Faksimile

Text

19. Der Ruf des Lebens box 24/5

isschnitt aus: I###itries Wiener Enfrablah
Wien
m: 11017197
hnitt au
esterreichische Volkszeitun
1#. 5. f.1975.
Theaterzeitung.
Wien.
Deutsches Volkstheater. Gestern wurde „Der
Ruf des Lebens“, Schauspiel in drei Akten
von Artur Schnißler, aus dem Archive geholt
(Theater und Kunst.
und in neuer Besetzung vorgeführt. Dieses Drama ist
am 13. Dezember 1909 zum ersten Male gespielt
Deutsches Volkstheater. Artur Schnitzlers
worden. Es trat nun unter ganz veränderten äußeren
Offiziersdrama „Der Ruf des Lehen-s“ist
Verhältnissen neuerlich aus Ramvenlicht. Der Hinter¬
eigentlich ein antimilitaristisches Stück, in dem der Ruf
grund verändert viel, wirft alle Töne und Schattie¬
des Lebens den schmetternden Klang der Trompeten
rungen um. Damals war er himmelblau, jetzt ist er
übertönt. Aber da man heutzutage Uniformen auf die
rot von Blut und Feuerschein. Das Wort „Soldat“
Bühne bringen will, so verschlägt es nicht viel, daß der
hat heut' einen ganz anderen, volleren, helleren Klang
Todesritt der blauen Husaren weniger aus Heldenmut,
gewonnen. Nun schmettert es fanfarenhaft! Die
Handlung des krausen — Dramas
sondern mehr aus Lebensüberdruß des gehörnten
in seinen
Stärken und Schwächen ein echtester Schnitzler,
Obersten geschieht und der blaue Offizier Albrecht
braucht nicht mehr nacherzählt zu werden. Auch
verdammt zivilistisch über Heldentod philosophiert.
das kritische Urteil ist an dieser Stelle seinerzeit ge¬
zum die gehobene Stimmung machte sich im
fällt und begründet worden. Das zart romantische,
Grunde genommen jener Herr am emeisten
innig volksliedhafte und auch das gelegentliche
verdient, der zwischen dem ersten und zweiten
Kolportagemäßige der Dichtung, die viel versucht, viel
Akte von dem Balkon aus, ein Extrablatt des „Neuen
wagt, von seelischen Analysen zu grellster Theaterei
jäh überspringt, kam gestern zu starkem Ausdruck. Die
Wiener Tagblattes“ über die Vorgänge vor Przemysl
neuen Darsteller reichten wohl nicht immer an ihre
nit lauter, kräftiger Stimme verlas . .. er hatte den
Vorgänger (Weisse, Homma, Käthe Hannemann,
1
tärksten Erfolg des Abends und Hunderte von Händen
Paula Müller, Lili Marberg) heran, boten aber
latschten begeistert Beifall. — Den Darstellern fehlte es
immerhin Anzuerkennendes: die Herren Kramer.]k
such nicht an Anerkennung. Herr Kramer spielte den
und Lackner, die Damen v. Wagner, Bu¬o¬
ilten Oberst elegisch und in Haltung, rührend war die
vics und Steinsieck. Interesse war da und
lauter echter Beifall.
Ergrissenheit, die Erika v. Wagners Marie umhüllte,
Fräulein Steinsiecks Schönheit siegte auch diesmal
Zwischen dem ersten und zweiten Akte kam es
über die Bedenken, die ihre Kunst hervorruft und Frau
zu einer spontanen patriotischen Kund¬
Thallers alte Mutter ist in ihrer Schlichtheit von
gebung, wie sie sich vorher vielleicht noch nie in
tarker Wirkung. Die blauen Ossiziere Onno und
einem Wiener Theater ereignete. Die günstigen Nach¬
Klitsch, Lebensverneiner und Lebensbejaher, die
richten vom nördlichen Kriegsschauplatz waren ins
Herren Kutschera, Lackner und Edthofer
Haus gedrungen. Als einige Zuschauer mit Extra¬
waren vokzüglich auf ihrem Platze.
blättern im Zuschauerraum erschienen, rief das ganze
L.K
Publikum: Vorlesen! Vorlesen! Ein Herr im ersten
Stock las, wiederholt von stürmischem Jubel unter¬
brochen, die neuesten Nachrichten mit lauter Stimme
vor. Nach der Verlesung brach das Publikum in
laute Jubelrufe aus, die lange nicht ver¬
klingen wollten. Als wieder Ruhe eingetreten war.
konnte sich der Vorhang heben und das Spiel seinen
Fortgang nehmen.
Deutsches Volksblatt
(Quellenatgaue onneggerwunen
Ausschnitt aus:
lener Nontoghlatt
Wien
Ausschnitt aus:
vom: II.M 1197
Ssterr. Faranz-Ropan
vomz 1080.100
Wien
Deutsches Volkstheater. In Schuts
Schauspiel „Der Ruf des Lebens“ wis erhallt is von
16s.
Waffenklirren und kriegerischem Lärm, das mag wool die
Teutsches Volkstheater. Der kriegerische Inhalt in
Direk ion veranlaßt haben, das Stück wieer in den Spielolan
Schuj#le Der Ruf des Lebens“ verhalf dieser Dichtung
aufzunehmen. Dabei erwiesen sich einige Neubesetzungen als
Kezeiner Reprise. Aber ihre abgetönten zarten Farben
eher
notwendig. Herr Kramer spielte den Obersten, Fräusei
werden von dem grellen Schein der Tagesereignisse
geschlagen, als gehoben. Man kann mit dem Dichter des
Steinsieck seine Frau. Beide waren voll am Platze.
(Anatol aus dem Hurrah=Patriotismus nicht in der
Fräulein v. Wagner als Marie Moser, Fräuein
gleichen Weise Kapital schlagen, wie mit den dive#se
Bukovics als Katharina, die Herren Lackner
aktuellen Kriegsstücken, die sich die anderen Wiener Theaten
(Moser), Klitsch (Albrecht), Onno (Max), Kutschera
rasch zurechtzimmern ließen. Frau Erika von Wagner istX
(Dr. Schindler) und Edthofer (Forstadjunkt Ramer)
von ergreifender Innigkeit, Fräulein Steinsieck von an¬
vereinigten sich mit den zuerst Genannten zu einem
mutigem Temperament. Eine sehr sympathische Gestalt ist
En emble, das den hohen künstlerischen Rang dieser Bühne
der Adjunkt des Herr Edthofex, wogegen Herr Kramer
aufs neue erwies.
den, boctischen Inhalt der Gestalt des Obersten nicht ganz
Sann
ausschöpft.