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17.4. Marionetten Zuklus box 22/11
— reitor
Umell#######be ohme Gewähr.:
Ausschnitt aus:
s2 —
Pam! In
Genk, Ropemtagen, —
Hiew-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm,##
Deutsches Volkstheater. Nach zwei Traum¬
burg, Toronto.
„lcker nicht weniger als vier Marionettenspiele, ein
##—
französisches, das man in Wien schon kannte, und drei von
G
(Khalse Ausgen
Artur Sch#f##ter, die der Wiener Bühne gleichfalls nicht
Ausschnitt abs:
fremd sind. Dazwischen „Bruder Martin“. Das scheint kein
Spielplan mehr, sondern Planlosigkeit. Das Deutsche
# 1912
Volkstheater ist in Gefahr, seine Haltung zu verlieren.
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Wer zieht denn jetzt die Füden? Schnitzlers „Puppen¬
Deutsches Volkstheater. Die drei Einakter von
spieler“ wähnt die Menschen wie Pu,pen zu lenken und
Artur S die gestern hier unter dem
wird gewahr, daß er selbst am Draht zappelt. Eine leichte
Gesamttikkl: Marionetten zum erstenmal gegeben
Studie in Ibsens Technik. „Der tapfere Cassian“
wurden, — „Der Puppenspieler", „Der tapfere Cassian“,
ist nur ein Scherz für Schauspieler, die sich wie Mario¬
„Der große Wurstel“ — verbindet der Gedanke, daß das
neiten bewegen müssen. Vielleicht ist der Spaß als Parodie
Leben ein Puppenspiel und die Menschen Marionetten
zu nehmen. „Zum großen Wurstel“ nennt sich eine
sind. Ein Groteskspiegel wird aufgemacht, der scharf
pünne Satire, die ein wenig gegen das Leben und ein wenig
umrissene Figuren zurückwirft. Die literarische Wertung
gegen die Literatur gerichtet ist. Nette Gedanken erfahren
dieser geistvollen Pessimismen steht fest, wie auch die Tat¬
hier manche unliebsame, derbe Störung. Vielleicht liegt auch
sache gestern ihre Bestätigung sand, daß die lebendige
in diesen Störungen ein Sinn. Der große Wurstel ist ein
Bühne diesen Schattenspielen des Lebens abhold ist, was
ganz kleiner Schnitzler. Man liebt und schätzt aber seine
ja schon bei früheren Aufführungen sich erwiesen hat.
Kunst, auch wenn sie sich selbst verkleinert. Darum ließ das
Auch das gestrige, dem Dichter so überaus geneigte
Publikum die Widersacher nicht gewähren, und „Artur
Publikum fand zu den „Marionetten“ nur schwer die
Schnitzler erschien wiederholt nach jedem seiner/(Stücke.
richtige Distanz; am leichtesten zum „Puppen¬
Nun sollte er aber dem Deutschen Volkstheater,das auch
spieler", dessen Figuren, der Verfallsmensch mit
seine Späne sammelt, sich dankbar zeigen und ihm einen
seinem eigen konstruierten Innenleben und der ideale
ganzen Schnitzler bieten, der unsre Freude ist. Die Dar¬
Ordnungsmensch, noch am greifbarsten in die Gegen¬
steller hatten einen leichten Abend. Eine größere Aufgabe
wart hineinragen. „Der tapfere Cassian“ ist
war allein Herrn Kramer als Puppenspieler zuge¬
sicher mehr ein Puppenspiel, das heißt ein Spiel für
dacht. Sie blied aber in der Maske stecken Rob. H.
Marionetten (Brauns Münchner Marionettentheater hat
diese Groteske hier gegeben) als für lebendige Schau¬
spieler und beim „großen Wurstel“ ruft die
nachschaffende Phantasie des Lesers weit größere künst¬
lerische Eindrücke hervor als die Bühne. Den Dar¬
stellern kann man daraus keinen Vorwurf machen; sie
ibe e.
gaben alle das Beste. Erika v. Wagner (im Puppen¬
spieler) hat die edelste Kultur der Sprache, gleichsam ein
aud
Ausklang dieses feingeschnittenen Aristokratenprofils.
Sonn- u Hontags-Courer,
Ihre Geste und Mimik ist von vornehmer Einfachheit
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und verleiht dieser kleinen Rolle künstlerischen Reiz. In
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der Titelrolle machte Herr Kramer auf dem Wege
ins Charakterfach einen weiteren interessanten Schritt.
(Deutsches Volkstheater.) „Marionetten“ von Arthur
Im „Tapferen Cassian“ wahrte Frau Glöckner fast
Schnitzler. Die 3 Einakter sind wohl bekannt und besprochen
allein den Charakter der Marionette; sie war in ihren
eckigen, abgemessenen Bewegungen und der sakkadierten
Sprechweise ganz köstlich. Amusant war Herrn Hommas
Puppenstubenfalstaff. Mit dem „Großen Wurstel“
und seinen angehäuften Symbolismen, Ironien und
und es erübrigt, über die Aufführung zu reden. „Der Puppen¬
Ausfällen kamen die Zuhörer am wenigsten zurecht.
spieler“ wurde in einem gedämpften Ton gespielt. Herr Onno;
Am raschesten fand es sich in die Wurstelpraterszenen
hin in, das Wurstelspiel selbst schien die Zuhörer zu ver¬
gleich gut in Maske und Spiel brachte trefflich die schüchterne
wirren. Frau Galafres war hier sehr komisch, über¬
Ueberkegenheit zum Ausdrucke. Fräulein v. Wagner war an¬
raschend gut in einer Therese Biedermann=Kopie Fräulein
mutig und ein wenig traditionell, Herr Kramer aber eine Bas¬
Waldow, der waschechte Typus eines Rekommandeurs
sermann=Kopie. — „Der tapfere Cassian“ wurde ganz mit Pup¬
Herr Homma und verblüffend in seiner Maske
penbewegungen gespielt. Dadurch wurde manches anmutig und
Herr Onno, der schon im Puppenspieler seine hohe
possierlich, aber manchesgedehnt und ermüdend. Frau Glöckner,
schauspielerische Intelligenz und seine aparte interessante
Herr Homma und Herr Günther waren vorzüglich. 1 Im „großen
Art zu sprechen gezeigt. — Das Publikum spekulierte
Wurstel“ gelang das Puppenspiel wunderschön,das Publikum
nicht viel über Stück und Darstellung. Es hielt tapfer
war zu lärmend. Herr Russeck und Herr Askonas wirkten schon
zum Dichter und bereitete Artur Schnitzler
L. F.
durch die Maske prächtig. Herr Homma und die anderen gaben
stürmische Ovationen.
wenig schwierige Rollen mit Sicherheit