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18. Der einsane Neg
Sie nicht? Es gibt pathetische Leute, die solche Beziehungen Freundschaft
frisches
nennen. Uebrigens ist es nicht unmöglich, daß wir uns im vorigen Jahr¬
r. Wär'
hundert „du“ gesagt, am Eide gar, daß Sie sich an meinem Busen aus¬
im seine
geweint hätten. Sie haben mir manchmal gefehlt in diesen zwei Jahren, —
als ihn
wahrhaftig! Wie oft hab' ich auf einsamen Spaziergängen an unsere schönen
ich es
Plauderstunden im Dornbacher Park gedacht, wo wir (zitierend) „die tiefst'
und höchsten Dinge dieser Welt“ bis auf weiteres zu erledigen pflegten.
Nun, Julian, woher kommen Sie denn eigentlich?
Julian: Aus Tirol. Diesen Sommer hab' ich große Fußwanderungen
unternommen. Bin sogar Bergsteiger geworden auf meine alten Tage. Eine
Woche hab' ich auf einer Alm verlebt ... Ja, ich habe allerlei getrieben.
Was man so versucht, wenn man allein ist.
Sala: Sie waren wirklich allein?
Julian: Ja.
Sala: Die ganzen letzten Jahre?
Julian: Wenn ich von einigen lächerlichen Unterbrechunge absehe
ja.
Sala: Nun, dem hätte sich doch abhelfen lassen.
Julian: Ich weiß. Aber mit dem, was mir in dieser Art noch zu
Gebote steht, ist mir nicht gedient. Ich bin sehr verwöhnt gewesen, Sala.
Mein Leben ist bis zu einer gewissen Epoche wie in einem Rausch von
Zärtlichkeit und Leidenschaft, ja von Macht dahingeflossen. Und damit geht
es zu Ende. Ach Sala, was für erbärmliche Lügen habe ich mir in den
letzten Jahren erschleichen, erbetteln, erkaufen müssen! Es ekelt mich, wenn
ich zurückdenke, und wenn ich nach vorwärts schaue, graut mir. Und ich
frage mich: soll wirklich von aller Glut, mit der ich die Welt umfaßt
habe, nichts übrig bleiben, als eine Art törichter Grimm, daß es vorbei
sein, — daß ich, ich menschlichen Gesetzen so gut unterworfen sein muß
als ein anderer?
Sala: Warum diese Erbitterung, Julian? Es gibt doch noch man¬
cherlei auf Erden, selbst wenn uns etliche Vergnügungen und Genüsse früherer
Zeit abgeschmackt und unwürdig erscheinen. Und gerade Sie sollten das
nicht empfinden, Julian?
Julian: Winden Sie dem Schauspieler seine Rolle aus der Hand
und fragen Sie ihn, ob ihm die schönen Kulissen Spaß machen, zwischen
denen er stehen blieb.
Sala: Aber Sie haben doch auf Ihren Fahrten wieder zu arbeiten
angefangen?
Julian: So gut wie nichts.
Sala: Felix erzählte, daß Sie aus Ihrem Koffer ein paar Skizzen
hervorgeholt und ihm gezeigt hätten.
Julian: Er sprach davon?
Sala: Und alles mögliche Gute.
Julian: Wahrhaftig?
Sala: Und da Sie ihm die Sachen zeigten, werden Sie wohl selbst
etwas davon gehalten haben.
Julian: Es war nicht deshalb, daß ich sie ihn sehen ließ. (Auf
auf die Gefahr hin, daß Sie mich
und ab.) Ich will es Ihnen gestehen -
für einen vollkommenen Narren halten.
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2. Juliheft 1904