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rin
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19. Der Ruf des Lebens
nnd ihnen einen und daß nun durch seine Schuld soviel blühendes Leben
in seiner Entwicklung gehemmt wird. Hier setzt Schnitzler
dem Todesge¬
den ersten, unheimlichen Schlußpunkt: Marie vergiftet
jegt wurde. Der
ihren Vater und über seine Leiche hinweg eilt sie in die
sebens gegen den
Arme des todgeweihten Kriegers. Sie trifft Max in einer
seines Empfin= verzweifelten Situation. Er trägt seine Bestimmung mit
timmen in der tapferer Gelassenheit. Vom Leben Abschied nehmen, heißt
e Sorgen, überl für ihn nich viel, denn sie, an die er einstens dachte,
Marie, ist nie wiedergekommen. So hat er sich denn
des Lebens
Rücksichtslosig=nur vom Leben in seiner äußeren Form zu verab¬
über alle Ver=schieden. Die Frau des Obersten, eines alternden Mannes,
begsetzt. Er läßt verfolgt ihn mit seiner Liebe. Sie will den jungen Offizier
nide Tochter des für sich retten. Der Oberst aber, ein „witziger Kopf“ wie
rchen nach dem ser genannt wird, steigt durchs Fenster und zerreißt alle
den Ksrassiere inweiteren Hoffnugen und den lockenden Ruf des Lebens mit
Denn die blauen einem Revolverschuß, der die treulose Gattin niederstreckt.
nigen. Vor Jah= Max mit der Ermordeten allein, will sich den Tod geben,
Flucht die Nie= wird aber von Marie, die hinter einem Vorhang der Szene
arum hat, drei= beigewohnt, daran gehindert. Engverschlungen eilen, sie
die Mannschaftl beide hinweg, um noch die Freuden der letzten Nacht aus¬
lieg nicht lebend genießen zu können. Von den blauen Kürassieren ist keiner
befindet sich auch heimgekehrt. Marie hat Trauerkleider angelegt und zehrt
jochter des alten von den Erinnerungen der letzten Stunden echten Lebens¬
Seit jener Nacht, glückes. Sie erblickt ihre fernere Bestimmung darin, an¬
ns vernommen, deren den Ruf des Lebens zu verkünden, die schon mit
er sie von ihrem dem Tode ringen, sie wird Pflegeschwester. Mit diesem
ker vor dreißig seltenen Frauen=Schicksale, das auf allen Seiten mit dem
sere gewesen sei! Tode zusammentrifft, verbindet der Dichter das langsame
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Absterben eines anderen jungen Mädchen, das mit den Unkenntnis
„Kirchhofrosen“ auf den Wangen, in wenigen Augenblicken hatte er die
alle Seligkeit ausgenießen will. Der ganze Aufbau des gungen zu
Stückes läßt jene strenge Gliederung und den dramatischen liebenswür
Aufbau vermißen, der den früheren Werken Schnitzlers weltkluge,
seigen war. Der zeitlose Untergrund der Handlung, die Un=sen ersten K
persönlichkeit, oft schemenartige Erscheinung der handeln=chelhaftes
den Figuren, gibt dem Werke den Anschein eines Myste= des in Tod
riums, dessen schwere Mystik stellenweise den dramatischen[ Froon in
gut zusamr
Nerv unterbindet.
Die Darstellung unter der Oberleitung des Direktor der Leblosi
Popp hat das möglichste etan, die stellenweise dick= dem mang
blütige Philosophie des T tloges menschlich zu inter= holfenheit
pretieren. Vor allen hat Frl. Sinek mit reichem Form= unter dem
talent und interessanter Charakteristik die verzweigten rektor Po¬
Wandlungen der Marie plastisch zur Darstellung gebracht. die stahlha
In der verzweifelten Kraft, mit der sie gegen die Ketten stellte, sont
wütet, die sie an die schale Wirklichkeit knüpfen, lag etwas dem Werke
Dämonisches. Ihr Gegenspiel, die schwindsüchtige Katharina
Das
ward Frl. Funtau anvertraut, die sich mit dieser Rolle
führung un
trotz einer leichten Monotonie einen ehrlichen, überzeu¬
fall aus.
fenden Erfolg holte. Eine allererste Kraft hat das Schau¬
pielensemble in Frl. Frolda gewonnen, die mit einer
eltenen Natürlichkeit und Innerlichkeit die besorgte Mut¬
rspielte. Auf konventionellen Bahnen bewegte sich Frl.
Heute
lden, deren stellenweise harte Aussprache sehr unan¬
nehm wirkte. Cine vorzügliche Leistung brachte Herr die so erfo
schneider mit seinem alten grämlichen Moser. Ins4. Male