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20 Zuischenspiel
—rischen Botschaftern,
K n
Leute, die im Innern Musikanten wären, auch wenn
eine Schicksalslaune den Mann zum Kassenrevisor
Shrater und Mast.
und die Frau zur Zahnärztin gemacht hätte. Zwei
Menschen mit subtilen, auf die leifeste Reizung leb¬
Deutsches Schauspielhaus.
haft reagierenden Nerven. Nicht die Liebe allein hat
sie zusammengeführt, sondern auch die Betätigung auf
Baron Berger hat die wertlosen Karten, die er in
demselben Gebiet der Kunst. Und darum ist ihre Ehe
der Hand hatte, zu Anfang der Spielzeit fortgegeben
keine reine Liebesehe, die eins im andern aufgehen
und kommt nun Schlag auf Schlag mit seinen hohen
läßt und aus zwei getrennten Wesen eins macht.
Trümpsen heraus. Nach Shaws paradoxem Tendonz¬
Ider von beiden weiß, daß er als Künstler nur etwas
werk, Sudermanns Sensationsstück. Und danach gestern
sein kann, wenn er seine besondere Individualität,
Arthur Schnitzlers feine psychologische Studie
seine
Und weil
Persönlichkeit
streng wahrt.
„Zwischenspiel“. Schnitzler nennt seine Dichtung
beide
hat jeder von ihnen
das wissen,
Komödie. Nach alrem schiechten Brauch darf eine
vor der In¬
Ehrfurcht
auch eine heilige
Bühnendichtung nicht für sich stehen, sondern muß in
dividualität, der Persönlichkeit des andern. Sie unter¬
eine Rubrik gezwängt werden, auch wenn sie nicht
scheiden dabei nicht zwischen dem allgemein Menschlichen
hineinpaßt. Das „Zwischenspiel“ paßt nicht in die
und dem besonderen Künstlerischen. Und so machen sie
Rubrik: Komödie. Auch nicht in die benachbarte:
sich's zum Gesetz, daß jeder seinen Weg gehen, seinen
Tragikomödie. Es will sich überhaupt in keine der
Empfindungen und Eindrücken sich hingeben darf. Aber
hergebrachten Rubriken fügen. Wenn man seine Art
nicht heimlich vor dem andern, nicht im Gefühl, dem
klar machen will, muß man schon zu Bildern und
andern Unrecht zu tun. Wahrheit soll zwischen ihnen
so gar nichts hundfestes
Gleichnissen greifen. Es
sein und Offenheit. Gete Kameraden wollen sie sein,
und derbes, so gar nichts bekanntes und traditionelles
die nichts vor einander verbergen. Der Mann hat den
in diesem Werk. Es ist alles so fein und zart, als
Gedanken gefaßt, dem ie Frau zustimmt. Der über¬
wäre es aus Marienfäder gewoben, so dämmerig glän¬
sinnlich=sinnliche Schwät ner hat dabei nur übersehen,
zend, als hinge es im Netz silberner Mondenstrahlen,
daß die Liebe ihr Gesetz in sich selbst trägt und sich kein
Während man den Gesprächen und Vorgängen auf
anderes vorschreiben läßt. Und so muß er's erleben,
der Bühne folgt, meint man, einen von jenen exo¬
daß seine Frau sich von ihm abwendet und ihren Le¬
tischen Faltern zu sehen, die mehr einer Blume
bensweg von dem seinen für immer trennt, just da, als
gleichen als einem Tier. Oder eine jener wunder¬
ihm selber klar wird, daß das Gefühl, das er für sie
lichen Orchideen, die eher ein Lebewesen scheinen als
egt, stärker ist als alle Theorie, daß auch der Künstler
eine Blüte. Oder eines jener irisierenden gläsernen
nur ein Mensch ist. Er wollte aus seinem Leben, sei¬
Wunder, denen ein verträumter Muraneser Künstler
er Ehe ein Capriccio machen: nun wird wider seinen
die Form eines Trinkgefäßes gab, die aber fast zu
Willen daraus ein Capriccio doloroso.
zart für die Berührung sind, geschweige denn, daß
Zergliedern wir das nicht im einzelnen! Versuchen
man ihre Höhlung mit einem Getränk — und wäre
wir nicht, trocken nachzuerzählen, wie es sich vor uns ab¬
es noch so edel — füllen dürfte. Ein Seltsames, ein
spielt, vor uns auslebt. Der Reiz des Werkes liegt
Erlesenes, wie diese köstlichen Dinge, ist auch Schnitz¬
nicht in der Handlung, die sich im knappen Rahmen
lers „Zwischenspiel“. Etwas, dem man nicht mit dem
einer Anekdote berichten ließe. Bei diesem Musikan¬
Verstande, sondern nur mit dem Gefühl gerecht wer¬
tenstück ist es der Ton, der die Musik macht. Schnitzler
den kann. Das man entweder auf den ersten Blick
zergliedert die Seelen seiner Personen mit einer psy¬
lieb hat oder nie sich zu eigen macht.
chologischen Schärfe, die er von Ibsen gelernt hat.
Aber dieser Schärfe ist eine lässige Grazie, eine ver¬
Der Dichter führt uns in sein heimatliches Wien.
träumte Weichheit beigemischt, wie Ibsen sie nie besessen
Aber nicht in eine typische Wiener Familie, sondern
hat, wie sie nur unter dem heitren Himmel Wiens ge¬
Ein Musikantenheim. Der
in ein Künstlerheim.
deihen konnte. Und in dieser eigentümlichen Mischung
Mann ist Kapellmeister und Komponist, die Frau
liegt der eigentliche Zauber des Werkes, zu dem die
Opernsängerin. Beide Größen in ihrem Fach. Und
in ihrer scheinbaren Sorglosigkeit kunstvoll geschliffene
ihr Beruf nicht bloß eine vom Antor ihnen überge¬
Sprache, die durch das Ganze wie Diamantenschnüre
stülpte Attrappe, unter der triviale Alltagsmenschen
gezogenen feinen Bemerkungen und Paradoxe nur rei¬
cher schmückende Zutaten sind.
ler stellt zwei wirkliche Künstler auf die Bühne. Zwei
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