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19. Der Ruf zes Lebens
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würde selbst das vom „Ruf des Lebens“ nicht verschieden sein. Es wird ihr von einer Freundin zugeredet, die von schwerem Siechtum
e zu Stufe.
könnie sich nur um Unterschiede des Grades handeln. Und befallen ist und darum die paar letzten Jahre ihres Lebens in
Ingtheater.)
auch diese dürften schwerlich überwältigend ausfallen. —
erotischen Exzessen verbringt. „Eine alte Schuld oder der Mord
ten Posse, den ich diesen Zeilen als
#t manches geschrieben, was uns lieb und
R
aus Liebe“ nennt Viktor von Falk so etwas, wenn er es zu einem
obwohl es sich keineswegs um eine
werk ist. Diese Filen sind ja auch nicht gegen ihn, sondern gegen
Kapitel eines Kolportageromans verarbeitet. —
rgang einer einst berühmten Bühne
die schlechte Sache gerichtet, die er mit seinem letzten Stück ver¬
Die junge Dame läuft also nun ins Lager und geradeswegs
l, der einfacher und zugleich treffen¬
tritt, und diese Sache macht es allerdings zu einer kritischen
ins Zelt des geliebten Offiziers. Im selben Zelt findet sich aber
ezeichnete. Das Lessingtheater sinkt
Pflicht, so klar und deutlich wie nur immer möglich zu reden. Der
bald darauf die junge Frau des Obersten ein, die in aller Unschuld
fe. und zwar sinkt es, ohne daß eine
„Ruf des Lebens“ ist ein Werk der Kolportageliteratur und ist es
mit dem Offizier die Ehe gebrochen hat. Die angehende Braut
erkennen wäre. In dieser Welt des
in so hohem Maße, daß man nur den Inhalt zu erzählen braucht,
flieht ins Nebenzimmer und die beiden anderen verhandeln zunächst
Fa seine Zeit, und wenn die Zeit der
um das Genre erkennen zu lassen. Im ersten Akt also lernen
ihre alten Sünden. Dani klirrt ein Fenster, der betrogene Oberst
nserer jungen Hoffnung war, wirk¬
wir einen pensionierten Rittmeister kennen, der unheilbar krank
springt ins Zimmer, Inallt seine Frau niedet und geht dann mit
von ihr Abschied nehmen, wie man
ist und im Egoismus der Krankheit seine junge Tochter wie ein
einer gewissen Wehmur von hinnen. Der Offizier aber reißt das
immt oder von seiner Heimat oder
Folterknecht peinigt. Die ganze Szenenfolge geht bis an die
junge Mädchen an sich, stürmt mit ihr zur letzten Liebesnacht und
man verlassen muß, weil der Ab¬
äußerste Grenze des Qualvollen und versöhnt weder durch künst¬
jagt sich am nächsten Morgen eine Kugel in den Kopf. Damit
kl. Wenn das Theater vorfiele und
lerischen Sinn, noch durch künstlerische Kraft. Unten auf der
haben wir also eine Liebesnacht, die ein Mord vorbereitete, die un¬
erlöre, weil der Herbst ins Land ge¬
Straße zieht dann das Regiment der „blauen Kürassiere“ vorbei,
mittelbar an einen Mord sich anschloß, mit einer Mörderin ge¬
eicht melancholisch gestimmt werden,
mit dem es eine ganz eigene Bewandtnis hat. Vor etwa dreißig
feiert wurde und mit einem Selbstmord endete. Viel besser kann
cheiden, weil der Herbst nun einmal
Jahren haben diese Kürassiere den Verlust einer Schlacht herbei¬
es im „Scharfrichter von Berlin“ auch nicht gestanden haben. —
eder ehrliche Baum sich zum Storben
geführt, und dafür haben nun alle Offiziere und sämtliche Mann¬
Im letzten Akt hören dann die Knalleffekte auf und ein kläg¬
gar nicht im Land. Andere Bühnen
schaften den Schwur getan, daß keiner von ihnen lebend zurück¬
liches Lamentieren und Philosophieren beginnt. Die kranke
er Fülle da und das Lessingtheater
kehren dürfe. Unter dem Schweigen des Volkes ziehen sie als „tot¬
Dame, die durchaus erotische Erinnerungen mit ins Grab nehmen
idern geht an sich selber zu Grunde,
geweihtes Regiment“ in die Schlacht. Wenn Minna so eiwas in
wollte, ist verrückt geworden und agiert eine Opheliaszene. Die
sinkt, dem jede Fähigkeit der Direk¬
den bekannten Heften liest, findet sie es gewiß sehr romantisch; ich
blauen Kürassieren sind prompt vernichtet worden — bis auf
gekommen ist. Das aber ist kein
persönlich finde es übergeschnappt und bewundere höchstens die
einen, der sich dann aber in einer Sheune erschossen hat. Die
Kristes Schauspiel, das man fröstelnd
Mathematik des Krieges, die es möglich macht, noch vor Beginn
Tochter des Rittmeisters neigt zur Melancholie, scheint sich aber
ist beinahe so etwas wie ein Trost,
eines Feldzuges die völlige Vernichtung eines bestinunten Re¬
schließlich doch mit einem menschenfreundlichen Arzt trösten zu
nheimliche Fortschritie macht. Viel¬
giments zu dekretieren. Mit diesem Regiment zieht nun ein
wollen, und damit fällt endlich der Vorhang. Es ist eine ver¬
auf diese Weise schließlich doch ein
junger Offizier ins Feld, den die Tochter des kranken Rittmeisters
Jammt bittere Sache, diese Räubergeschichte mit dem Namen
alle vom Jammer dieses Sterbens
vor Jahren auf einem Ball kennen lernte und nach dem sie sich
Schnitzlers in Verbindung zu bringen. Wenn aber die Tatsachen
a noch von Stufe zu Stufe; wenn
seitdem in jeder Stunde gesehnt hat. Sie wird nun in der elften
herichtet werden solleen, blieb dem Kritiker keine Wahl. —
er festen Ueberzeugung verlassen hat,
Stunde von dem unstillbaren Verlangen befallen, wenigstens die
Von der Darstellung darf man in diesem Falle nicht reden.
htkommen kann, muß man bei der
letzte Nacht mit dem Geliebten zusammen zu sein, wird aber von
Elje/Lehmann und Rittner hatten überhaupt nichts zu
iufen tiefer steigen. War das
ihrem kranken Vater daran gehindert, der sie als Pflegerin be####
nn war mit einer kleinen Episode gesegnet,
fast unbegreifliche Verirrung, be¬
halten will. Der alte Grobian aber bekommt diesmal nicht
KeirM##arrquälte sich und uns mit dem kranken Rittmeister,
uf des Lebens“ in den feuchten
Recht; seine Tochter ermordet ihn mit Gift und folgt dann ihrem
Frl. Triesch und Grete Hofmann spielten wesenlose
iller Literatur, auch der bescheidensten,
„Ruf des Lebens“ Wesentlich erleichtert wurde ihr das bischen
Schemen und nur Herr Reicher konnte in seiner Rolle mensch¬
un freilich nicht mehr gehen können.
Vaiermord durch zwei wichtige Umstände. Einmal ist ihr Vater
liche Güte und menschliches Verstehen zeigen.
etwa entschlösse, die „Lebende Brücke
es gewesen, der vor dreißig Jahren mit den blauen Kürassieren
Erich Schlaikjer.
es zu spielen. Dem Wesen nach ausriß und so den Verlust der Schlaiut herbeiführte, und zweitens!
(Fortsetzung des Theaterteils siehe in der 1. Beilage.)