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20. Zuischenspiel
Fragen berührte, die — Geheimnisse des intimsten Zusam¬
Im zweiten Akt finden sich die Gatten wieder. Cäcilie
menlebens — jede öffentliche Diskussion ausschließen?
kehrt, mit Lorbeeren geschmückt, nach Hause und Amadeus.
stilleton.
Kapellmeister Amadeus und seine Gattin Cäcilie, Sän= dem die Pause seine Frau wieder interessanter gemacht hatte,
gerin, leben bereits sieben Jahre in einer, man kann es ge=empfängt sie als etwas eifersüchtiger Freund. Die Cour¬
trost behaupten, glücklichen Ehe. Die schwärmerische Anbetung toisien des Fürsten Sigismund, der Cäcilie sogar nach Berlin
iener Briefe.
der ersten Zeit wich einer zarten Empfindung geruhiger begleitete, haben das halbverloschene Feuer am Altare
emièren: „Zwischenspiel“ von
Zufriedenheit, umsomehr, als die geistigen Beziehungen der Hymens neu entzündet. Und Amadeus beschließt, Cäcili=,
lein Dorrik“ von Franz von
beiden Künstler seltene Harmonie auszeichnet und sie sich die ihn als Gattin nicht mehr interessierte, als Geliebte
im
Wothars: „Rosentempler“.
gegenseitig in ihrem Schaffen ergänzen und stützen. Vielleicht
wieder zu erobern. Da er von ihr geliebt wird, gelingt es
r. — Gastspiel Galipaux.)
gab gerade die sorglose Sicherheit in der die beiden dahin¬
ihm. Im letzten Akt macht der Dichter inen Versuch, die
Artur Schnitzler einen Mann „feiner,
lebten, den ersten Anstoß und brachte den Grund, den man Lösung dieses eigenlichen Falles zu finden. Schnitzler liebt
Fühle“. Es sagt nicht viel, aber charak¬
für felsenfest gehalten, ins Schwanken. Das passiert wohl die Seitenwege. Er will nicht die breite Straße benützen. Das
ebenso treffend, wie wenn man etwa
häufig und nicht allein in Künstlerehen. Amadeus und Cä= ist eine Tugend bei einem Künstler. Er fühlt dentlich, daß es
#ter Altenbergs spricht. Eine Künstler¬
cilie, beide vornehme, feinnervige Menschen, haben diese leicht wäre, einen versöhnenden Schluß zu geben auch
Stück Schnitzlers „Zwischenspiel“
Wahrnehmung fast zu gleicher Zeit gemacht, und da sie ihr seiner schweren und heiklen Situation. Die Eheleute haben
Ebund also zwischen zwei exceptionellen
schönes Bündniß auf der Grundlage einer rückhaltslosen,
ja einen Sohn ... Sch. gler läßt das Kind sogar im rich¬
verlockende Thema fand ja häufiger
(manchmal fast rücksichtslosen) Wahrhaftigkeit gründeten,tigen Moment auf der Szene erscheinen, aber da muß uns
ng, Alphonse Daudet hat in seinen
scheint durch offene Aussprache, eine Art gegenseitiger eine Nebenperson von der Bühne herab melden: Ihr denkt,
sogar Variationen darauf geschrieben.
Beichte, jede Gefahr beseitigt. Doch Menschen sind nicht ein= das wäre wohl die beste und einfachste Lösung? Gewiß! Aber
essante Fall von vielen Seiten beleuchtet,
fache Instrumente, die man nach Belieben einstimmen kann, das an der Hand liegende, das gewöhnliche, handwerk¬
wieder ganz anders und findet selbst¬
und bekannt ist die alte Weisheit, daß es am schwersten ist,mäßige ist mir verpönt. Und man kann dem Dichter schlie߬
artige Behandlung. Der Schluß aller
sich selbst zu erkennen. Und so bleiben sich die zwei Ehe=lich nicht gram sein, wenn er einen anderen, wenn er
en Liedes ist dennoch, bei Daudet wie
gatten, trotzdem sie mit seltenster Offenheit bis in die ge=sseinen Weg geht. Es hat diese Wendung zwar weniger
en, ein Mollschluß. Ausnahmsmenschen
heimsten Winkel ihrer Seelen hineinleuchten, dennoch Ge= Wahrscheinlichkeit, aber sie ist begründet und wahr, wenn
heimnisse. Cäcilie, die ihren Mann innig liebt, kann nicht die Gestalten von Amadeus und Cäcilie wahr sind. Schnitzler
er ist eine feine Künstlernatur und begreifen, wie so er sich von ihr abwenden könnte, und läßt die Gatten auseinandergehen. Die Frau ist es, die
Feder nie entgleiten, aber er liebt ge=Amadeus glaubt dasselbe von Cäcilie. Einer von hun= diesen Schritt verlangt und so motiviert: „Wir waren weder
kikle Situationen, schwere Verwicklungenldert Fäden ist gerissen
sagt Amadeus — doch das geschaffen, uns ewig in Treue zu lieben, noch stark genug,
fierte Fälle, das Fleuret, elegente Kämpfe kann unseren Bund nicht lockern, wir gehören schließlich
um unsere Freundschaft rein zu erhalten.“
Waffen. Man würde schwer einen zweiten
immer zusammen. Und sie versprechen sich, von nun an zwei
Nun möge sich der Leser die oben aufgeworfenen
finden, der über eine so glänzende gute Kameraden, zwei Freunde zu sein, im übrigen soll jeder
Fragen beantworten. Wie sich auch sein Urteil klären möge,
wie Artur Schnitzler. Mögen seine volle Freiheit genießen. Da beginnt nun Amadeus ein er wird zugeben müssen, daß hier ein schwerer und heikler
kit gehen in der Analyse ihrer Empfin=] „Zwischenspiel“ mit seiner Schülerin, einer gräflichen Sän= Konslikt mit psychologischer Schärfe, gewiß etwas zu kunstvoll
auf eine Art, die den Zuhörer fesselt.
gerin von etwas lockeren moralischen Ansichten, und Cäcilie
und spitzfindig, aber mit gebührendem Ernst behandelt
läßt sich von einem jugendlichen Fürstensohn den Hof machen. wurde.
nicht des Guten zu viel getan hat
ob er zugleich nicht die Grenze über= Die Zeit ist gut gewählt: der Kapellmeister hat Ferien, seine
ühnendichter gezogen ist, ob er nicht Frau absolviert ein Gastspiel in Berlin.
Einen guten Einfall hatte Franz von Schöntham