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Seite 6
Held:
Nicht einen Schritt aus dieser Tür!
Herzog! Sie kennen diese hier?
Herzog:
Zur Antwort bin ich nicht verpflichtet.
Held:
Sprich, Liesl, du! — Sie liegt vernichtet!
Hal ahn' ich den Zusammenhang:
Für meine Liebe das der Dank!
erzog:
Da Sie Ihr Schicksal nun verstehn,
Sei mir gestattet abzugehn.
Held:
Verzeihung, Herzog, nicht so schnell!
Jetzt fordre ich Sie zum Duell!
Herzog:
Es schlägt sich für seine Herzogin,
Doch nicht für ein Mädel der von Lawin!
(Ab mit den zwei stummen Herren.)
Held:
Hier liegt sie, wie vom Traum umnachlet,
In einer Ohnmacht hingeschmachtet,
Sieht aus, als könnt' sie bis fünf nicht
zählen,
Und weiß doch so gut zu verraten, zu
quälen!
Was tu' ich nur?
(Es klopft innen von der Schlafzimmertür.)
Die Herzogin!
Ha! ich vergaß — sie ist noch drin!
Nun fügt sich alles wunderfein,
Es wird ein selines Abenteuer, —
Nein, Liesl, ich bin auch nicht treuer,
Und nachher darf ich dir verzeihn.
(Er geht zur Schlafzimmertür; die Herzogin kommt
heraus.)
Held:
Nun wollen wir kosen, küssen, tollen,
Jetzt machen Sie aus mir, was Sie wollen!
Herzogin: Ich bitte, den Weg mir frei¬
zugeben!
Held: O, Herzogin, Sie liebten mich eben!
Herzogin: Wer sind Sie?
Ich bin des Stückes Held!
Held:
Herzogin:
Ich liebte nur einen, der morgen fällt! (Ab.)
Der Naive: Warum denn? ... warum
geht sie denn sort?. .. Jetzt könnt' sie ja auf
ihre Kosten kommen!
Der Dichter: Das scheinen die Leute
nicht zu begreifen!
Direktor: Ich hab's Ihnen ja g'sagt. Es
geht schief.
Der Dichter: Und jetzt kommt noch der
gefährliche Menolog!
Direktor: Ihr ganzes Stück ist gefährlich.
Mit dem Ringkämpfer hätt's schließen müssen.
Der Dichter: Wie lönnen Sie das sagen!
Der Ringkämpfer ist uns doch im letzten Moment
eingefallen; der gehört doch gar nicht dazu.
Direktor: An Ihrem Stück ist überhaupt
nur das gut, was nicht dazu g’hört!
Held:
Fort ist sie! War's nicht wie ein Traum?
Blieb' nicht ihr Duft, so glaubt' ich's kaum.
Und Liesl schlummert hier in Ruh.
Ich frage nun: was sagt man da dazu?
Indem ich nämlich alles versteh',
Fühl' ich nicht Groll, nur leises Weh.
Liesl (schlägt die Augen auf): Wo bin ich?
Bei mir.
Held:
Und der Herzog?
Liesl:
Ist fort.
Held:
Liesl: Und ich tat dir weh ¬
Das ist das Wort.
Held:
Jetzt aber sag mir: wie konntest du
nur —?
Beilage zu Nr. 926
Die Oster=Zeit.
Nicht lebenswürdig scheint mir dieses Leben,
Liesl: Es war halt so schön! — Es ist
Zu ew'gen Ruhe will ich mich begeben.
meine Natur.
Der Naive: Haha! es ist ihre Natur! (Der Tod in schauerlicher Maske, dunkel verhüllt,
tritt auf.)
Das ist eine!
(Die Burgersfrau fällt in Ohnmacht.)
Held:
O, rührendes Kind, wenn das Herz auch
Erster Bürger: So beruhig dich doch!
bricht,
(Unruhe. El führt seine Frau ab.)
Man kann dir nicht zürnen: du faßt es ja
nicht!
Der Dichter (zum Direktor): Das hat
Und daß du dem Herzog gehörtest, auch das
grad noch gefehlt!
Nähm' ich gern als Symbol — aber sag
Held: Wer bist du?
mir, für was?
Sieh mir ins Angesicht!
Tod:
Liesl: Du red'st so gescheit, du bist ja
Held: Hinweg! Mir graut!
so gut!
Erster Skandalmacher (der bisher
(Sie sinkt an seine Brust.)
ruhig dagesessen): Mir auch!
Der Naive: Hat ihm schon! Er heirat'
sie doch noch!
Andere (rufen): Pst!
Der Bissige: Es ist einfach irrsinnig!
Riefst du mich nich!?
