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18. Der einsaneeß
werden; einmal läßt man es sich wohl gefallen, wenn Jemand! in dieser Weise behandelt, so hätte er denselben Fehler gemach
Bei Schnitzler dominiert Sala, während dieser vor Julian Fichtner
aus einer Art von hellseherischer Gedankenleserei die Absichten eines
hätte zurücktreten müssen.
Anderen errät. Aber wenn dies fortwährend geschieht, ohne aus
Wirklich große, künstlerische Wi jen können nur erzielt
einer dunklen Seelenkrafr überzeugend nachgewiesen zu werden,
werden, wenn die Form dem bedem en Inhalt ebenbürtig ist.
wenn alle handelnden Personen fortwährend die Gedanken aller
Der poetische Inhalt von „Der einsame Weg“ aber ist zweifellos
übrigen Personen um sie herum mal aus einem Blick, mal aus
bedeutend; um so mehr ist es daher zu bedauern, daß der Dichter
9.
einem Händedruck, mal so, mal so erraten, wenn, wie esz
ihm durch die Form nicht die wünschenswerte Wirkung gesichert hat.
Felix in der sonit so wirkungsvollen Szene der Erkenntnis seiner
Heinrich Vollrat Schumacher.
wahren Herkunft eine lange, ihm bisher geflissentlich versteckte Ge¬
schichte aus dem bloßen Betrachten des Bildes seiner Mutter errätn
NB! seiner Mutter, ehe sie ihm das Leben gab! — dann wirkt“
das alles verstimmend und fast komisch.
Und daß das einem sonst so überlegenden Künstler wie
Schnitzler passieren konnte, führt uns zu dem weiteren, um¬
fassenderen Jehler in der Technik des Stückes. Schnitzler hat zu
viel geben wollen und hat infolgedessen zu wenig gegeben. Anstatte
sich auf den Konflikt zwischen dem Sohne mit seinen — beidene
Vätern (sit venia verbo!) zu beschränken, baut er, wohl in der Ab¬
sicht, eine zu auffallende Aehnlichkeit mit Ibsen'scher, nur die
Katastrophe schildernder „Gespenster"=Technik zu vermeiden, eine
zweite, sich vor unseren Augen abspielende und dadurch den Vorzug;
größerer Frische versprechende Handlung in den Rahmen des
Stückes. Die Folge davon: hart im Raume stoßen sich die Dinge;
da der Sohnes=Konflikt der stärkere und ursprüngliche ist,
mußte ihm gegenüber der Tochter=Konflikt in den Sch#en
treten. Auf der anderen Seite aber war dem Dichter
die Figur des Stephan Sala an's Herz gewachsen; auf ihn
konzentrierte er alles Licht seiner großen Schilderungskunst.
rückte diese eigentlich nur als Episode berechtigte Gestalt in den
Mittelpunkt des Interesses und mußte durch ihr Hervortreten not¬
wendigerweise die Oekonomie des Stückes verwirren und die
Perspektive in der Gruppierung der Personen verrücken. Hätte
Shakespeare in seinem „König Lear“ die Parallelfigur des Gloster