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16.1. Lebendige Stunden zuklus
, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus: Vootzer —au
von: 2#/ 7701.
Stadt-Theater.
Bildergalerie. Dort hängt u### ein Bild, das eine Dame und tröstet ih
Lebendige Stunden“. Einakter=Cyklus von
mit einem Dolche darstellt. Sie ähnelt angeblich der Frau Rademacher
Arthur Schnitzler.
Pauline, die von dem bisherigen Freunde Leonhard — ihrser rufen ließ,
Schnitzler ist bekanntlich der Chorführer der modernen Geliebter zu werden hat er, wie sie sagt, verscherzt — Ab= den nur an un
österreichischen Naturalisten. Sein Schauspiel „Liebelei“, ent=schied nehmen will, um mit dem Gatten nach Italien zu reisen.] Weihgast noch
hielt sozusagen bereits sein dramatisches Programm: Schilderung Leonhard beschwört sie, ihn an diesem letzten Abend zu be= Rabemacher
sogenannter zweideutiger, thatsächlich durchaus eindentiger suchen, da verfällt Pauline in einen seltsamen Zustand — sie! Der tiefe Er
Für
50 Kein Liebesverhältnisse, die als ganz selbstverständlich, also als ganz phantasirt und darüber fällt zum Staunen des Zuschauers kontrastirt bed
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berechtigt im gesellschaftlichen Leben hingestellt werden. Ueber der Zwischenvorhang. Als er sich wieder gehoben, sehen wir geben: der Sch
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diese „Moral“ gehen freilich in unserer Zeit, in der die „freie ein Maleratelier in Italien. Pauline im weißen Gewande, Weihgast's vo
„ 500
Liebe“ noch nicht proklamirt ist, die Meinungen noch aus¬
„ 1000
Leonhard im Malerkostüm der Renaissancezeit. Wir erfahren, stellt. Herr 2
Im Gegnander — auch in dem so oft als leichtlebig bezeichneten
daß Leonhard die letzte Nacht bei Pauline zugebracht, daß sie kranken Rade#
Abonnemem in Wien, in dem und für das Schnitzler anscheinend hauptsächlich die Rückkehr des lange abwesend gewesenen Gatten Remigio werth, Herr
Abonneuten tre arbeitet. Auch seine neue Einalter=Serie trägt durchaus
erwartet und diesem „alles“ gestehen will. Das muß doch Den großen
Wiener Gepräge, zuweilen sogar bis auf die falschen Verbal= wohl zu einem bösen Rencontre zwischen den beiden Männern scheidener Wür
Der „Olkonstruktionen, die in gewissen Bevölkerungskreisen dort üblich führen? Nur zum Theil. Remigio kommt zurück, erfährt sich hier einer
Inhaltsangabe
dlätter ##sind. Weshalb die Serie gerade den Gesammttitel „Lebendige „alles“, bleibt aber kalt; es ist ihm gleichgiltig. Er weist über zu befint
wodurch eine Stunden“ erhielt, ist nicht ohne Weiteres klar. Wir haben
dem Liebhaber seiner Frau nur die Thür. Da will Leon¬
Das letzt
Leben des lu hier vier durchaus von einander unabhängige, also selbständige
hard den Gatten erdolchen, doch Pauline entwindet ihm densratur" und
heilungen ve Bluetten, denen nur das Eine gemeinsam ist, daß sie lite¬
Dolch und ersticht Leonhard. Alles wird hier in Versen ge=satirisch und
rarische Personen und literarisches Schaffen berühren.
