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box 25/5
20. Zuischensniel
hnitt aus:
Der Bund, Bern
2050
—.—
den fühlen und Neigung zu andern spüren, gewöhnen oder äußerst sensible Anpassungs= auf
Feuilleton
nur noch Freunde sein. Nach einem halben fähigkeit verlangt. Ohne Zweisel ist gestern
dra
Jahre sehen sie sich wieder; sie sind sich neu abend die Probe aufs Exempel vollständig
hatl
geworden, vergessen sich, und die Freundin gelungen. Die Steptiker
es waren ihrer
und
Stadttheater in Bern
wird für einmal zur Geliebten. Mit dieser
wohl viele — haben zurücklesen müssen. Frei¬
lich
Erinnerung müssen sie scheiden. Sie waren
lich, Pathos oder Frivolität durfte man hier
Arthur Schnitz leiZwischenspiel“
nicht geschaffen, sich immer in Treue zu lieben;
nirgends suchen. Aber der ganze psychologische lich
Zwischen Allegro und Finale liegt das
sie waren aber auch nicht stark genug,
Feingehalt des „Zwischenspiels“ wurde fast war
Zwischenspiel: Andante, Rondo, Scherzando
Freundschaft rein zu erhalten. Schnitzler hat
restlos ausgeschöpft. Ab und zu kam eine etwas
heit
oder, wie es hier Schnitzler will und selber
das Drama „Komödie“ überschrieben. Und
falsche Unterstreichung zustande, manchmal fand
ne
ausspricht „Capriccio“ und zwar „Capriccio] wirklich, die Selbsttäuschungen, namentlich des
ch zu viel Schwerblütigkeit, wo leichterer
men
doloroso“ Der dramatische Höhepunkt ist vor¬
Mannes, entbehren nicht der Komik. Und
Fluß am Platze gewesen wäre. Im großen
lbei oder soll später erst kommen; die Hand¬
nicht umsonst setzt er den beiden einen Freund
und ganzen aber war die Stimmung geschlos¬ stei
lung fließt in einsacheren, aber melodienreichen
zur Seite, den Dichter, der zu dem vor ihm
sen, das Zusammenspiel lückenlos.
Bahnen. Schnitzler liebt diese Zwischenspiele.
sich abspielenden Leben eine Parodie verfaßt
Die Glanzleistung des Abends bot Arthur
m0
Er ist weich, innig, melancholisch und daber
und fortwährend seine geistreichen Streiflichter! Armand als Amadeus. Er war ganz Künst¬
No
soffen, aber von einer Offenheit mit leise bit¬
über die Szene huschen läßt. Das Drama könnte ler, ganz Träumer, der bald unendlich scharf
terem Beigeschmack. Er schöpft aus einer un¬
aber auch Schauspiel heinen: vor einer leise
blickt und bald so tindlich kurzsichtig sein kann. Alb
vergleichlichen Stimmungswelt. Sein „Zwi¬
weinenden, in Schmerz versunkenen Frau fällt! Nervös, voller Temperament, ohne je laut zu
schenspiel“ ist in eine einheitliche schwermütig¬
der Vorhang.
sein, brachte er das ebenso nahe an Komik wie
süße Stimmung getaucht, in die nur wenige
Die Handlung ist beschränkt, die Zahl der
an Tragik grenzende Capriccio zu außerordent¬
flüchtige Sonnenblicke fallen. Wenn die Dinge
Personen gering. Dialog, Stimmung und
licher Wirkung. Ebenso durchdacht und mitl
in diesem Aufleuchten festere Gestalt annehmen
Reslexion sind alles. Es war ein Wagnis, tiefer Leidenschaft als Unterton war das Spielf
wollen, gleich sind sie fast nur noch Ahnung
das Stück nach Bern zu ziehen und gleich zu von Margarethe Konrad als Cäcilie.“
und Erinnerung.
Beginn einer Spielsaison! Und wenn das
In ihre Rolle hat der Dichter neben dem
Flüchtig ist alles. Flüchtig ist die Liebe,
„Zwischenspiel“ sich nur auf kleinerer, intimer Grüblerischen auch die Strenge der Logik ge¬
flüchtig ist auch die Freundschaft, die die Liebe
Bühne wohl fühlt, so stellte es erst recht einen
legt. Er will aber auch Sonne und weiche
ersetzen soll. So lautet das Thema seines Prüfstein für das absolute Können dar, das
Anmut bei ihr wissen. Damit stellt er der
„Zwischenspiels“. Der Komponist, Amadeus auch leisere Töne erträgt und doch an Tempe¬
Interpretin eine außerordentlich schwere Auf¬
Adams und seine Frau Cäcilie, die Opern=rament nichts einbüßt, und für ein künstlerisches gabe. Die Lösung ist ihr gelungen, wenn auch
ssängerin, wollen sich ### sie ihre Liebe schwin= Zusammengeben, das ein langes Aneinander-inicht vestlon. Gir ließ nach meinem Empfinden