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Stox. Wengis OntertehMet Ar
Ausschnitt
„OBSEHT EK
Nr. 3
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“-
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm
Ausschnitt aus:
vom: 474
Theater und Kunst.
Carl Theater. Diretor Brahm hat
sein Verliner Deutsches Theater auch in Wien
schon so häufig zu künstlerischen Ehren ge¬
u— daß er mit berchtigter Zwersicht
wieder hier erscheinen durfte. Es ward ihm
lebhafter Willkomm seitens eines sehr zahl¬
reichen kunstempfänglichen Publikums — ein
Willkommgruß, um so herzlicher, als die
Künstlerschaar aus Berlin uns das Werk eines
Wiener Dichters heimbrachte: Arthur Schnitz¬
Für 50 Zeitun
inclusive
lers Einakter=Zyklus „Lebendige Stunden“
100
Porte.
Mussen wir die Bestiedigung hierlber and
200
Zahlbar
mit einer Beimischung von Unmuth darüber
500
im Vorau
1000
:
aussprechen, daß wir infolge leidiger Zwistig- hitte ist
Im Geg
keiten erst aus zweiter Hand dasjenige stcht es
Abonnement dl
empfangen, worauf die Vaterstadt des Dichters fäindern.
Abonnenten fr
wohl den ersten Anspruch hatte, so soll's uns
doch den Genuß an dem Werke selbst nicht kenthaltend
Der
verkümmern. Die vier Stücke stehen in keinen:
r Morg)
Inhaltsangab
organischen Zusammenhang und sind auch leuer Zeitun
blätter (T
dem Charakter nach grundverschieden von¬
wirthschaftli
wodurch eine
einander. Doch halt — Eines haben alle vier
Leben des
rd. Diese
miteinander gemein, ein stark feuilletonistisches
theilungen w
Gepräge, glänzendsten Feuilletonstil aller¬
dings. „Lebendige Stunden“
leiten die Serie ein — ein Proverb von
warmer Empfindung, dem eine stärkere
Theaterwirktung allerdings mangel.
„Die
Fraumit dem Dolche“, ein phan¬
tastisches Renaissance=Schauspiel, mit einer
Bisions=Szene in Kingenden Hamben, die
uns den Dichter auch als Meister des
Verses zeigt. In den „Letzten Masken“
liefert Schnitzler eine frappierende Spital¬
sadte mit überaus dankbaren Chargemn= In¬
dem Schwank „Literatur“ endlich ent¬
fesselt er durch ein Sprühfener von Witz
alle lustigen Geister des Hauses. Dieser
Schwank ist ein Hauptressr, Margareiße
hat ihr Erlebnis gehabt, ihren vor¬
offiziellen Roman
nun hat
sie den
Ring am Finger, den Ring eines Andern,
und fühlt den Drang, den genommenen Vor¬
schuß auf die Liebe in Literatur umzu¬
münzen. Aber der Held jenes Abenteuers
dämpft diese dichterischen Anwandlungen,
me er ihnen mit der That zupsrkoulmt.“
und sie ist entsetzt über die Echtheit der
Erzählung und flüchtet von der Erzählung
zur Echtheit, zum Leben. Das ist sehr
sein,
hr geistreich und mit schlagen¬
dem Witz hingeplaudert, in glücklichem
Anatolstil. Und in diesem Stil wird
es auch gespielt. Der Erfolg speziell dieser
Nummer war außerordentlich. Aber auch
die zwei Stücke, die ihr vorangingen,
brachten dem Autor eine Menge lebhafter
Hervorrufe. Von den Künstlern lieserten die
Herren Reinhardt, Rittner und Bassermann
Hervorragendes. Letzterer erweckte mit einem
feingezeichneten Sport=Baron, den er mit
verblüffender Lebenstreue auf die Beine
stellte, schallende Heiterkeit. Irene Triesch
fiel durch ihr fröhliches Temperament auf.
Sie hat eine gewisse Noblesse und kann
ebenso dramatisch wirken, wie humoristisch
pointieren.
nach
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
Oce
„OBSENVEN
Nr. 97
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, TX/I, Türkenstrasse 12.
Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
Easterreicn
Sellang
vom: 12770 1
Carltheater. Artur Schnitzler hat gestern
hier im Vereine mit den besten Schauspielern des
„Deukschen Theaters“ aus Berlin einen großen, erfreu¬
lichen Erfolg errungen, erfreulich im Hinblick auf die
fortschreitende Entwicklung des hochbegabten Schrift¬
stellers, wie auf die vollendete Darstellungskunst des von
Direktor Dr. Brahm so vorzüglich geschulten Perso¬
nals. „Lebendige Stunden“ ohne tote Punkte, die mögen
in der Wirklichkeit gezählt sein. Die „Lebenbigen
Stunden“ bilden einen Zyklus von vier Einaktern, drei
Schauspielen und einem Schwanke. Die Wirkung der
50 7 dier Stücke war nicht gleichmäßig, was übrigens mit
Für
inclusive
vollster Exaktheit zu berechnen auch nicht gut möglich
Porto.
200
erscheint, aber auch das Gute kann gesteigert werden: 7ahlbar
500
gut, besser, am besten. In ihrer Gesamtheit sollen die Voraus.
1000
dramatisierten psychologischen Studien zu dem Endergebnis
Im Gführen, daß der Lebende immer Rechtbehält, auch wennerden ##e ist das
Abonnemene Tod seinen geistigen und sittlichen Zwecken dienstbar macht,sicht es den
Abonnenten Im ersten Stücke, das den Gesamttitel trägt, ver=dern.
jiftet sich eine seit Jahren qualvoll leidende Frau, weil
Der sie ihrem Sohne, einem poetisch schaffenden jungen shaltend die
Inhaltsanga Mann, der an sich glaubt, wie auch die Mutter an ihn Morgen¬
r Zeitung")
blätter glaubte, die Stimmung wiedergeben will, um die ihn gechaftliche
wodurch e
die trostlose Situation gebracht. Einige Wochen nach
Leben des
Diese Mit¬
den Ableben der Mutter erfährt er, daß sie ihren Tod
theilungen
aus dem erwähnten Grunde beschleunigt hat und findet
sich mit dem Gedanken, daß sich die Mutter seiner Ge¬
mütsruhe geopfert habe, recht bald ab. Max Rein¬
hardt und Rudolf Bittner führten den in
glänzenden Worten zum Ausdruck gebrachten Ge¬
danken mit virtuoser Technik aus. Die Stimmung im
Publikum schlug jedoch trotzdem nicht durch, was aber
nur das etwas unerquickliche Verhältnis zwischen dem
jungen Poeten und dem „Freunde“ der verstorbenen
Mutter verschuldet haben mag. Unvergleichbar größer
war die Wirkung des zweiten Schauspiels „Die
FFrau mit dem Dolche“, in welchem phan¬
tastisch angelegten Stücke Schnitzler eine seiner!
schönsten Dichtungen verwertet. Es handelt sich um
einen Maler, der in dem Augenblick, da seine Gattin
vor seinen Augen ihren Liebhaber ersticht, die richtige
Pose für sein Bild: „Die Frau mit dem Dolche“ erfaßt. Das
Ganze ist als Delirium einer Dame dargestellt, die sich
mit ihrem Geliebten in einer Bildergalerie ein Stell¬
dichein gegeben. Irene Triesch hat zusammen mit
dem ausgezeichneten, wenn auch zum „Liebhaber“ just
nicht geschaffenen Kayßler dem Dichter zu einem
Erfolge verholfen, wie er stürmischer sich kaum mehr
zu äußern vermag. Es war ein Beifallsorkan, der sich
erhob, und den Verfasser mit den genannten Künstlern
minutenlangem Applaus aussetzte. Irene Triesch ist
zu einer imposanten Kunstgröße herangewachsen; was
in einem Weiberherzen schlummer, vermag sie
durch Akzente zu wecken, die rührend oder erschütternd
wirken. Wir freuen uns, daß aus der kleinen Wiener
Konservatoristin eine so große Künstlerin geworden,
bedauern nur, daß Irene Triesch erst in die Fremde
ziehen mußte, um sich geltend zu machen. Das dritte
Schauspiel „Die letzten Masken“ ist ein
Werk von erschütternder Tragik; wir halten es für das
beste von allem, was Schnitzler bisher für die
Bühne geschrieben. Hier gipfelt die angedeutete Tendenz
darin, daß ein dem Tode verfallener Komödiant im Kranken¬
hause an den Sterbenden Studien fürs Theater macht.
Mar Reinhardt, Hans Fischer, Alexander
Bassermann, Oskar Hofmann — vor Jahren
Mitglied des Burgtheaters —
und Agnes Müller
boten darin Proben ihrer grandiosen Leistungsfähigkeit.
Vor allen anderen Reinhardt. Den Abend beschlo߬
der Schwank „Literatur“ eine der ergötzlichsten Satiren,