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20. Zuischenspiel
box 25/5
lusschnitt aus Hannoverscher Gourten
Z-331 1913
rom:

OAr R

wenig durch grüblerische Reilerionen beeinträchtigt wurde.
ziellen, so doch in den meisten
DDr slan iun Pelste Pete.
Den Unterschied zwischen solch empfindsamen Menschen und
Erfolg einbrachte. Die Beschr
mutigem, leichtlebigem Draufgängertum recht deutlich zu
(Ein Wort zum Abschied.)
sellschafts= und Sittendrama ei
machen, hat Arthur Schnitzler neben anderen noch einen
Auswahl der Schauspielkräfte
Dichter eingeführt, der bei Paul Müller einen tempera¬
Hannover, 1. Mai.
das Hoftheater, wo derselbe E
mentvollen Vertreter fand. Die unglückliche Figur des historischen Drama und im leich
Am Mittwochabend nahm Dr. George Altman Abschied
Fürsten Sigismund, den Liebhaber der Opernsängerin, noch
von seinen hiesigen Freunden. Zum letztenmal zeigte er
zu stellen hat (ich erinnere hie
unsympathischer zu machen, tat Julius Arnfeld das Seine;
seine Regiekunst in Arthur Schnitzlers dreiaktiger
fried in Hebbels Nibelungen un
er wußte augenscheinlich die Distanz vom Aristokraten zum Zier¬
Komödie „Zwischenspiel“. L## Schnitzler,
sich vorzügliche Leistungen)
bengel nicht abzuschätzen. Doch ist diese Gestalt zu episoden¬
spiegelt sich doch auch in dieser Komödie seine besondere Art
Darum standen auch die Auffüh
I haft, als daß sie den guten Gesamteindruck hätte stören
wider, die das Leben in seiner Gebrochenheit, mit einer
immer unter dem Zeichen guter
können. Der Beifall des reich besetzten Hauses war darum
schwermütigen Resignation, in einer weichen, melodischen
ständnisvoller Regie.
auch so lebhaft und echt, daß außer den Darstellern auch Dr.
Sprache darstellt. Wie fast immer bei dem Dramatiker
Die subtile Regiekunst, die
Altman sich wiederholt zeigen mußte.
Schnitzler, ist nicht das Was, sondern das Wie für die Beur¬
vollen Szenenbildern genügen
teilung maßgebend. Gesunde Kraft, brutales Geschehen fehlt
Mit etwas gutem Willen kann man zwischen diesem
der Darsteller eine Sicherheit
auch diesem psychologischen Spiel; dafür umhüllt es der
Abschiedsstück und Dr. Altmans Wirken am Deutschen Theater
auch dem Zuschauer mitteilte.
1100
Dichter mit einer schmachtenden Schwermut, mit erotischen
Parallelen finden. Wie dieses war auch Dr. Altmans leider
sammenspiels machte die Auffüh
Andeutungen und weicher Anmut. Es ist das Schicksal zweier
nur kurze Tätigkeit ein Zwischensviel im Theaterleben Han¬
in den meisten Fällen zum Gen
Edelmenschen, zweier Menschen, die an dem Wahne, aus den
novers, und wie jene Menschen sich um Wahrheit mühten, so
Selbst das schwierigste Kapitel de
er um die echte Kunst.
Tiefen ihres Gefühlslebens die Wahrheit heben zu können,
kam hier oft einwandfrei zum
sich zerreiben. Sie glauben ihre Liebe zueinander erloschen
nur an den letzten Akt in Bau
In der raschen Entwicklung, den das Kunst= und“ aler¬
und sprechen ruhig darüber, sie glauben andere zu lieben —
schickte Aufstellung, durch eindr
leben Hannovers in den letzten Jahren nahm, bildel“e Wirk¬
und sagen es sich wieder. Daß sie diesen Glauben für Wahr¬
sorgsam abgewogenes Mienenspi
samkeit Dr. Altmans am Deutschen Theater einen gewichtigen
heit halten konnten, darin liegt die Tragik ihres Geschicks.
