Faksimile

Text

box 23/3
W
18. Der einsane Neg
von Brentano=Offenbach. Oo dieser aufgestent
swird, dürfte in den nächsten Tagen bekannt werden.
lerfüllt waren. Ibsen ist eben nicht allein Stim= Kind und Geliebte! Klingt es nicht alles wie Be=] stimmung heraus bittet er sie, seine Frau zu werden.
mungsmaler und psychologischer Feinbildner, son=ruhigung und Zuspruch? Es sind Namen wie Hände, Kurz zuvor hat Johanne jedoch erfahren, daß Sala
binnen kurzem seinem Herzleiden erliegen werde,
dern dazu auch der Dramatiker, der mit energischer die sich einem zutraulich auf die Schulter legen, um
und in einer krankhaften Begierde nach Schmerz
sucht sie den Tod in dem Weiher bei Salas Land¬
Faust das Schiff der Geschehnisse dem großen die Scheu vor dem fremden Gesichte zu beschwichtigen.
bühnenmäßigen Gesamteindruck zuzusteuern versteht. Nur weil sich die Menschen vergessen und des Ge¬
haus, während er, Sala, sich erschießt — nicht aus
sichts gegenü er nicht innewerden, können sie zu
Kummer über ihren Tod, sondern weil ihm das
Bei ihm tragen stets sämtliche Personen, architek¬
anderen sprechen, wie zu sich selbst. Sonft gäbe es
Warten auf den Sensenmann zu peinlich wäre.
tonisch verteilt, die Handlung, jede von der Grund¬
noch mehr der Schweigsamen. ... Es sind Sätze, die
Irene vergräbt sich in einem behaglichen ländlichen
sidee des Stückes durch die Eigentümlichkeit ihres
Stephan von Sala zu den vielen geistreichen Apergus,
Asyl, des Intrigierens und Kämpfens am Theater
nuar. Charatters hindurch bestrahlt. Die dadurch herbei¬
womit er aufwartet, als Definition des einsamen
müde, Wegrath und Felix aber finden sich, nachdem
in einem geführte geschlossene Einheitlichkeit fehlt dem Werke
Wegs aussprechen könnte. Er hat zeitlebens nur
sie sich bisher fremd gewesen, und werden sich Heimat.
en und Schnitzlers. Hier werden die beiden Ereignis¬
fremde Gesichter gesehen und sehen wollen, seine
Seele nie das Bedürfnis zu vertraulicher Aussprache Es ist die junge Generation, die Stephan von Sala
on Haus stränge, die Enthüllung des Famzliengeheimnisses, daß
wie der der Leutnant Felix Wegrath zu dem Akademie¬
gefühlt. Beinahe brüsk weist er die Vermutung ab, in Felix sieht: mit mehr Haltung und weniger Geist!
9
auf das direktor Wegrath zu Unrecht Vater sagt, durch den
ser könne je Freunde gehabt haben, und ebensowenig Und so schließt das Stück bei aller Trostlosigkeit
Ausganges doch mit einem tröstlichen Ausb
Arthurwirklichen Vater, den Maler Julian Fichtner, und
als er sich einst Frau und Kind voll hat hingeben
ja auch Stephan von Sala, der eisige Spöt
kin feinersdie mit dem Tod beider Beteiligten endigende
können, vermag er sich jetzt an Jehanne Wegrath wirklich
gesam=Liebesaffäre zvischen dem geistreichen Räsonneur,
Leipzig) legoistischen Lebenskünstler und Todeskandidat seelisch zu erwärmen. Ein Übermensch in espritvoller alle diese einsamen Menschen nur als negat
Salonausgabe, ein raffinierter Lebensvirknose, für spiele für das Leitmotiv des Dichters ausges
hat: Lieben, das heißt für jemand anderen auf der
ohne un= Stephan von Sala und der hysterischen Johanne
den Dinge und Menschen nur dazü da sind, ihm be¬
Welt sein.
