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18. Der einsnne Neg box 23/1
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#lung machte, nachdem eine gemeinsame Be= Gründen durchaus wünschenswert
##Berliner Kunst- und Theaterrundschau.zu der Premiere, denn der Wiener Autor und seine Ber¬
geistig unbedeutende Professor Wegrath,
liner Kollegien begegnen einander in der Behandlung eroti¬
demie der bildenden Künste, dessen F#
Berlin, Anfangs März.
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scher Probleme, die man in der guten alten Zeit nicht für
ihn nur deshalb geheiratet hat, um de
Unsere hypermodernen Sezessionisten zeigen nebst
literaturfähig hielt. Ob Marie Madelaine, die sich mit
gehen, mit einem unehelichen Kinde nied
anderen krankhaften Neigungen auch besondere Vorliebe für
einem preußischen General a. D. verheiratet hat, auch der¬
beider Töchterchen Johanna, ein p
eine möglichst originelle Einrahmung ihrer Pinselprodukte,
selben Rasse wie Herr Schnitzler angehört, weiß ich nicht,
Geschöpf, die Schauspielerin Irene Ha#
und gar oft scheint es einem, als ob das Bild sozusagen in den
aber Phantasie und Empfinden der beiden zeigen unver¬
Hilfe einer weisen Frau von der droh
Rahmen hineingemalt worden wäre. Einem ganz ähnlichen
kennbare Geistesverwandtschaft. Perverse Sinnlichkeit und
befreite; endlich die Lebemänner Juli
Geschmacke huldigen zum Teile unsere zeitgenössischen Poeten,
Moderluft durchtränken Madelaines Gedichte, die mollusken¬
Stephan v. Sala, zwei Junggesellen, di
die ebenfalls die mit ihrer Muse erzeugten Kinder in unglaub¬
artig in lauter Stimmung ohne das Rückgrat eines gesunden
möglichst viel abwechslungsreichen Genu
lich bizarrer Kostümierung in die Welt hinausschicken.
Gedankens zerfließen. Man bedauert die begabte Frau, wenn
dann edlere Gefühle im Herzen erwach
Lettern, von denen man nicht recht weiß, ob sie griechische
sie schließlich, nachdem sie in erotischen Phantasien geschwelgt,
nahende Alter sie nachdenklich stimmt. Di
oder hebräische Schriftzeichen bedeuten, Einbände mit tollen
mit Grauen dem Tode entgegen blickt:
auf und gehen ab, ohne jede dramatisch
Zeichnungen und schreienden Farbeneffekten, Figürchen und
„Ich habe so Angst. Es versank der Tag.
erzählen uns mit rücksichtsloser Geschwä
Bilder im Texte, aus denen kein Mensch klug wird — in
Halt an die Uhr! Wenn ihr Ticken erklingt,
Zeichen von Marasmus — die höchst
solcher Ausstattung präsentiert sich gar manche Neuer¬
Denk ich immer, daß jeder Pendelschlag
schichte ihres Lebens; zwischen dem erste
scheinung des deutschen Büchermarktes, deren Inhalt es in
Uns dem Tode näher und näher bringt!“
stirbt Frau Gabriele eines natürlichen D#
der Regel kaum verlohnt, daß man sich über die Hiero¬
In diesem Gefühle begegnet sie sich ganz besonders
des vierten Aufzuges ertränkt sich Joha
glyphe: des Titels den Kopf zerbrochen hat. Dieser Tage
mit Artur Schnitzler. der sein neuestes Opus, den „Einsamen
Villa des Herrn v. Sala. Warum sie zu
wieder brachte mir die Post ein solches Büchlein ins Haus,
W#einer Aschermittwochstimmung geschrieben zu
und dritten Akte Salas Geliebte wird
das zwar in lesbaren Typen gesetzt ist, aber dafür andere
haben scheint. Aber nicht aus dem Bußbedürfnisse eines
Wasser geht — man weiß es nicht!
Merkwürdigkeiten im Formate aufweist. Es sieht nämlich
reuigen Tannhäuser heraus, sondern aus der Blasiertheit verschiedenen seiner Personen okkultist
aus wie ein Poesiealbum in violettem Einbande, mit vio¬
eines Lebemannes, der mit saunischem Lächeln die Bilanz verleiht, als rein äußerlichen Aufputz,
letten Seidenbändchen zugebunden; das Papier schimmert seines Erdenwandels zieht und dann fröstelnd, von seinem
von Seelenwanderung schwätzt, wart
violett und auch der Druck ist von derselben Farbe. Das Treiben angeekelt, der Welt den Rücken kehrt. Schnitzler
nach Baktrien reisen will, um sich al
Putzigste aber dabei ist wohl, daß dieses Buch, dessen nied= muß doch gewiß an einem fürchterlichen ästhetischen Katzen¬
Expedition an Ausgrabungen zu beteil
liches Exterieur einen biederen Onkel vom Lande leicht ver= jammer gelitten haben, als er einem der Haupthelden seines
steht man gleichfalls nicht. Verschiedene
locken könnte, es einer höheren Tochter zum Geschenke zu
Stückes, dem Maler Julian Fichtner, die Worte in den heraus, daß es dem Autor darum zu t
machen, die neuesten Gedichte der bekannten perversen Marie
Mund legte: „Ich weiß es ja; — für alle, ja auch für These, die er dem Dr. Reumann in de
Madelaine enthält, welche unter dem Titel „An der Sie bin ich ein Heruntergekommener, einer, der fertig ist, beweisen: „Aber ich für meinen Teil
Liebe Narrenseil“ bei L. v. Vangerow in Bremer= einer, dessen ganzes Talent seine Jugend waf Wie zu=die sich so stark erwiesen hat, daß sie
haven erschienen sind. Ist es Absicht oder Zufall, daß der
treffend sich Herr Schnitzler mit diesem Aus pruche da
Hauses tragen kann, ist mindestens so
Verlag diese Poesien in ein so unschuldsvolles Gewand ge¬
charakterisiert hat! Sein bischen Jugend ist bei der „Liebelei“
als eine Wahrheit, die nichts anderes
kleidet hat, daß man sie unbesehen und unbesorgt auf das
mit süßen Mädchen flöten gegangen, und trotz im er erst Bild der Vergangenheit zu zerstören, das
Boudoirtischchen legen möchte?
vierzig Jahre alt ist, zählt er schon zu den ###rarischen wart zu trüben und die Betrachtung de
Auf der Fahrt ins „Deutsche Theater“ zu der Erst= Lebegreisen! Sic transit gloria mundi!
wirren.“
— Schön gesagt, aber im W
aufführung von Schnitzlers „Der einsame Weg“ las
Eine nette Gesellschaft hat sich in seinem Stücke zu= herrscht nichts weniger als Frieden, son
ich in Madelaines Gedichten als entsprechende Vorbereitung sammengefunden, die ihren einsamen Weg geht: Der beklommene Stimmung schwebt über der
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