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nsäne
18. Der eie eg
Kanzel machte, von der herab er Zustände oder
„hineingeheimnist“, statt es — (mit dem „Sinn
Einrichtungen des modernen Lebens, wenn
Feuilleton.
für das Wesentliche") — als das zu nehmen,
schon nicht reformieren, so doch kritisieren will,
was es ist und will: so schmerzlich ist es gewiß
— ein solches Stück muß Klarheit schaffen und
andererseits für das Publikum oder, vielleicht
(Nachdruck verboten.)
Klarheit atmen, soll man es nicht unbefriedigt
noch besser gesagt, für die den Dichter verehrende
und verärgert hinnehmen müssen wie die Ver¬
Gemeinde, wenn sie sieht, wie der Dichter selbst
worrenheit einer schlechten Predigt. Und es ist
Königlich städtisches Theater.
in sich, in sein eigenes Werk, irgend etwas „hin¬
offenbar nicht zum Besten um ein Stück bestellt,
eingeheimnist“ und sie, des Dichters Gemeinde
Der einsame Weg.
wenn man sich, um seinen eigentlichen künst¬
kI
Ein Schauspiel von Arthur Schnitzter.Luämlich, fortwährend vor die Frage stellt, was
er denn eigentlich will? Man verstehe mich lerischen Sinn und Willen festzustellen, erst zum
So wahr es ist, daß jedes Kunstwerk nicht
recht: nicht der gedankenlosen Plattheit, die nichtwohlwollenden Ausleger des Stückes machen
so sehr für einen engeren Kreis von sogenann¬
muß, und — mehr subjektiv als objektiv, mehr
nachdenken will, nicht der geistigen Allerwelt¬
ten Sachverständigen, sondern vielmehr für die
zur eigenen Beruhigung also, als zur allgemein
verwandtschaft, nicht der Sucht, Galerie=In¬
Allgemeinheit, ganz insbesondere für jene Welt
gültigen Feststellung — dem Werke erst einen
stinkten mit — (Goethe liebte dieses Wort) —
geschaffen ist, die man da das Laientum nennt:
Platituden zu fröhnen, rede ich das Wort. Aber Sinn und Willen unterbreitet, um diese beiden
so wahr ist es auch, daß sich die kritische Bewer¬
dann scheinbar wieder herauszulösen, als seien
es lehnt sich in mir etwas gegen die Art auf,
tung des Kunstwerkes gewiß auch aus der
sie schon vordem darinnen gewesen.
künstlerische Schwächen dadurch verkleiden zu
Untersuchung ergibt, wie weit es ihm gelungen,
Das soll hier mit Schnitzlers „einsamem
wollen, daß man ihnen einfach Gedankenstriche
selbst auf
sich der Allgemeinheit verständlich zu machen —
Weg“ nicht geschehen. Ich muß es —
anhängt, es dem Zuschauer oder dem Leser des
für diese Allgemeinheit natürlicherweise immer
die Gefahr hin, mich dem Vorwurfe der Ein¬
Buches einfach überlassend, sich etwas selbst
ablehnen, den
jener Durchschnitt von Bildung vorausgesetzt,
sichtslosigkeit preiszugeben,
dazu zu denken, was nicht ausgedrückt ist, das
der zum Erfassen eines Kunstwerkes überhaupt
eigentlichen Sinn des Stückes feststellen zu
Publikum förmlich aufzufordern, aus der
befähigt. Klarheit! Die muß mir in erster
können. Ich verstehe das Stück nur zur Hälfte,
Ironie des Wortes eine Wahrheit zu machen:
Linie die Kunst geben. Das gilt vom Bilde eben¬
zur ersten Hälfte; zur anderen Hälfte verstehe
Im Auslegen seid frisch und munter,
so wie vom architektonischen Werke, wie schlie߬
ich es nicht. Denn das Stück besteht offensicht¬
Legt ihr's nicht aus, so legt was unter.
lich auch von den Emanationen der allerpersön¬
lich aus zwei Stücken.
Das Märchen, das Märchen=Drama hat
lichsten der Künste, der Musik. Aber ganz ins¬
Das erste, mir verständliche:
das Recht, die Einbildungskraft aufzurufen, das
besondere hat diese Forderung bei dem für das
Julian Fichtner, eine Künstlernatur, faßte,
Märchen kann, wie sich Gerhart Hauptmann in
Theater geschaffenen Werke Geltung, weil dieses
als er noch jung war, eine tiefe Natur zu einem
einem Briefe sehr gut ausdrückte, eine „Traum¬
unmittelbar und ausdrücklich an die als „Pub¬
Mädchen Gabriele, das damals die Braut seines
Realität“ haben, „die man genießen muß, rein
likum“ sehr gut bezeichnete Oeffentlichkeit, All¬
gemeinheit appelliert. So schmerzlich es für den sinnlich genießen“. Aber ein Stück, wie dieses, Freundes Wegrath war. Trotz dieser Tatsache
Künstler ist, wenn man in sein Werk allerleildurch das der Dichter die Bühne gleichsam zur erwiderte Gabriele die Neigung Fichtners und
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