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box 2372
18. Der einsane Neg
Dienstag
General=Anzeiger für Elberfeld=Barmen.
erklingen zu lassen. Vor allem darf uns kein Wortdes Dialogs entgehe¬
Sieg. Es unterliegt heute keinem Zweifel, daß die Wahlen, im
ganzen 310, überwiegend zugunsten des alten Verbandes ausge= Ungünstig beeml#ßt werde die gestrige Aufführung auch durch das Au¬

fallen sind.
bleiben der neuengagierten=Maria Voist, für die Fanny Wolff die Rol
ablas — in Anbetracht der Umstände=sehr labenswert, aber doch natürli
Neviges, 12. Sept. Bei dem Festmahl, das sich gestern
das freie Spiel nicht exsetzend. — Allzuviel Pubtzckum wird Schnitzle
nachmittag an die Krönungsfeierlichkeiten des Gna¬
auf seinen einsamen=Weg — der sich von seinen bisherigen=stark unter
denbildes anschloß und an dem sich etwa 70 Priester und
scheidet — nicht=socken. Er hat gar zu viel öde, langweilige StreckenP.
geistliche Würdenträger beteiligten, kam der Kardinal=Erzbischof u. a.
auf die räumliche Unzulänglichkeit der gegenwärtigen Wallfahrts¬
kirche zu sprechen. „Ich habe gesehen“, so sagte der Kirchen¬
Tagesnenigkeiten.
fürst wörtlich, „daß die Wallfahrtskirche viel zu klein ist und
daß
das erste Notwendige wäre, eine neue, große Wall¬
Von der Prinzessin Luise. Einem Ausfrager der „Zeit“
ortskirche hier zu erbauen. Ein solches Vorhaben würde
erzählte die Prinzessin u. a. über ihre Wegführung aus Agram,
ich gern und nachdrücklich unterstützen. Ich hoffe, daß es nicht
wo sie mit Mattachich zusammenlebte, folgendes: Eines Morgens,
lange dauern wird, bis ich zur Grundsteinlegung für die neue
ich lag noch im Bett, kommt das Stubenmädchen. Es war
Kirche nach hier gerufen werde.“ Der Franziskanerpater Guardian
im Hotel, wie Sie wissen. „Königliche Hoheit, es ist ein
Marcellinus Blum benutzte die Gelegenheit, ebenfalls den Ge¬
Herr vor der Tür, der Sie zu sprechen verlangt.“ — „Sagen
danken eines Kirchennenbaues aufzugreifen. Die Kirche, so meinte
ist es denn über¬
Sie ihm, ich bin im Bette. Wer
er, werde zweifellos erbaut, wo der Kardinal hinter den Patres
stehr. Man werde so wohl schon im nächsten Jahre an die
haupt?“ — „Das weiß ich nicht, er will sich nicht nennen!“
Grundsteinlegung denten können. Zu den Ehrengästen zählte auch
Ich sagte dem Stubenmädchen, sie solle
Also schön.
die gräfliche Familie Ansemburg in Holland, die durch Ver¬
Da geht auch schonf
den Mann nur wegschicken.
heiratung mit der freiherrlichen Familie v. Wendt in den Besitz
die Tür weit auf, und Dr. Bachrach (der Sachwalter des Prinzen
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der altadeligen Herrschaft' Hardenberg gelangt ist. Ein anwesender
Philipp von Koburg) kommt herein. Mit ihm der Polizeichef von
Vertreter des gräflich Ausemburgschen Hauses ist aktiver hollän¬
a
Agram und ein ganzer Schwarm Detektives. Alle diese Männer
discher Minister.
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stellten sich um mein Bett im Halbkreis auf. „Im Namen des
Trier, 12. Sept. Großfeuer zerstörte in Gonzerath, Kreis
Bernkastel, 15 Wohnhäuser.
Königs!“ rief Dr. Bachrach, „stehen Sie auf und folgen Sie uns."ju.
(Fortietung dieser Ruhrik in der 3. Beflage.)
