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18. Der einsane-deg


illzuweit getriebenen Egoismus, eine Art Don Juanmotiv nicht gerade erbittert, doch für immer vol
ohne Hölle und Teufel, wie man sich denn wohl an „Don Freunde Fichtner. Dieser hat auch mit se
Jnans Ende“ von Paul Heyse erinnert fühlen mag — bei seinem Sohne kein Glück; der junge
dieser Inhalt wirkt in der Behandlung, die er hier er=lihm: „Sie sind mir fremder geworden
fahren, auch nur traurig, gar nicht tragisch, weil man für weiß.“ Er hat nur die eine Empfindung:
den bestraften Egoisten kaum Sympathie und gewiß kein an dem Manne gut zu machen sei, den er
Mitleid empfinden kann. Das Ganze hat auf den ersten seinen Vater gehalten. Dieser Vater, Proff
Blick etwas Zerfahrenes, die Folge der Szenen oder der hat eine Tochter, Johanna, ein eigentümliche
Ereignisse etwas Rhapsodisches und Willkürliches. Ein- der eigentümlichen Gabe, den nahen Tod
heitlichkeit ist nur in der Stimmung; aber dies Grau in nen bestimmt vorauszusehen. Sie wird die
Grau, dies Gedämpfte, Müd=Resignierte Melanochlische, Herrn von Sala, der sich zur Teilnahme a#
das kaum einmal von einen etwas frischenTon unterbrochen logischen Forschungsreise nach Persien rü
wird, hat, durch fünf Akte hin festgehalten, etwas Lang= wie Johanna erfährt, wegen eines Herzleid
weiliges, Ermüdendes Allerlei Interessen, oder Handlun= schon ziemlich aufgegeben ist. Außerdem sch
gen, wenn man will, gehen neben einander hin, aber der auch jene fatale Sehergahe wieder zu rigen,
Brennpunkt, in dem sich die zerstreuten Strahlen sammeln, wissen, was sonst die Ursacht ist: alsrA#
sehlt und damit auch ein Mittelpunkt des Interesses, oder Vorschlag Salas, ihm als seine Fral nach
der wird zu spät erst entdeckt. Der Maler Julian Fichtnergen, ertränkt sie sich im Teich des Sala
Riat vor 23 Jahren die Braut seines Freundes Wegrath] Wie nun der Vater, tief erschütiert, dieses U
:: Mit der ersten Novität im neuen Spieljahre hat man verfiert, und da er nun bei zunehmendem Alter sich ein= ruft der Ulanenleutnant, seine Hand küssend,
sam fühlt und nach einer Seele verlangt, die zu ihm ge¬ Der Alte erwidert: „Müssen solche Dinge
im Schauspielhause nicht viel Glück gehabt. Die
höre, glaubt er den Sohn seiner ehemaligen (zwischen dem mir dies Wort klingt, als hört' ichs
Aufnahme, die Schnitzlers Schauspiel „Der ein¬
?“ Fichtner ist dabei langsam
ersten und zweiten Akt. verstorbenen) Geliebten, der einimal ....
same Weg“ gestern dorten sand, sah einer Ablehnung
schmucker Ulanenoffizier geworden ist, für sich als seinen Erst in dieser Schlußengung wird eine V
nicht ganz unähnlich. Obwohl im Verlauf des Stückes eine
Person sich umbringt, eine andere, vom Arzte bereits auf= Sohn reklamieren zu dürfen, zumal da der junge Mann bis dahin gesondert nebeneillauber hingegc
gegeben,, diesebe Absicht verrät, und eine dritte eines natür= eine gewisse Schwärmerei für ihn hat. Außerdem trifftlungen (wenn man den Ausdruck brauchen )
lichen Todes stirbt, nennt sich das Stück bescheiden doch Fichtner nach langer Abwesenheit in Wien auch mit einer Aber gerade dadurch macht sich das Unorg#
nur Schauspiel. Mit Recht: etwas Tragisches, das er= Schauspielerin wieder zusammen, die gleichfalls vor drei= bau erst recht fühlbar. Indem man dem A#
hebt, indem es zermalmt, würde man ganz umsonst suchen, undzwanzig Jahren seine Geliebte gewesen und dann seinel so lang ## Uingewissen gelassen, nun mit ei
nur Trauriges ist vorhanden, in quäleuder Ueberfülle so= gute Freundin geworden ist. och jetzt beklagt sies bitter, tief in die Karten schaut, merkt man nicht n
gar. Das Motiv für jenen Selbstmord wird nicht recht daß ihrer Liebe damals ein Kino versagt geblieben, das Spiel wenig geschickt geführt hat, sondern
klar; vielmehr: es scheint fast in einer hysterischen Laune ihrem Leben doch einen anderen Halt gegeben hätte; und nüchtert, indem das, was uns ergreifen sollt
gefunden werden zu müssen. Der Inhalt des Stückes — wie sie dahinter kommt, daß Fichtner der Vater jenes ge= Faktor in einem Rechenexempel herausstellt
man könnte sagen, es sei die wohlverdiente Bestrafung eines rade 23jährigen Ulanenleutnants ist, scheidet sie, wenn auch rung ließ viel zu wünschen übrig: wer das