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Unser Wiener Korrespondent schreibt uns:
Die Zusammenfassung der drei Einakter von
Arthur Schnitzler, welche das Deutsche Volkstheater
unter dem Kollektivistel „Marionetten“ ver¬
gangenen Sonnabend brachte, war kein=sehr glücklicher
Gedanke. Die Stücke haben nurfgauf äußerliche Be¬
rührungspunkte, da und dort etwas Puppemspielerisches,
teils nur angedeutetz teils wirklich dargestellt. Nicht:
der Dichter alleingund nicht der echte, rechte, liebe
Arthur Schnitzler mit seiner bannenden und
suggestiven Macht,
sondern der philoso¬
phierende Träumer und Denker Schnitzler
spricht aus diesen
drei Stücken zu uns.
Im „Puppenspieler“ führt er die Annahme eines
träumerischen Kopfes ad absurdum, daß man die
Menschen nach eigenem Willen lenken könne — und
es hat eigentümlich berührt und war jedenfalls eine
arge Geschmacklosigkeit der Direktion des Deutschen
Volkstheaters, daß sie dieses Stück unmittelbar nach
der in viel interessanterer Weise dem gleichen Gedanken
behandelnden Komödie „Les marionettes“ von Pierre
Wolff brachte. Auf derselben Saite spielt auch
„Der tapfere
assian“ in welchem das
Puppenhafte einer gewissen Kategorie von Menschen, die
allerdings in diesem Falle mehr Strohköpfe, oder sagen wir
Strohpuppen sind, dargestellt wird. Das Publikum
wußte mit diesem Stück überhaupt nichts anzufangen
und spendete den Darstellern, namentlich Frau
Glöckner welche die von einem Mann zum anderen
pendelnde treulose Puppenfigur in Holzschnittmanier
mit wirklicher Lustigkeit verkörperte, mehr Beifall als
dem Dichter. Man hatte über das nämliche Stück
weidlich mehr gelacht, als es das Münchener Mario¬
nettentheater in Wien aufführte, denn da trat es nicht
so prätentiös auf als auf der Bühne des Deutschen
Volkstheaters.
Den nicht eben heiteren Schluß des Abends bildete
die so fröhlich einsetzende und so schauerlich endende
Burleske „Zum großen Wurstel“ die seiner¬
zeit an einer anderen Wiener Bühne mit mäßigem
Erfolge aufgeführt wurde und auch im Volkstheater
das Schicksal aller jener Stücke erlebte, welche an die
Denkkraft und Rätsellösekunst der Zuhörer komplizierte
Anforderungen stellen. Nach einem heiteren Präludium,
nachdem die Wurstelfiguren, die durch von den
Soffiten herabhängende Drähte gelenkt werden, in
durchweg lustigen Knittelversen die dürftige Handlung
entwirrt haben, erscheint mit einem Male der als Tod
verkleidete Harlekin auf der Bühne, der aber dann abgelöst
wird von dem wirklichen Allbefreier Tod, so daß aus!
dem lustigen, fröhlichen Tanz mit einem Male ein grabes¬
schauriger Totentanz wird. Nach dem liebenswurdigen
Unsinn ernste Uebersinnlichkeit, denn nur metaphysisch
ist das Gehaben des Dämons zu erklären, der mit
gespenstischer Fratze, während die Szene sich verfinstert,
von bläulichem Licht umflossen, erscheint, die Drähte,
an welchen die Spieler zappeln, zerschneidet, um damit
allegorisch anzudeuten, daß alles auf dieser Erde nur
eitel Spiel und Gaukele, sei. Das ist gewiß ein
schöner und tiefer Gedanke, aber die Art, wie er
in
grellem Kotrastlicht auf der Bühne
ausgedrückt wird, ist bei aller Tiese der Anschauung
doch unwirksam. Vielleicht hat das Publikum auch
ein wenig befremdet und völlig aus der Stimmung
gerissen, daß der alte abgebrauchte Trick wieder an¬
gewendet wurde, plötzlich die Aktion ins Publikum zu
verlegen und einen Herrn im Parkett in die Hand¬
lung eingreifen zu lassen. Die Herren Homma und
Onno, Frau Galaftés, die ausnahmsweise
sehr komisch erschien, und Fräulein Waldow, end¬
lich Herr Kramer als der Erlöser Tod schlugen
aus ihren Rollen heraus, was herauszuschlagen war.!
Schnitzler wurde sozusagen unter Donner und Blitz!
gerufen — es gab jedoch sehr viel Donner und sehr
viel Blitz.
Ausgesprochenen Erfolg, einmütige Zustimmung
fand „Der Puppenspieler“ diese ergreifende
Charakterstudie, dieses nachdenkliche, vom kräftigen
Lebenspuls erfüllte Stück, das wohl dauernd eine
Zierde des modernen Schauspielrepertoirs bilden wird.
Die seinerzeit von Bassermann bei einer Gastspiel¬
fahrt hier gegebene Rolle des verbummelten genialen
Mannes spielte Herr Kramer mit interessanter Zurück¬
haltung und einem Tropfen bitterironischer Wehmut
in der Stimme. In Herrn Kramer wird langsam ein
trefflicher Charakterspieler sich heranbilden. Ueberaus
sympathisch gestaltet Fräulein Erika v. Wagner,
die neueste Akquisition des Deutschen Volkstheaters,
die Gattin des Musikers. Diesem selbst lieh Ferdi¬
nand Onno, den wir zu unserm Bedauern an das
Berliner Komödienhaus abtreten müssen,
seine fesselnde Physiognomie, seine Kraft, in die Piyche
einer Figur einzudringen. Er wurde mit den früher
genannten Darstellern durch reichen Beifall ausz
gezeichnet.
S. L
Telephon 12.801.
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burg, Toronto.
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Schnitzler-darabnäl. Bécsi tudósitön k.
jeienti: Néhány bécsi lap ma meg¬
emlékezik arröl, hogy Ferene Ferdi¬
nänd trönörökös és felesége szomba¬
ton este végignézték a Deutsches
Volkstheaterben Schnitzter Artur- Ma¬
rionettee cimen összefoglalt négy egy¬
felvonásosának bemutatójät. Két
szemponthöl is erdekesnek tartják a
bécsick a trönörököspärnak a Schnitz¬
ler-premièren valö megjelenését. Az
egyik az, hogy ugyanaz este volt a
fekete-särga redout, melynek fövéd¬
nökségét a trönörökös felesege val¬
laita el és a hercegnó mégsem erre
a balra ment el, hanem — és ez a
mäsik szempont —éppen egy Schnitz¬
ler-darabnak a bemutatójára. Schnitz¬
lert Béesben sokan ozsidó irönak:
mondjäk és egy-két lap a sorok kö¬
zött szemrehänyäst tesz a trönörökös
feleségének, hogy a katolikus jellegü
bal estéjén éppen Schnitzler darabjät
nézték végig.