Ich schrie: „Wohin? Jus Palais? Niemals! Bachrach ent¬
W
ze
gegnete: „Nein, in ein Privathaus.“ Ich wußte genug.
A
Lokales.
Auf ein Zeichen Bachrachs traten zwei dieser Kerls an
Bett und wollten mich an den Handgelenken
Des Nachdruck unserer Ortoival=Velal=Berichtets um # Quellenangebe gestatter
mein
fassen. Ich war aufs äußerste in Rage. „Eine Königstochterina
Elberfeld, den 13. September 1904.
darf man nicht so anrühren!“ rief ich Bachrach zu. Die PolizistensFl
e.— Von den Krönungsfeierlichkeiten in Hardenberg, speziell
wichen zurück. Und nun begann Bachrach zu drohen. Wenn ich
von der Prozession mit dem Gnadenbilde, hat Photograph H.
nicht sofort aufstehe und mich ankleide, werde er mich, wie ich bin,
Ottenstreuer in Neviges und Velbert einige wohlgelungene
aus dem Bett heben und zur Bahn transportieren lassen. Ich bat, bah
Aufnahmen gemacht, die im Schaufenster bei Karl Seyd aus¬
wenigstens die Gräfin Fugger, meine Hofdame, zu holen. Sie kam
gestellt sind. Verschiedene geistliche Würdenträger sind deutlich zu
und flüsterte mir zu, jeder Widerstand sei nutzlos, ich müsse gehorchen.
erkennen.
Sül
Wie aber mich ankleiden vor all den Männern? Ich erreichte nach
e.— Durch allzuschnalles Fahren, das viele Fuhrwerkslenker
langem hin und her nur, daß wenigstens die Detektives
keider immer noch nicht lassen können, wurde gestern abend wie¬
mein Schlafzimmer verließen. Bachrach aber und der Polizeichef
Verl
der ein Unglücksfall herbeigeführt. Der 13jährige Sohn des
blieben. Vor ihnen mußte ich aufstehen und Toilette machen... (??)
Badedieners E. aus der Eichenstraße, der im Begriff stand, in der
Wir reisten im Separatzug nach Wien. Während der Fahrt war
Hofauerstraße ein leeres Faß auf einer Handkarre zu befestigen,
deut
Bachrach sehr liebenswürdig und sagte mir, das Ganze sei zu meinem
wurde von einem daherrasenden Rollfuhrwerk zu Boden geschleu¬
Besten; ich müsse dankbar sein: denn er habe mir einfach das Leben Meld
dert. Der Junge erlitt außer einigen leichteren Kontusionen am
eines
gerettet. Kurz und gut, man wollte mir einreden, Mattachich hätre
Kopfe und in der Leitengegend eine tiefe Fleischwunde am linken
die Absicht, mich zu erschießen. Mit dieser Behauptung ist auch der
Bigar
Bein. Der sofort hinzugerufene Arzt Dr. Schäfer legte dem
Kaiser getäuscht worden. Ich bin überzeugt, daß er sich nur
Verletzten den ersten Verband an. Ob der Knabe auch innere
woral
deshalb den Haftbefehl hat abringen lassen. Mir hat
Verletzungen erlitten hat, konnte noch nicht festgestellt werden.
tötele
Da die Leiter des Wagens zur Anzeige gebracht sind, ist zu hoffen, auch Doktor Bachrach damals gesagt, der Kaiser habe geäußert, er
habe genug in seiner Familie erlebt, er wolle kein zweites Meyerling! zur M.
daß sie der wohlverdienten Strafe nicht entgehen.
