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et urnene Fihn gent S Uel 135.9
einte.* Läge der Scherz nicht gar so nahe, man müste
als ehrlicher Mensch sagen, es waren keine — leben¬
digen Stunden. Der Dichter hat sich über die Psendo¬
inclusive
Dichter lustig machen wollen, die sich einreden, der
Porto.
„Gott in ihnen“ stehe höher als das natürliche
Für
Zahlbar
Menschenempfinden, darum setze sich jedes
Ge¬
100
im Voraue
fühl in Schaffensdrang um. Sie feciren ihre
200
seelischen Regungen und beobachten sich, um sich
500
zu beschreiben. Wir wissen nicht, was Schnitzler die huitte ist das
„ 1000
Anregung bot, einmal ein Donnerwetter über „Die 1 stcht es den
Im Talente des Kasseehauses“ loszulassen, aber er ndern.
Abonnemer verkenne nicht, daß auch er gleich
den Ge¬
Abonnente geißelten seine Empfindungen schaffend verwerthete, enthaltend die
Freilich waren es nicht Empfindungen des Schmerzes er Morgen¬
Dei im gewöhnlichen Sinne, war es kein Unglück, das ihn viener Zeitung“)
Inhalts# traf, als er die Eingebildeten mit ihrem harmlosen chaftliche Leben“
Größenwahn kennzeichnen und züchtigen wollte,
se Mittheilungen
blätte
aber ein Weh war's immerhin, und daraus geboren
wodurch
erstanden die vier Theaterstücke
für Litteratur¬
des In¬
menschen, die jede geistreiche, wie jede ironische Wendung
werden
verstehen, jede Anspielung freudig auffassen.
Wir wollen uns nach 11 Uhr Abends in keine allzu¬
lange litterarisch=dramaturgische Studie über diese vie¬
Nippes ergehen.
„Lebendige Stunden“, Schyuspiel in *
einem Aufzug. Eine leidende Mutter tödtet sich, weil
sie
sieht, daß ihr Leiden dem Sohn die dichte¬
rische Schaffensfreude nimmt. Der Sohn erfährt diese
heroische That der Mutter durch ihren „Freund“ der
sie dem jungen Dichter mittheilt, weil er ihn kennt.
Und in der That erklärt dieser nun, seinen Schmerz
zu gestalten. Fadenscheinig vergleicht er das damit
daß der Gartenbesitzer ja trotz allen Leids auch seinen
Garten pflegt.
Das Stückchen, von den Herren Reinhard (Freuni
der Verstorbenen), Rittner (Sohn), Fischer (Gärtner)
sehr lebenswahr gespielt, konnte es zu keinem Er¬
folge bringen. Es war auch zu häßlich, daß
kein Gegensatz zur Ausgleichung gefunden wurde,
denn es wird doch Schnitzlers Absicht nicht
wesen sein, alle jungen Dichter als solche Selbst¬
aubeter zu bezeichnen? Das wäre, —— nun sagen
wir höflich: seltsam,
Nr. 2: „Die Frau mit dem Dolche.“ Schau¬
spiel in einem Aufzug. Pauliue, die Gattin des
Malers Remigio, giebt sich mit Leonhard im Aus¬
stellungssaale ein Stelldichein. Sie stehen (und sitzen
auf dem Rundsopha) vor dem großen Mittelbilde, das
sicht zu schleudern! Er weiß ja in der That auch nichts.
die Frau mit dem Dolche darstellt. Der Maler ist un¬
als zu schimpfen — und nach dem Weggang des
bekannt, das Bild stammt aus dem 16. Jahrhundert.
„Glücklichen“ zu sterben.
Hier hat die dichterische Kraft Herrn Dr. Schnitzler
Pauline hat es ihrem Manne gesagt, daß sie einen
Augenblick nahe daran war, Leonhard zu lieben, in
völlig im Stich gelassen, denn nicht nur hat
Folge dessen wurde beschlossen, abzureisen. Pauline ist
er keine Typen geschaffen, er hat auch nicht
eine visionäre Natur.
sieht Leonhard als
einmal gewußt, was mit seinen Puppen an¬
Leiche, denn auf dem Bilde ist ein Jüngling
fangen.
Ohne Reinhardt (Journalist), Fischer
neben der Frau mit dem Dolche todt hingestreckt sichtbar.