tasie begabte Zuschauer den Ba
Faktor. Er allein vermittelte uns moderne Kunst in vor¬
Mit der Erkenntnis dieses Irrtums stürzt ihr reines Empfin¬
und abstürzen sieht. Oder an d
nehmer Form. Die Schauburg mußte ja nach einem vielver¬
den in die Niederungen brutalen Liebens, wird ihre Ehe all¬
Byrinskis Narrentanz, einer an
sprechenden Anfang der Operette ihre Tore öffnen, das
täglich. Die Sehnsucht, Lebenskünstler zu bleiben, wenn
Revolutionskomödie. Die Liebe,
Residenztheater brachte gar die leichteste Kunst, sofern es
nicht besser, so doch wahrer wie andere zu sein, heißt sie sich
Stücke, ja auch unliterarische
überhaupt noch welche war, und das Hoftheater kam trotz
trennen — wieder glaubten sie die Wahrheit gefunden zu
weiteren ein lobenswertes Kapi
aller willig anerkannten Bestrebungen nach Neuerung über das
haben und spielten doch nur Komödie. Diese an äußerem
Dr. Altmans gewesen.
Althergebrachte nicht allzu viel hinaus. Sein Wirken mußte sich,
Geschehen so arme Geschichte zweier Künstler bedingt, soll sie
wie bei allen Hoftheatern, bis jetzt fast ausschließlich auf die
Daß auch er in seiner zu
bühnenwirksam werden, volle Hingabe der Darsteller und
klassische Tragödie, das große historische Drama und auf die
Hannover nach Zugstucken Umsc
feinstes Verständnis der Regir.
Oper erstrecken. Und dazu sei etwas in Parenthese an¬
entschuldbar. Größer aber wan
gemerkt.
Von beiden zeugte die Vorstellung am Mittwochabend,
Stücke, die er uns in dieser 2¬
der zugleich als Ehrenabend für Frau Alice Altman¬
die Zahl der Lustspiel= und Pr
Wir haben zurzeit hier drei Theater — das Residenz¬
Hall gedacht war. Sie gab einen der Edelmenschen, die
literarischen Werke überwiegt.
theater mit seinen rasch wechselnden Gastspielen und seiner
Opernsängerin und Ehefrau des Kapellmeisters Amadeus
danken, daß in Hannover Eulen
Programmlosigkeit scheidet ja von vornherein aus — und in
Adams. Ihre spielerische Grazie zusammen mit der ihr
Walewska, Leidenschaft, Belind
allen ist die Klage von der Gleichgültigkeit des Publikums und
eigenen Tiefe der Empfindung ließ das Handeln dieser
uns neun Dramen Hauptmann
dem mangelnden Kassenerfolg ziemlich dieselbe. Die Rettung
problematischen Figur auch trägerem Denken begreifbar und
Gabriel Schillings Flucht,
aus diesen Verhältnissen könnte vielleicht eine Teilung der¬
möglich erscheinen. In ihrer Gestaltung beherrschte das Frau¬
Schöpfungen an uns vorüberzie
art bringen, daß das Hoftheater auf Opern und große
liche und die Liebe zu ihrom Mann alle Aeußerungen von
lich zu Worte kommen. So war
klassische Dramen, die Schauburg auf Operette und Spieloper
Lebensübermut und Koketterie. Ihre Wahrheitsliebe basierte
ner Theaterdirektor, dem wohl a
und das Deutsche Theater auch unter dem neuen Direktor
auf Gefühl und kam darum der Wahrheit nahe; was der
rigeren Boden Berlins Erfolg besch
sauf modernes Schauspiel sich beschränkten. Auch ohne ver¬
Gatte mit dem Verstande erst suchen mußte, hatte ihre Natur
Scheiden aus Hannover man
tragliches Uebereinkommen wäre diese Beschränkung
schon gefunden. Wie sie tat auch Mar Ruhbeck alles, über
sicher für alle tünstlerisch und finanziell von Vorteil.
den Willen des Dichters hinaus, die Sentimentalität der Dich¬
In der Tat hatte sich Dr. Altman, möglicherweise auch aus
tung durch kraftvolle Frische zu durchbrechen. Sein Kapell¬
diesen Gesichtsrunkten heraus, ein Programm gesteltt
ht das
meister war eine reine Künstlernatur, deren Männlichkeit nur i ihm, wenn auch wegen der Konkurrenz nicht Aer finan=