A bedeu= Wegrath, — diese beiden Paralleldramen werden im
hagende ästhetische Stimmungen zu schaffen. Neben
Daß der Abend trotz der Schwächen des Stückes
Methode Grunde genommen lediglich durch den Umstand, daß
ihm Julian Fichtner, des gleichen Geistes Kind, nur
kein völlig verlorener war, dafür sorgten der echt
ir in Be=Felix und Johanne Wegrath Geschwister sind — in¬
übergängeffolge eines Zufalls, möchte man fast sagen —, in so wehleidiger, wie Stephan von Sala bemerkt. In
Schnitzlersche, aphorismenreiche Dialog, der
eigentlich richtige Langweile aufkommen ließ, und die
1. Lebens=setwas wie einen losen Zusammenhang gebracht. Die schäumendem Leben genoß er die Jahre der Jugend
nur der Einheitlichkeit des Stückes beruht in der Idee, ver=und Kraft Die achtzehnjährige Gabriele verführte
und verließ er, worauf sich die arme Betrogene in die Darstellung, deren allgemein feines Verständuis
Ehe mit dem biederen Wegrathgrettete. Die Schau= die Schönheiten des Werkes ich schon erwähnt
rgeschichteschiedene Menschen auf ihren einsamen Wegen zu
at sich inhzeigen. Die Art, wie sie der Dichter anwendet, wirkt
spielerin Irene Herms, mit deren Darstellung er Herrn Ottberts Julian Fichtner war fre
halytischejjedoch dramatisch gewaltsam, und indem er auf eine
sein berühmtestes Bild malte und die an ihm hing jeder theaterhaften Romantik, zu welcher diese
bar feinerzielbewußte Konzentration der Handlung verzichtet,
mit der Treue eines Hundes, wies er von der Türe. nur allzu leicht verführen mag.— der Weltmam
der stürmischen Vergangenheit, den der sympathisch
Seele, die schwächt er die Möglichteit, Interesse an den Per¬
Aber nun naht das Alter, und der große Katzen¬
treffsichere Künstler auf die Beine stellte, die Art
sonen zu wecken.
Seele, die
rammer überkommt ihn. Er sieht mit einem Male
und Weise, wie er den Spuk des „age ingrat“, die
Es ist schon geraume Zeit her, daß ich einmal im
pllen Zise¬
nur fremde Gesichter um sich, die Sehnsucht nach dem
sentimentale Resignation des alternden Junggesellen,
Feuilleton irgend einer deutschen Tageszeitung eine
gen, zum
natürlichen Sohne packt ihn, in dem er vertrautes
den Schmerz des Künstlers über das Unerreichte zur
sche Fein= Betrachtung über „Das fremde Gesicht“ las. Aber
Anschauung brachte — alles das war von überzeugen¬
weit über vergessen habe ich sie nicht, dafür barg sie zu viel un=Gesicht vermutet, er will ihn für sich gewinnen. Aber
der, einfacher Lebenswahrheit, menschlich, allzu
lbsenschem heimliche Wahrheit in sich, eine Wahrheit, die ich nie der Sohn ist dankbar und wählt denjenigen, dem er
mehr als das bloße Dasein verdankt. Nun, da Felix
menschlich (was jedoch das Gegenteil eines Tadels
stellenizuvor aussprechen gehört. Es steht ein leises Grauen
weiß, daß Fichtner sein Vater ist, erscheint er ihm
beitet sind zwischen Mensch und Meyschen, so hieß es da unge¬
zute Auf=ffähr. Nur von denen weicht es, die sich Heimat ge=fremd; Fichtner zieht in die Einsamkeit des alten sein soll). Herrn Stoeckels Stephan von Sala;
gab sich sehr wirkungsvoll als der Aristokrat von
Junggesellen. Auch Gabriele blickte in fremde Ge¬
sichter: ihre Ehe mit Wegrath baute sich auf einer vornehm unauffälliger Eleganz, als der Lebemann auf
Schnitzler worden sind. Aber das dauert lange; sie stellt sich
Lüge auf, und sie nimmt diese Lüge mit ins Grab, der Höhe der Welterfahrung, der das Leben ge¬
ieben ist.] noch nicht mit dem echten Kusse ein. Die Meisten
zu zahlen für die Schuld ist ihr nicht vergönnt. Diewissermaßen auf Eis gekühlt genießt wie Sekt und
eigentlich behalten für uns das fremde Gesicht. Nicht die
n unserem Fremdheit des Neuen und Fernen meine ich; was
ung und mehr grauen macht, ist die Fremdheit des nächsten Tochter Johanne, einsam und unbefriedigt, wirft Kaviar. Eine vorzügliche Leistung. Als Johanne
ses WerkesNachbars. Nachhar und Freund und Mutter und sich Sala an den Hals. Aus einer Augenblics=sah Frl. Ritter sehr interessant aus, und darüber