Tod:
Der Wohlwollende: Ich weiß
Zweiter Skandalmacher: Wer
nicht ... ich weiß nicht ... es steckt was drin ...
hat ihn denn gerufen?
Held: Ha! — Liesl, hast du zu sterben
Einige: Pst!
Mut?
Andere: Recht hat er!
Liesl: Warum denn?
Der Dichter: Verdammt!
Auf diese Weise allein
Tod:
Held:
Kannst du mir wieder zu eigen sein,
Ich bin der Tod— Was willst du hier?
Held:
Um also an des Geliebten Seiten
Erster Skandalmacher: Haha!
Entfühnt in den Weltenraum zu gleiten.
Liesl: Nein, lieber nicht.
(Zweiter Skandalmacher pfeift.)
Wie süß! Wie dumm!
Held:
Der Naive: Kinder, jetzt wird's lustig.
Liesl: Nein! fällt mir nicht ein — ich bring'
Der Wohlwollende: Die Leute haben
mich nicht um!
doch keine Ahnung.
Held: So weiche von hinnen — mich ekelt
Der Bissige: Wer hat keine Ahnung?“
sehr!
Recht haben sie ... Man muß sich nicht
Liesl:
alles bieten lassen! Wenn ich nicht so gebildet
Wie? ist es möglich — du magst mich nicht
wäre, möckt ich auch pfeifen!.
mehr?
Einige: Ruhel.... Ruhe! Weiterspielen!
(Der düstere Kanzelist tritt auf.)
Direktor (auf den Stufen): Ich bitte um
Ruhe, meine Herrschaften!
Liesl: Mein Vater!
Einige: Brivol Bravo!
Kanzelist:
Tod: Ich bin der Tod —
Hal find' ich dich, trauriger Held!
Zweiter Skandalmacher: Das hat
Wir haben nichts, und ihr habt das Geld!
er ja schon g'sagt! (Gelächter.)
Wir schuften für euch, und ihr beutet uns
Der Dichter: Jetzt lachen sie gar!
aus,
Verführt unsre Töchter — wir warten zu
Direktor: Jetzt stellen Sie sich vor, man
Haus!
hätt' den Leuten nichts zu essen gegeben ...
Held:
da hätt' man Sie schon längst erschlagen.
Du alter Mann — wie klingen deine Worte
Was willst du hier?
Held:
So schal und sinnlos an des Jenseits Pforte!
Wie ich schon einmal die Ehre hatte, Sie zu
fragen. (Gelächter.)
Kanzelist: An diesen Taugenichts sich fort¬
zuschmeißen!
Der Dichter: Was ist das?! ... Dieser
Haderlump! Jetzt macht er sich über mich lustig.
Held: Es braucht nicht Schimpf, von hier sie
Viele: Pst! Pst!
fortzureißen.
Tod (überschreit alle):
(Liesls Bräutigam tritt ein.)
Der dort ist unsterblich — ich komm' zu dir!
Held: Schon wieder wer!
(Es wird still.)
Liesl: Mein Bräutigam!
Laß meine Tracht dich nicht erstaunen,
Alle Wetter!
Held:
Mein Garderobier hat seltsame Launen.
Wer sind Sie denn?
Seitdem die Lebend'gen nicht mannigfaltig,
Bräutigam: Von Brackenburg ein Veiter.
Erscheint der Tod höchst vielgestaltig.
Liesl:
(Einige gehen. — Die Unruhe wird ärger. —
O Jugendfreund, geduldiger, bist du es?
Der Bissige pfeift.)
Verzeih und heirat mich!
Gewiß, ich tu' es,
Der Wohlwollende: Und Sie wollen
Bräutigam:
ein gebildeter Mensch sein?!
Seit Jahren steh' ich nur dazu bereit.
Der Vissige: Was geht das Sie an?...
Hast du der Liebe Laufbahn nun beendet?
Einige: Ruhe!... Ruhe!
Liesl:
Der Dichter: Jetzt geh'n die Leut' gar
O lieber Franz, ich glaub', jetzt ist es Zeit!
fort!
(Zu Vater und Bräutigam:)
Direktor: Die, die fortgehen, können
wenigstens nicht pfeifen.
Zu euch gehör' ich, war bisher verblendet.
Der Wohlwollende (zum Bissigen):
(Alle drei ab.)
Warum geh'n Sie denn nicht, wenn's Ihnen
nicht gefällt?
Räsoneur:
Der Bissige: Halten Sie Ihr Mauli
Zum Alltag wieder, zum Geschäft, ins Amt,
Ein jeder kehrt zurück, woher er stammt.
(Sie stehen auf.)
Held:
Einige: Hinaus! Ruhe!
Mich dünkt, ich büßte vieles ein —
(Der Wohlwollende und der Bissige setzen sich wieder.)
Betrogen bin ich allseits und allein.
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