(Schauspieler), Bassermann (Dichter) wäre das
Es wird dunkel — Verwandlung — und der Maler
Schaufpiel sicher noch kühler aufgenommen worden.
aus dem 16. Jahrhundert findet bei der Heimkehr sein
Nr. 4: Litteratur. Schwank in einem Aufzug.
inzwischen ihm ungetreu gewordenes Weib. Alles ist
Ein Bohéme=Stück. Margarethe hatte einen Mann, von
im Kostüm des 16. Jahrhunderts, und Pauline ersticht
dem sie sich trennte, lebte dann mit dem Dichter Gilbert,
Leonhard, der ihre Schande und ihres Gatten Unglück
um eines Tages als Braut des Baron Clemens sicht
laut hinaus rufen will, da Remigio beide zu sehr ver¬
von diesem die Wahrheit sagen zu lassen, daß die
uchtet, um sich zu rächen, oder gar ihn zu
Dichter Verräther ihrer eigenen Erlebnisse und Phan¬
Es
lödten!
wird wieder dunkel, man
tasien seien. Eine Moral aus der Sportswelt. In
hört es wie vor der Verwandlung
2 Uhr
der That veröffentlickt Margarethe in ihrem neuesten
läuten — es wird hell und vor Pauline, die einen
Roman die Briefe, die sie mit Gilbert wechseite. Das¬
Augenblick lang die Vision, die wir als Verwandlung
selbe thut aber auch dieser. Clemens will beide Romane
sahen, hatte, steht Leonhard. Da er ihr im ersten
lesen, ehe der Roman Margarethens eingestampft wird
Bilde sagte, ihr Mann betrachte sie nur gleich¬
- da entreißt sie ihm den ihren und wirft ihn in den
sam als Medell, errege ihre Stimmung nur,
Liebe! Gil¬
Kamin als Zeichen ihrer ——
um den Ausdruck hervorzurufen, den er für das
bert bedauert, daß ihm diese Pointe nicht einfiel.
Bild braucht, das er gerade malt, rächt sie sich an ihm
Das Stückchen strotzt von Anspielungen, die nur ein
und — giebt zu, sich am Abend mit Leonhard zu
Premièren=Publicum goutirt, das mit Litteraten und
treffen. Dieses Stückchen soll die Maler treffen,
solchen, die es sein wollen, verkehrt.
aber nicht
man fand es
treffend. Im
Bassermann (Clemens), Rittner (Gilbert) und
Publicum hatte man es im Zwischenact als Preis¬
Irene Triesch (Margarethe) spielten flott und brachten
aufgabe bezeichnet, das Räthsel dieses Theaterstückes
die
etwas lang gezogenen Dialoge zu vollendeter
zu lösen. Gespielt wurde es meisterhaft von Frl.
Geltung.
Irene Triesch (Pauline) und Richard Hahn (Lcon¬
Herr Dr. Schnitzler wurde zum Schluß stürmisch,
hard).
wie auch im Laufe des Abends oft gerusen. Es war
Nr. 3: „Die letzten Masken“. Schauspiel in
also äußerlich ein Erfolg. Im letzten Stückchen sagt der
einem Aufzug. Ein Schauspieler, der in 8 Tagen
Dichter zur „complicirten" Dichterin, die sich selbstals solche
stirbt, wie der Arzt sagt, und ein Journalist, der
Erscheinung bezeichnet: „Sprich nicht von der Ewig¬
während des Abends stirbt, bilden die Masken. Aber
keit im Punkte der Wirkung Deines Romanes, ehe
eigentlich ist der Journalist nur der Verkleidete, wenn wir
nicht die 2. Auflage erschienen ist.“ Auch wir sagen:
nicht sagen wollen, der neidische Hundsfott. Er haßt
Den Erfolg machen die ferneren Aufführungen. Seien
den Dichter Weihgast, von dem er behauptet, er sei ein
wir auf die Zahl der Auf—führungen gespannt.
—).
Dummkopf und habe nur Glück gehabt. Er verführt
die Frau dieses Ahnungslosen, der sein Jugendfreund
war, die angeblich ihres Gatten Nichtigkeit durchschaut.
Vor dem Schauspieler hält er auf dessen Aurathen
Probe, was er ihm sagen werde. Und als der
glückliche Dichter dann erscheini und dem neidvollen
Journalisten so herzenswarm entgegentritt, hat dieser
nicht den Muth, ihm irgend eine Gemeinheit ins Ge¬