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19. Der Ruf des Lebens
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D Ae menten Aennasten sud mcht vamt., iunmongten Ansschuft der Fert Krite A indass
die Vorlage von ihrem spezifischen Standpunkt
striellen Verbände zu bringen.
aus zu beurteilen, sondern suchen offenbar
In der „Indusirie“ erörtert Abg Dr. Licht
Bundesgenossen für ihre Opposition. So publi= die Vorlage der Regierung vom indu¬
noch, ein eisarauer, mißtranischer, bitterböser! frohe Kamerad peedigt ihm den Wert des wundenen Lebens erhebt sie sich. Der Arzt, der
Mann, auf der Erde. Das Leben hat ihm nichts
Dasents und die Torheit, um einer vielleicht
weise Arzt der Körper und Seelen, an dessen
Gutes gebracht, und doch hat den Achtzig¬
fingierten, jedenfalls verjährten Schuld anderer
klug und warm gleitender Rede man sich vorher
jährigen das Grauen vor dem Tod noch nicht
willen heldisch ins Verderben zu laufen. Es
schon so oft erquickt hat, nimmt die Gescheiterte
verlassen. So ragt er, schuldbeladen, ein
fallen Zweifel in Maxens Seele, die er unter
in seine Arme, während der neu werbende Forst¬
dämonisches Symbol aus der Vergangenheit
gemachtem Heroismus mühsam nur verbirgt.
mann nicht hinwegkommt über Mariens Schuld.
ins Gegenwärtige hinein. Und es ist hin¬
Nach dem Skeptiker bringt ihm der Leichtsinn
doch in Frieden Abschied nimmt. Dieser Bezt
wiederum der Ruf des Lebens, der dieses
des Weibes eine neue Anfechtung. Er stak in
ist einer. der groß durch seine Güte ist, einer,
Symbol tilgt und auslöscht. Ihn vernimmt in
einem lockeren spielerischen Liebesabenteuer mit
der die Liebe hat und gemacht ist, zu betreuen,
ihrem häuslichen Sklavendienst die junge,
der Frau seines Obersten. Der Mann erscheint
zu verzeihen, für die andern auf der Welt zu
schöne, heißblütige Tochter des alten Un¬
und bietet in teuflischer Großmut, dem
sein. Durch seine altruistische Wesenheit sehen
geheuers. Schnitzlers süßes Mädel, eines von
Schänder seiner Ehre und Ehe Befreiung vom
wir die Menschen menschlich, sehen wir die
den befleckten, unwissendereinen Seelchen, die
Todesritt, das heißt das Leben, an für ein Wort
Sünder entfühnt — er deutet Marien den
zu lieben, aber auch zu leiden wissen.
der Wahrheit, des freien Bekenntnisses. Max aber,
dunklen Sinn ihrer Abenteuer und furchtbaren
Marie hat mit ihren sechsundzwanzig Jahren
Erlebnisse und weist ihr den Weg der Selbst¬
den nahen Tod als Sühnung empfindend,
von den irdischen Freuden noch nichts genossen.
schweigt. Und heftiger dringt der Ruf des
länterung, den Weg, auf dem sie den reinen
Von einem platonischen Herzenserlebnis, das
Ruf des Lebens vernehmen wird, jene Stimmen,
Lebens auf ihn ein. Das Weib selbst kommt
ihr in der großen Natur draußen in melancholi¬
herbei heißer Wünsche voll; sie will ihn aus
die nicht zur Schuld hinlocken, sondern das Glück
71.
scher Forstmann weckte, führt das Abenteuer
dem Arm des Todes reißen und bietet ihm
des Herzensfriedens künden.
einer Ballnacht sie jäh zu erotischen Wallungen.