sprochen. Wieder deckt der Zwischenvorhang eine Verwand¬
rühmten „Ver
Lebendig geht es ja in den Stückchen theilweise zu, aus=lung der Scene. Wir sind dann wieder in der Bildergaleriegangenen O#
genommen das erste, das den Spezialtitel „Lebendige
Leonhard und Pauline stehen noch, wie im Anfang, im weibliche Lite
Stunden“ führt. Das ist im Grunde genommen nur ein Straßenanzug bei einander. Es werden nur noch einige Schranken hin
längerei Dialog zwischen einem jungen Dichter und einem Worte zwischen ihnen gewechselt, aus denen man entnehmen Romane schrei
alten Freunde seiner vor kurzem verstorbenen Mutter. Diese kann, daß Pauline eine Vision gehabt hat, die der Verfasser von ihrem M
war lange krank und die Krankheit bedrückte den Sohn und uns dramatisch vorführte. Und ist Pauline dadurch vielleichtllassen, sich da
Dichter Heinrich dermaßen, daß er die seelische Ruhe völlig „abgeschreckt?“ Nicht doch, sie sagt Leonhard das erbeteneliterarische B
verlor und schaffensunfähig wurde. Das ging andererseitsletzte Zusammensein zu. Der hier angewendete Tric ist neu dichte à la A
wieder der Mutter an's Herz, denn sie liebte den talentvollen! und frappirt. Das Gemüth geht freilich bei der ganzen SacheLiebhaber, ein
Sohn, der bereits Erfolge errungen. Da fiel ihr vermuthlich leer aus. Man versteht die Frau nicht recht. Die Bluette
Margarethe h
das Beispiel ein, das einst Charlotte Stieglitz, die Gattin des fand durch Frl. Betke (Pauline) und die Herren Brücknerlder Presse be
Dichters Heinrich Stieglitz, gegeben, die sich bekanntlich lödtete, (Leonhard) und Weiß (Remigiv) eine vortreffliche Darstel= Sie ist außer
um den in geistige Unthätigkeit versunkenen Gatten durch einen lung, die sehr applaudirt wurde.
besucht sie ein
großen Schmerz aufzurütteln, was freilich nicht eintrat. Im
Mehr innere Theilnahme erweckt die dritte Piece „Diel Gilbert. Er
vorliegenden Falle tödtet sich die Mutter, um dem Sohn dielletzten Masken“, obwohl hier die Tragik auf so scharfer sich, Margare
Freiheit des Geistes wieder zu geben, ohne die poetisches Spitze steht, daß sie leicht ins Komische umschlägt. Der er= doch da tehrt
Produziren nich: möglich ist, und die Erzählung und Erörte= grante Journalist Rademacher liegt todtkrank im öffentlichen ganze Auflagen
rung dieses Vorganges bildet den ganzen Inhalt des ersten
Krankenhause — ähnlich wie Camoëns in Halm's gleichnamigem plar wurde ge
Einalters. Also hat der Verfasser hier auf das sonst bei ihm
Dramolet. Rademacher hat nur noch einen Wunsch im Leben:
aber ebenfalls
übliche pikante Liebesverhältniß verzichtet? Als Grundlage seinen einstigen Freund“ Weihgast zu sehen, der ein großer damit der Ba#
ia, aber es wird wenigstens gestreift: der Vater Heinrichs Dichter geworden ist, während Rademachers Werke unbekannt Liebesbriefe e
hat damals Frau und Kinder verlassen, um mit einer Anderen in seinem Schreibtisch liegen. Zu jenem Wunsche bewegt ihn und nun auch
zu leben. Das Werkchen ward von den Herren Brückner aber nicht etwa Liebe, sondern — Haß. Er will Weihgast Scenen sind
(Heinrich) und Schaper (Hausdorfer) stimmungsvoll vor= durch eine Mittheilung geistig vernichten, weil er den armen Zufriedenheit.
getragen, machte aber auf das vollbesetzte Haus doch nur ge= Journalisten immer „von oben herab“ ansah. Der revidirende[ Friedeck
ringen Eindruck.
Arzt läßt sich bewegen, Weihgast in später Abendstunde her=Weiß als
Ganz anderer Art ist der zweite Einalter „Die Frau beizuholen. Mittlerweile enthüllt Rademacher einem Kranken=[Schaper a
mit dem Doiche." Da spielt in den Realismus des genossen, dem Schauspieler Jackwerth, sein Geheimniß: Weih¬
zeichnet.
pikanten Liebesverhältnisses eine ganz unerwartete und des= gast's Frau ist zwei Jahre lang Rademachers Geliebte ge¬
Alles in
halb verblüffende Phantastik hinein. Leonhard und Pauline, wesen! Das soll nun Weihgast erfahren! Er kommt auch anzusehen sich
die Gattin eines Dichters, heben ein Rendezvous in einer wirklich, weiß natürlich, daß Rademacher in Kürze sterben wird.
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