e. s. Feuer. Gestern abend 11 Uhr wurde die Feuerwehr! Im Separatzuge fuhr auch Doktor Hinterstoißer mit. Er hatte sein worau
Gutachten über meinen Geisteszustand fertig bei sich. Auf dem
nach der Nützenberger= bezw. Vogelsauerstraße gerufen. Dort war
auch z
Bahnhof in Wien hieß es, ein Palaiswagen sei da, um mich abzu¬
ein hohler Baum in Brand geraten, den man in kurzer Zeit
sind se
holen. Da erklärte ich aber dem Dr. Bachrach, ich werde eher einen Skandal
löschte. — Eine Stunde später ertönte nochmals Alarm. Im Nor¬
machen, werde mich lieber mit Gewalt in diesen Wagen ieben lassen,
den der Stadt bemerkte man einen intensiven Feuerschein am
ehe ich freiwillig einsteige. So wurde mir ein Fiaker bewilligt, und ich
Durchf
Himmel. Es brannte aber auf Nevigeser Gebiet. Die Feuerwehr
trat daher den Rückzug wieder an, und zwar um so mehr, kam nach Döbling. — Sonnabend nachmittags zeigte die Prinzessin
wurde
als bereits die Kohlstraßer Feuerwehr zur Brandstelle, dem Ge=durch ihren Anwalt Dr. Stimimer dem Polizeipräfekten Lepine ihren
M.
höft Settens bei Nuviges, geeilt war. Man mußte hier die Dienste Aufenthalt und das Hotel, in dem sie Wohnung genommen hat, au,
über d.
und daß sie nicht die Absicht habe, sich in Paris vor der Polizei
der Kohlstraßer Wehr in Anspruch nehmen, weil die Nevigeser
verborgen zu halten. In Abwesenheit des Präfekten, der beurlaubt
proteste
Löschmannschaften gleichzeitig am Dönberg in Aktion treten mußten,
wo eine Scheune brannte. Nachdem die Nevigeser Wehr am Dön=list, empfing sein Generaljekretär Laurent den Anwalt, und ließ der
Mifiel
berg des Feuers Herr geworden war. ging sie auch unverzüglich Prinzessin für den Aftedes Courtoisie dauken. Er fügte hinzu, die Kamne¬
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u n Sthegrichte
Pönizer s##üer ihre Aipesenkn und Wohnung Pereiis sen
an die Belampfung des Größjeners auf dem Gihst: Settens##### sr
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schen #
brannten neben einer vollgefüllten Schenne zwei Wohnhäufer voll=fihrer Ankunst unterrichtet. Die Prinzessin könne sich in Paris
vollkommen sicher fühlen, zumal die Polizei überzeugt sei, daß sie
ständig nieder. Nur einige wenige Möbel konnten gerettet werden.
#
Die Nachbargebäulichkeiten waren stark gefährdet. Man vermutet nicht die öffentliche Aufmerkiamkeit auf sich lenken wolle. Die
Fürsts
Brandstiftung. Die Kohlstraßer Wehr blieb bis heute früh Polizei ist auch über Mattachichs Anwesenheit und Wohnort in
hoffnun
6 Uhr auf der Nevigeser Brandstelle. — Heute mittag 12 Uhri Paris unterrichtet. Mattachich erhielt von der Prinzessin die
lentstand im Hause Untergrünewalderstraße 30 ein Mansardenbrand.s Erlaubnis, sein Gepäck in einem Zimmer des fünften Stockwerks
lung
des Hauses, dessen ersten Stock sie bewohnt, aufzubewahren; er muß
heute
Die Feuerwehr war alsbald zur Stelle und bekämpfte das Feuer
haber nach der Abendmahlzeit, zu welcher er jedesmal ganz formell
folgend
mit einer Schlauchleitung.
Widerf
geladen wird, das Haus verlassen.
c. 3. Das Polizeigefängnis beherbergte während der ver¬
torische
gangenen Nacht 12 Personen. Unter ihnen befanden sich drei Ob¬
strebun
fdachlose und eine Mietgeldschwindlerin.
Letzte Telegramme.
Frage
Burmen, den 13. September 1904.
des He
b.— Preisgekrönt. Auf dem Gesangwettstreit in Mülheim am
Der russisch=japanische Krieg.
beabsic
Rhein errang der „Orphens“ von hier in der zweiten Klasse den
wieder.
London, 13. Sept. „Daily Mail“ meldet vom 11. cr. aus
dritten Preis den eweiten Ehrenpreis und den zweiten Hannt¬