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19. Der RufLebens
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Berlin SO 16 Rungestrasse 22-24
Berliner Tageblat
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Ausschnltt aus der Run
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dem Maler (Mordturm und Waldsee) und das Herumbauen kleiner
Szenen um ein Wort, das frühe Vorbereiten künftiger. Auch
Heerschau über das Heute.
Peppler als Ritter Raoul, Franken als eindrucksvoll Blinder,
Königsberger Theaterbrief.
Kepich und Langhoff als männliche, Baldor und Holß als weib¬
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liche Opfer des Blaubart (eine kleine Holzschnitzerei die zweite),
Die Musterung des gegenwärtigen Dramas, die das Schauspiel¬
wußten die „Haaresbreite“, die Position zwischen Göttlichkeit und
haus in einem „Monat der Lebenden“ bot, stellte schon in der Struktur
Panoptikum, zu halten. — Nach Apels Bürgersatire „Liebe“
der Altersklassen ihrer Teilnehmer größte Mannigfaltigkeit als
ging es zu dem, was Gegenwart in der Gegenwart hießt zu
kennzeichnend heraus. Es gab dort, wenn das zu sagen erlaubt
Kaisers „Frauenopfer“. Es zeigte sich, daß es große Anreger
ist ein Gestern. Morgen und Heute der Gegenwart. Unter dem
gibt und Dichter, die sie auswerten. Kaiser war immer unter der
seltenen Ernst Richard Rosenheims und seines bisherigen
ersten Art, aber er schien uns das im „Frauenopfer“ zu einseitig
Mitarbeiters, Dr. v. Gordons, Führung hat sich hier im
zu sein, wohl deshalb, weil seine Regie das Mathematische heraus¬
Provinzschauspielhaus das herausgebildet, wonach der Schrei der
hob, statt das Gerüst im Gegenteil mit Fleisch zu umkleiden. Die
Bühnen der Gegenwart, wie oft vergeblich, zielt: das Ensemble,
Methode des Gastes, Blanche Dergans, im „Reigen“ entzückend
der Vielklang, der dennoch Dreiklang ist.
unmethodisch, erschien uns ebenfalls als falsch.
Unter den Heutigen den Sechzigjährigen zu feiern, gab man als
Martin Borrmann.
erste Probe den „Ruf des Lebens“ von Schnitzler, unter
O. Wallecks Regie. In diesem Stück ist die Weise des Weisen s8
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ernst, daß sie kaum noch von „Schnitzler“ ist — bis auf die Dialoge,
in denen er lebt, in Worten, die Legende und Wahrheit vermischen,
weil sie um die Einheit von beiden wissen, und in der oft geübten
Tugend (siehe Bernhardi!), auch „Feinde“ gerecht, sogar furchtbar
groß zu gestalten. Hans Peppler gab den Oberst, Ruth Baldor und
Grete Holtz die Mädchen, die Glühende und die mit blassem Ernst
Ueberlagerte, Gildemeister den zweiten Feind. — Der Rheinländer
ist, auf der Milligrammwage gewogen, schwerblütiger als der
Wiener. Im „Monat der Lebenden“, wo Schmidtbonn und
Schnitzler zum Vergleiche standen, war es umgekehrt. Man spielte
an einem der ersten schönen Tage in Ostpreußen „Die Schau¬
spieler" Schmidtbonns, die in die halbe „Gegenwart“
leiteten mit der Predigt, sie zu genießen. Die Darstellerinnen waren
die gleichen wie bei dem Wiener, nur ebenfalls vertauscht (Grete
Holtz und Ruth Baldor), gut gab Gildemeister den Löwen aus Schloß
und Salon, versagte uns aber den greisen Liebhaber. Das Stück
hatten Dr. v. Gordon und Buchholtz, der künstlerische Beirat der
Bühne, mit Licht und Luft von Andernach übergossen: vielleicht, um
bei dieser vorletzten ihrer Premieren schon die deutsche Westecke an¬
zudeuten, nach der sie uns, leider, entschlüpfen. Sie verabschiedeten
sich in Eulenbergs „Ritter Blaubart“, einem Stoff, den Huys¬
man. in seinem Roman „La-bas“ weit krasser gestaltet hat, ohne
Aufsehen zu erregen wie der Dramatiker. Eulenbergs jugendliches
Werk, das voll von träumerischen und pessimistischen Herrlichkeiten
ist. geht bei Schilderung des Grausigen um Haaresbreite
am Lächrlichen vorüber (Offenbach nutzte den Stoff als
Operette), aber die Haaresbreite war, auf jeden Fall in
der Verkörperung der Schauspielhausbühne, vorhanden. Ein
neuer Punkt, der an Gordons hiesige Nicolo=Inszenierung
winnerte: ferner hier wie damals das aktive Zusammengehen mit