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19. Der Ruf des Lebens box 24/4
8t. Setostaord. Am Speicher eines Haufes &
22,419,800 Dz. (also das Doppelte von 1911). die Hopfenernte!
115,092 Dz. (gegen 47999 im Vorjahr), die Qualität war mit straße erhängte sich am Sonntag frül, wegen Arbeitslosigkeit der Jahren. Seber, der al
tion, die sie selbst geschaffen, in die sie sich selbst begeben: daß verlangender Mädchen in den choses d’amour. Hier, wo wir uns lebt. Ueber ihrem hei
im Jahre 1848 befinden, ist es Marie Moser, Tochter des quieszier= brochenen Krieg Kran
sie, ohne die Konsequenzen zu bedenken und zu erfassen, eine Toch¬
Schnitzler entläßt un
ten Dragoner=Rirtmeisters Moser, eines bösen, alten, totkranken
ter mit reinlichen bürgerlichen Instinkten, den Weg des füßen
schah so viel und doch
Mannes, die enttäuscht werden muß, als sie dem Ruf des Lebens
Mädels ging! Daß sie glaubte er, der sie nur nahm, müßte sie
Immer ist die Aneldo
folgen zu sollen glaubt. Ihr Geliebter, Leutnant des nämlichen
so grenzenlos gern haben, wie sie ihn, den sie liebte. Ich sehe in
ten das Herz, stets di
Regiments, dem einst ihr Vater angehörte, ist ein Totgeweihter.
dem Stück weniger die Tragödie der Liebe, als die Tragödie einer
lieher. Und auch wie
Denn er ist ein blauer Dragoner. Und die blauen Dragoner
erotischen Einbildung. Deshalb entläßt mich das Stück trotz eines
das Stück also, trotz
haben sich zugeschworen, daß aus dem Krieg ihrer keiner lebend
herben Geschehens unerschüttert. Und wie vor eineinhalb Jahr¬
zurückkehren werde. Sie haben nämlich eine Schande in der Ge=konnte, war nicht Sch
zehnten sehe ich heute noch das Beste des Dramas im Milieu:
energisch geführt, gut
schichte ihres Regiments auszuwischen. Und sie wollen dies mit
Wien, wie es weint und lacht, das leichtsinnige, verliebte und sen¬
witz als Marie hatt
ihrem Herzblut tun. Sie weihen sich also dem Tod. Sie schwören
timentale Wien, in dem ein Mißton doppelt mißtönend und die
sich's zu. Marie aber erfährt von dem Schwur. Und das Selt= ganz große Tragödin
Freude und das Drah'n ewig, ewig wienerisch sind. Frl. Rosar
same reißt sie hin. Sie kennt keine Hemmung mehr. Sie folgt“ Vater voll Haß und
war als die unglückliche, selbstquälerische Christine von einpräg¬
dem Ruf des Lebens. Ueber die Leiche des Vaters weg eilt sie Schlüssel entr
amer, mitreißender Wahrhaftigkeit: den Höhepunkt ihrer Inter¬
unnachahmli
zu dem geliebten Mann dem sie sich bis zur Stunde versagt hatte.
pretation erkannte ich nicht in dem lauten Wehschrei des dritten
Sie weiß: es ist ein Glück von Minuten. Aber eben darum tut hang zurück
Aktes, sondern in der ahnungsvollen Angst des Mittelaktes, wo
sie es. Denn alle Luft und allen Schmerz sieht sie so in einen die Wollust
etwas prachtvoll Verhaltenes in der Ausdeutung der Rolle lag.
Augenblick zusammengepreßt. (Was freilich eigentlich fein= sein, aber e
Frl. Ruß gab mit gutem Gelingen das leichtsinnige Gegenstück
schmeckerischer ist, als man so einem Rittmeisterstöchterlein,igels Obers
dieser Grüblerin und Schwerfälligen. Die Herren von Duniecki
das jahraus, jahrein die lebensferne Krankenwacht halten muß, zu= Albrecht war
und Günther spielten die zugehörigen Männlichkeiten, die
Stahl=Nachbau
trauen kann.) Gleichviel: der Augenblick kommt und findet
Thargen waren bei den Herren Jessen und Weydner und bei
Spielmann,
Marie bereit. Aber der Augenblick ist bunter, komplizierter,
Frau Glümer vorzüglich aufgehoben.
schauerlicher und erschütternder, als Marie ahnen kann. Denn im
Im „Ruf des Lebens“, mit dem die Kammerspiele
Leben ihres Geliebten ist sie nicht die einzige Frau: Ueber eine
unter Erich Ziegels Direktion ihre neue Saison begannen, begeg¬
zweite Leiche hinweg muß sie schreiten, ehe sie in des geliebten.
nen uns, obschon das Werk elf Jahre nach der „Liebelei“ entstand,
Leutnants Arme schlüpfen kann. Der Schluß sodann ist voll beurlaub
ähnliche Züge wie dort. Und da fragt man sich denn unwillkür¬
vita contemplativa-Stimmung. Stille, Stille. Rosen und Gärtlein] Dram
lich, ob Schnitzler etwa nach einem feinsinnig variierten „Rezept“.
der
und gute Reden und ein Menschenherz, das nach Frieden ver¬
arbeitet. Sollte diesem Begriff etwas Obtrektierliches innewoh¬
nen, so müßte ich dagegen protestieren. Schnitzler hat indessen langt. Eine andere junge Frau aber, die Gegenspielerin der
cr. b
ganz bestimmten Stil, seine „Handschrift“ wie man bei der Ana= Marie, bricht ihr Leben, schrill lachend, ab: wir buchen die dritte
lung
lyse malerischer Kunstwerke saat, und zu diesem Stil gehören ein Leiche, in jedem Akt eine: mehr als die Galerie verlangen kann;
mal die dreieckigen Verhältnisse und die Enttäuschungen junger, denn der Kino selbst vermag nicht mehr zu tun ... Marie aber Aussicht
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