gemeinsame Flucht an. Und nun hebt das
Der Eindruck der Dichtung war in den ein¬
Ein forscher Reiteroffizier hat sie erobert, und
Theater eine Weile das Gemälde romantisch¬
zelnen Akten von verschiedener Stärke. Das
menschlicher Irrungen und Wirrungen auf:
wenn Marie sich bis heute nicht ihm wirklich
Endergebnis aber wird sich als ein Erfolg kenn¬
hingegeben hat, so ist die Ursache in Mariens
Max und die Oberstenfrau in heißem Wort¬
zeichnen lassen. Der erste Aufzug, der mit der
wechsel: hinter dem Vorhang lauschend Marie;
kränklichem Gewissen“, jenem Ibsen=Gewissen,
Todeskatastrophe in Mariens Heim schließt, ist
hinter dem verhängten Fenster lauschend der
zu suchen, das übrigens dem süßen Wiener
künstlerisch das rundeste und vollste Stück im
Oberst. Der betrogene Ehemann bricht ins
Mädel so gar nicht ansteht: Sie empfindet als
Stücke und hatte dementsprechend eine auss
Zimmer ein, tötet die Buhlerin durch einen
Schuld, daß sie in Gedanken gebuhlt, in Ge¬
geglichene, außerordentlich kräftige Wirkung Der#
Pistolenschuß, legt die Waffe dem abgefaßten
danken dem Bräutigam die Treue gebrochen
Dichter konnte unzählige Male erscheinen. Diese
Liebhaber zur Selbstjustiz hin und geht. Marie
in Gedanken den Vater gemordet, der ihr auf
Intensität des Beifalls erreichten die beiden
kommt hervor, fliegt dem Freunde an den Hals
der Bahn zur Freiheit überall entgegentritt.
anderen Aufzüge nicht mehr; am Ende des
und eilt, abermals über eine Leiche hinweg, mit
Dieses Gewissen lähmt ihren frischen, kecken
zweiten legte sich die krasse Aufeinanderfolge
ihm zu einer ersten und letzten Schäferstunde.
Willen zum Leben, zum Glück, lange. Bis jener
blutiger Ereignisse etwäs abschwächend auf die
Ruf, der das Regiment ihres Geliebten in
Künstlerische Konstruktion und Gezwungen¬
Stimmung, und im dritten Akt störte die Hilf¬
den Tod treibt, auch an ihr Ohr schlägt. Da
heiten sind bei diesem tiefen Kenner und Ge=losigkeit einer neuen Darstellerin die eine
bekommt sie ihren mutigen Willen zurück; über
stalter modernen Seelenseins nichts Seltenes. phantastische Figur höchst unphantastisch besorgte,
die Leiche ihres Vaters (sie hat planmäßig dem
Doch der Lebensgehalt, der weiche, flüssige
die Sammlung und Teilnahme bis zu einem ge¬
Verhaßten aus einem Medizinglas den Schlaf¬
Stimmungszauber, der Ideenreichtum dieser wissen Grad. Sonst hat die Aufführung alle die
krunk vieler Nächte gereicht) hinweg eilt sie zu
tragischen „comédie d’amour et de la vie
alten und bewährten Schnitzler=Spieler wieder
schwüler Liebesnacht ins Haus ihres Max, des
humaine“ läßt uns über jene Velleitäten des auf die Bühne Otto Brahms gebracht. Kon¬
Offiziers, der morgen nicht mehr unter den
Handwerks leicht weggleiten. Im lotzten Aufzual geniale Leistungen boten Irene Triesch als
Lebenden sein wird.
lösen sich alle Spannungen, auch die schwersten.
Marie, Bassermann als der Oberst, der die
Ueber dem Haupte des Freundes nun ziehen
Wie eine wehmütige Nomanze klingt dieser Akt Maske der bitteren Selbstironie trägt, um nicht
sich Tragödien mancherlei Art zusammen. Aus
an uns vorüber. Am Ruf des Lebens ist den großen Betrug seines Lebens preiszugebeni
fallen klingt der Ruf des Lebens. Der junge, Marie acscheitert: an der Gewikbeit über= Herr Reicher als der Arat. Diese drei waren mit
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