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box 24/1
des
I.
19. Der Ruf u-zebens
P.
Volksgenossen aufwärtsriß und vorwärtstrieb zu ##ene dulch einen King. Die Höffnungen Frank¬zal

— —benee
reichs auf die Tunisierung Marokkos sind ein für Stef
men
einer höheren Stufe des nationalen Lebens, bis
alle Mal unmöglich geworden, und wenn Frank¬
Das kleinere: sie haben das Berliner Theater, das
Dei
ein Trugbild von heroischer Tugend einen Studenten
reich jemals daran geglaubt hat, sich in Marokko
die Bonnsche Kenstübung zu leeren verstand, bis
chen
verleitete und zur Ermordung Kotzebnes verführte,
auf den letzten Platz gefüllt. Das größere: im
me
etablieren zu können, wie England in Aegypten,
eine Tat, welche die Regierungen mit Angstge¬
dritten Akt verstanden wir alle Russisch; als wäre
s1
fühlen erfüllte und zu reaktionären Bestimmungen
so muß diese Hoffnung jetzt definitiv aufgegeben
ein Pfingsten der Kunst angebrochen. Man stand
205
hinführte. Was aber haben dennedie Gemeinden
werden. Es ist ganz und gar unleugbar, daß es
diesen Russen skeptisch gegenüber, als sie kamen.
heute verbrochen, daß man ihre Beweglichkeit ein¬
der deutschen Diplomatie unbedingt gelungen ist,
Man hörte: „Moskauer künstlerisches Theater“
schränken und das Recht freier Selbstbestimmung in
diese französischen Erwartungen endgiltig zu ver¬
Stanislawski und Nemirowitsch Dantschenko Di¬
Dingen des Bildungswesens so gut wie aufheben
rektoren; hörte noch mehr Namen, die man noch
will? Ist es nicht eine Ironie, ihnen die Auf¬
eiteln. Trotzdem kann für Frankreich auf der Kon¬
weniger aussprechen konnte, und nahm zur Kennt¬
bringung der finanziellen Mittel zuzumuten, aber
ferenz noch mancherlei Gutes herauskommen, aber
nis, daß diese in Rußland berühmte Truppe in
sie zugleich mundtot zu machen? Hat man das
nur mit der Zustimmung Deutsch¬
Deutschland nur spiele, weil daheim die Zensur
Wort Rankes ganz und gar vergessen: „Nur aus
ihnen neuerdings ihr ganzes Repertoire zusam¬
der freien Bewegung der inneren Triebe, das ist der
lands.“
der
beteiligten Interessen und Interessenkreise, wird
menhaut. Die Erwartungen waren mäßig
Die sonst in der englischen Presse heute vor¬
Erfolg war enorm. Sie spielten des Grafen
das Leben geboren“? Unsere Staatsmänner von
liegenden Berichte und Kommentare lassen alle er¬
Alexej Tolstoi Tragödie „Zar Feodor Iwano¬
heute, denen die Leitung des Bildungswesens ob¬
kennen, daß man sich darüber klar wird, die Ma¬
witsch“. Es mag, von deutschen Schauspielern ge¬
liegt, sind in einer argen Täuschung befangen.
rokkofrage werde nur noch zwischen Frank¬
spielt, eine beträchtlich langweilige Geschichtsrepe¬
Sie haben einen falschen Begriff vom Staat und
tition sein; in der russischen Darstellung wuchs
bewegen sich deshalb auf Wegen, die dem Staate
lreich und Deutschland direkt und nicht
es sich aus zu Bildern von packender Wucht, von
verhängnisvoll werden müssen. Ob sie wohl die
durch die Herren der Konferenz erledigt werden.
überwältigender Größe. Die Russen haben von
Schrift Wilhelm v. Humboldts kennen: „Ideen
Der Berliner Korrespondent der „Tribune“im
uns spielen gelernt; sie sagen's seibst. Nun kom¬
zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit
sagt: „Vielleicht läßt sich später nochmals sagen,
des Staats zu bestimmen“? In der Reclamschen
men sie und dürften sordern, daß wir von ihnen
lernten. Freilich, sie spielen ihr eigenstes Wesen,
Sammlung (1891/92) ist sie leicht zu haben. Da
daß Deutschland sich durch seine Wachsamkeit in
ihre eigenste Kultur und Unkultur, ihre eigene
sollten sie erfahren, daß der Staat sich nicht di¬
der Marokkofrage auch die Dankbarkeit Englands
Vergangenheit. Sie spielen echt, bis ins kleinste
rekt in Gebiete einlassen darf, die der schöpfe¬
erworben hat.“
[rischen Initiative seiner Bürger zu¬
Detail, bis zu den schweren, juwelenbeladenen
Der „Daily Graphic“ sagt heute: „Wenn
gehören, wenn er nicht sich selbst verderben will.
