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20. Zuischensniel
box 25/5
(Onellen#neene ehne dew#l#s)
Saile
Chronik
uescheitt aus:
Sa
An: Z1 MEBZ1913
„Das Zwischenspiel“, Komödie von Artur
Schnitzlein bildete den Schluß des Münche¬
ner=Gastspieles. Der Name des Verfassers und
schneereiches Winterwetter hatten am Feiertag
das Haus sehr stark gefüllt, aber mit großer
Enttäuschung werden die meisten Besucher das
Haus verlassen haben. Das endlose geistrei¬
chelnde Geschwätz über die Freiheit von Mann
und Frau in der Ehe ist selbst dann unerträg¬
lich, wenn es von vorzüglichen Schauspielern
gesprochen wird. Von packendem Interesse sind
in der ganzen Komödie nur zwei Szenen: Der
Schluß des ersten Aktes, von Dr. v. Jakobi
und Grete Swoboda glänzend gespielt, und
die Begegnung des Fürsten mit dem Kapell¬
meister, ebenfalls glänzend gespielt von Doktor
v. Jakobi und Viktor Schwannecke. Der
Albertus Rohn fand bei Otto König ausge¬
zeichnete Charakterisierung, soweit das bei die¬
ser Figur möglich war. Als „Hoftheater“ be¬
zeichnete man uns nicht nur wieder Ottilie
Altherr, sondern auch Klara Hoffmann,
svon der das „Deutsche Theater=Adreßbuch“ sagt,
daß sie zum Schauspiel= und Operetten=Personal
des (Sommer=) Tivoli=Theaters in Eisenach ge¬
hört. Nach ihrer Gräfin Friederike zu urtei¬
len ist diese Dame für unser Theater nicht ge¬
eignet, trotz des eingeklammerten „Hoftheater“
Wir führen diese Personalia an, um den hoch¬
geschätzten Künstlern des Münchener Hofthea¬
ters klarzumachen, daß sie uns in Zukunft nicht
mit Mittelmäßigkeiten Hoftheater vortäuschen
dürfen. Entweder sie bringen wirklich lauter
echtes Hoftheater mit und dann sind auch er¬
höhte Preise gerechtfertigt, oder sie kommen
einzeln zu uns und fügen sich unserem
Personal ein. Einen Kunsterfolg können wir
ihr heuriges dreitägige Gastspiel nicht nennen.
dt.
elomungabe ohme Gowüas).
(
Ausschnitt aus: Sllzer Tagespost
vom: 30 3 137
seicht lannte, maßte Frad Lerach
für ejne Hofschauspielerin halten.
Am dritten Abend kam
t seiner ganz
Geeptionellen Komödie „Zwischensprerz Wörte. Ein
kapriziöses Spiel, das keinen Anspruch auf Realismus erhebt.
Eine Komödie, die als klassisches Schulbeispiel betrachtet werden
kann, wie man auch auf psychologischem Gebiete die un¬
möglichsten Dinge behaupten und auch einen Scheinbeweis dafür
erbringen kann. Menschen, die sich lieben, sagen sich, daß sie sich
nicht mehr lieben, um sich im nächsten Augenblick wieder vom
Gegenteil zu überzeugen. Menschen, die in Freundschaft leben
möchten, weil sie glauben, daß es mit ihrer Liebe zu Ende ist.
Nach dem ersten Schritt zur Freundschaft brennt es wieder
lichterloh in ihren Herzen auf. Aber sie haben kein Vertrauen
mehr zu dieser Glut und scheiden von einander. Im Leben wird
das wohl höchst selten vorkommen. Schnitzler hat diesen Fall
dramatisch glaubwürdig konstruiert. Es gehören Künstler ersten
Ranges dazu, dieser Problemfigur wirkliches und überzeugendes
Leben zu verleihen. Herr B. v. Jakobi und Frau Swoboda¬
haben dieses Kunststück in glänzender Weise zustande gebracht.
Frau Swoboda verfügt über eine imponierende Routine,
ihrer Intelligenz gehorchen die unzähligen Schönheiten des
Dialogs und leuchten auf in dem echten Glanze Schnitzlerscher
Aphorismen. Den Komponisten Adams spielte Herr Jakobi mit
Eleganz und Wärme und durchgeistigte, wie seine Partnerin,
durch die vollendete Art des Ausdrucks die blitzblanken Einfälle
des Tertes zu plastischer Erhabenheit. Alle drei Abende der
Münchener waren glänzend besucht. Man vergaß und verziehl
die Enttäuschung des ersten Abends ger# sberden vollendeten¬
Leistungen des weiteren Gastspiels.
W