreit, leise und
bebend, von Verzweiflung und unwahr gewesen sein, da steigt sie zum
Gipfel. Des ersten Aktes beleidigtes Sehnen aber, mit der gepreßten
Verhaltenheit, suchte sie nicht im Vokalischen, ihrer zwingendsten Waffe.
Sie unterstreicht mimisch; die Augenbrauen zucken; und in die Mund¬
u kel blitzt jäh herbe Härte. Hier tut sie das, in dessem Vermeiden
sonst Schnitzlers Zauber lag: sie verdeutlicht.
Hans Winand.
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