Prunkgewändern und den geweihten silbernen Bil¬
Er begnüge sich mit der Oberaussicht, aber lasse so
dern. Sie spielen mitten in all dem hösischen
Frankreich nicht die nötigen Konzessionen macht,
Prunk ganz naturalistisch ein leidenschaftliches
viel freie Bewegung, als nur irgend möglich, auf
so kann die Verantwortlichkeit für ein Scheitern
Sie spielen das ganze Slaventum
den Gebieten, wo es sich um Betätigung von
Menschentum.
der Konserenz sicherlich nicht Deutschland in
Kräften handelt, die der Staat nicht schaffen, son¬
in seiner kindlichen Schlichtheit, in seiner fana¬
dern nur ordnen kann. Durch Vielregiererei schä¬
tischen Ueberschwenglichkeit, in seiner weinerlichen
die Schuhe geschoben werden.“
digt er sie, unterdrückt sie und damit sich selbst.
Resignation. Sie spielen Menschen einer fernen
in Ru߬
In dieser Richtung engherzigster Bureautratie
Zeit, die heute noch leben könnten
Zur Lage in Russland.
Deshalb sind die
land; spielen die Greuel und die Schrecken der
bewegt sich der Entwurs.
Es liegen folgende telegraphische Meldungen
Städte einstimmig aufgetreten, um ihr gutes
Vergangenheit mit den heimlichen Winken nach
Ebenso
vor:
Recht dem Staat gegenüber zu wahren.
der Gegenwart. „O Gott, warum, warum hast
Paris, 24. Febr. Zar Nikolaus empfing den
sollten die Familien sich erheben und einstim¬
Du mich zum Zaren gemacht!“ ruft der willens¬
ehemaligen französischen Preßleiter Jules Hansen,
mig dem Staat erklären, daß er ihnen nicht vor¬
schwache Rurickenkel am Schluß der Tragödie. So
einen Dänen und naturalisierten Franzosen. Der
schreiben dürfe, wie sie die religiöse Erziehung
ganz unverständlich will's uns nicht scheinen, daß
Zur Selbstver¬
Zar gab der Zuversicht Ausdruck, daß Deutsch¬
die russische Zensur just solches Zarenwort jetzt
ihrer Kinder einrichten wollen.
land und Frankreich sich verständigen werden und
waltung der Gemeinden gehört die Wahrung
nicht am Ende einer Tragödie wissen will. Den
daß eine lange Friedensära zum Heile Europas be¬
der Gewissensfreiheit der Familien
Darsteller dieses Zaren aber (Moskkwin) wird jeder,
Hier liegen abermals die Grenzen der
vorstehe. Hansen fand den Zaren stark gealtert.
der ihn gesehen hat, unter die unvergeßlichen Ge¬
hinzu.
Warschau, 25. Febr. Der Generaldirektor
Staatsgewalt. Ein einsichtiger Staatsmann weiß
stalten, die ihm das Theater geschenkt, einreihen
der Weichsel=Eisenbahnen Iwanow wurde gesternu
das und läßt die Hände davon. Hätten wir doch
müssen. Niemals ist die Hilflosigkeit eines im
in Warschau auf der Straße erschossen; der Täter 1b
Grunde gütigen, mit Macht und Edelsteinen be¬
einen Wilhelm v. Humboldt!
ladenen Herrschers so wundervoll menschlich dar¬
entkam.
Odessa, 25. Febr. (P. T. A.) In der ver¬
gestellt worden, wie hier. Ein Kind, ein Narr,
Castros Grössenwahn.
gangenen Nacht schossen bei der polizeilichen Durch¬
ein Märtyrer der gekrönten Schwäche taumelt die¬
Der Gernegroß von Venezuela möchte mit ganz
suchung des Sternbergschen Hauses Anarchisten auf
ser Aermste an uns vorbei in den Untergang.
Europa anbinden. Man meldet darüber tele¬
die Polizeibeamten und verwundeten dabei den]9
Was uns alle russischen Stücke in deutscher Dar¬
Portier des Hauses, dessen Frau und einen Poli¬
stellung nicht restlos geben konnten, dieser erste
graphisch:
Nach
zeibeamten schwer und flohen dann über den Dach¬
Newyork, 25. Februar. (Reuter.)
Abend hat's gebracht. Hinter all diesen fremdarti¬
einer Meldung aus Willemstab verkündete Castro
gen Worten, Leidenschaften, Kostümen, Geräten
K. P.jetzt, daß er Frantreich bemütigen und sich um raum des Hauses und wechselten Schüsse mit dem1 #
#reckte sich mit seinen goldenen Kuppeln aus dem
Dunst der Kreml von Moskau.
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