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16.1. Lebendige Stunden zuklus

hängen die vier Stücke nur an sehr losen Fäden
wie sie ihren albernen Bräutigam dupiert, ist so
dadurch zusammen, dass sie literarisch=künstlerische
amüsank und heiter, dass der ganze Cyklus die Zu¬
Probleme in verschiedener Beleuchtung zeigen. Der
hörer aus dem schweren Druck der frühern Stücke
uralte Gegensatz zwischen „lebendigen“ und „erträum¬
in heiterer Laune entläfst, ähnlich wie Sudermann
ten oder erdichteten“ Stunden, die Kluft zwischen Wirk¬
in „Morituri“ zuletzt die düstere Todesstimmung durch
lichkeit und Dichtung, zwischen Leben und Kunst ist
das Satirspiel „Das ewig Männliche“ in dem Ge¬
gewiss der dramatischen Behandlung, ja selbst der
müthe der Zuschauer zu entlasten weiß.
tiefsten Tragik fähig. Schon vor mehr als einem
Bei der Aufführung fielen die ersten beiden Stücke
Jahrhundert hat Goethe diesem Conflicte im „Tasso“.
in der Wirkung ab: um ihrer selbst willen und theil¬
einen classischen und unvergänglichen Ausdruck ge¬
weise auch wegen der Darstellung. Herr Haid ist
geben. Und auch Ibsen läfst in seinem letzten Werke
als Anton Hansdorjer nicht auf seinem Platze, und
„Wenn wir Todten erwachen“ Irene dem Künstler
wenn im zweiten Stücke Frl. Sussin auch das
Rubek hart und gehässig das Wort „Dichter!“ zu¬
Ueberweib der Renaiffanee gut verkörperte, so ist die
schleudern, weil die Tragik ihres Lebens damit be¬
düster glühende, stammelnde Liebesleidenschaft des
gonnen hat, dass Rubek, dem sie in freiwilliger Hin¬
Leonardo nicht das rechte Feld für Herrn Mehnerts
künstlerische Bethätigung. Sein Naiurell verlangt mehr
gebung als Modell gestanden, ihre liebe= und leben¬
nach Sonnenschein, Heiterkeit, überquellendem Lebens¬
athmenden Glieder nicht mit dem warmen Blick des
Lebens, sondern nur mit dem kühlen forschenden Auge
drang! Besser gefielen die beiden letzten Einaeter. In
des Künstlers angeschaut. „Ich gab dir meine junge
den „Letzten Masken“ bot Herr Haid als Journa¬
lebendige Séele, — und stand da mit leerer Brust —
list Rademacher eine sehr anerkennenswerte Leistung
seelenlos. Daran bin ich gestorben“. Für ein tiefes
und wurde von Herrn Felix als Schauspieler Jack¬
Erfassen künstlerischer oder seelischer Probleme reicht
werth wirkungsvoll unterstützt. Im Lustspiel „Lite¬
die leichte Spielart der Schnitzler'schen Dichtung nicht
ratur“ war das Zufammenfpiel der Herren Mehnert
aus. Schnitzler ist gewiss ein liebenswürdiges Talent,
und Marr mit Frl. Sufsin kaum zu übertreffen.
am meisten, wenn er die ihm so wohl vertraute,
Herr Marr wusste den Schriftsteller Gilbert über¬
aus Sentimentalität und Frivolität so feltsam ge¬
raschend gut zu charakterisieren. Dieser hochbegabte
mischte Wiener Luft in ihrer berauschenden Eigenart
und verwandlungsfähige junge Künstler hat gewiss
wiedergibt. Aber er ist kein dramatischer Dichter, wie
eine bedeutende Laufbahn vor sich, und es is zu be¬
etwa Ibsen, der die Gebilde seiner Phantasie gar
dauern, dass sein Wirken auf der Grazer Bühne nur
nicht anders als in leibhaften, lebendigen Bühnen¬
eine so kurze Etappe auf diesem Wege bedeutet.
gestalten zu sehen vermag. Darum sind auch die mei¬
Wenn ich schließlich noch ein Wort sber die tra¬
sten seiner Stücke, die besprochenen vier Einaeter mit
gende Idee sagen soll, wodurch die vier Einacter in
eine höhere Einheit zusammengefafst werden, so meine
einbegriffen, keine eigentlichen Dramen, sondern nur
dialogische Novellen und Stimmungsbilder.
ich, dass sich eine solche mit Geist und etwas Geduld
Dr. Gnad.
allerdings herausklügeln läfst. Doch genau besehen,
Am Samstag wurde das Programm n
reizende, heimische Soubrette Helene S
reichert, die über ebense hübsche Stimm
ziösen Vortrag verfügt. — Die stets ung
ziehungskraft unseres Varietés ist ein
eifrigen Directors Saitmacher, ders
Sympathien erfreut. Leider wird derse
mendem Jahre unsere Stadt verlassen, w
in letzter Stunde die mit den Besitzern schn
handlungen sein Verbleiben ermöglichen
im Interesse des Fortbestehens des Varik
schen wäre. Herr Saitmacher hat ei
Engagement als Director des neu erba#
theaters in Chemnitz erhalten und bereits
In den Monaten Mai und Juni bl
pheum als Singspielhalle geschlossen, doch
lich Concerte veranstaltet. Während die
Schenks Zaubertheater in Graz Vorstell
Auch will der Cirens Carre nach Graz
durch zwei Monate, Juli und August,
geben. Sollte derselbe thatfächlich hier
würde das Orpheum auch im Juli und
sperrt bleiben.
(Excess.) Der Taglöhner Ibhann
vorgestern um 10 Uhr nachts zu seiner i
burggasse Nr. 9 wohnhaften, seit vier Jah
getrennt lebenden Gattin Anna Zwickl
Einlass. Da ihm dieser nicht gewährt w
er zu excedieren und die Hausbewohner zu
worauf er von einem unbekannten Man
Prügel mehrere derartige Hiebe auf die
ter und in die linke Seite erhielt, dass e