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die enseren und Aenench
A aber er liebt die auf der Spitze siebenden Stoffe und di
wohlfeile Modernität der Ebebruchsdramatik. Dergleichen
muß, wenn es auch nicht das Haupttbema bildet doch immer#nth#ltend de
„mer Zeitung“)
li mit in seine Einakter hineinspielen; nur der letzte ist frei —! Morgen¬
b der bewegt sich aber dafür in demimonderischen Kreisen der irthschaltliche
d. Diese Mit¬
Wliterarischen Bobôme.
Der erste Einakter „Lebendige Stunden“ hat zum
U Inhalt eine sehr befremdliche Mutterliebe. Die kranke
Mutter, obschon durch einen treuen Hausfreund getröstet,
nimmt sich das Leben, weil ihr Sohn durch die fortwäbrende
Sorge um sie in seinem: künstlerischen Schaffen gehemmt “
wird. Ob in dieser Darstellung Lebenswahrheil liegt, ob der
vielgerühmte Wirklichkeitssinn der Modernen sie eingegeben,
das lassen wir dahingestellt; wir meinen, daß eine solche
Mama sich glücklicherweise schwerlich wo anders als auf der
Bühne finden dürfte. Herr Max Brückner spielte den
Heinrich mit warmem Ton, Herr Bornstedt den Haus¬
dorser mit wehmütiger Resignation. Dieser Einakter ist
eine dramatische Pleite.
Dafür erheben wir uns im zweiten Stück. „Die Frau
mit dem Dolche“, auf den Kothurn, immer auch nur auf
einen phankasmagorischen. Ein junger Liebhaber muß von
seiner Geliebten, natürlich einer verheirateten Frau, Abschied
nehmen, da sie am nächsten Tage abreist; er bittet sie, ihm
die letzte Nacht zu schenken. Die Unchrredung findet in einer
Gemäldegalerie statt — da ist die „Frau mit dem Dolche“
das Hauptbild, welches der ungetreuen Gattin äbnlich sieht.
Plötzlich verdunkelt sich die Bühne; es handelt sich um eine
Vision; die Geschichte des Bildes, wir möchten sagen, die
Ballade, die der Maler auf die Leinwand gezaußert, gewinnt
dramakische Gestalt. Der Ebegatte überrascht das rendez-vons
seiner Frau mit dem Liebhaber; er jagt ihn einfach fort und
werweigert ihm Genugtuung; da drobt dieser, der
ganzen Welt seinen geheimen Liebeshandel mit der Frau
zu verkünden, und jetzt greift sie zum Dolch und tötet
ibn. Das alles spielt im Kostüm und in Versen. Als Frau
Pauline aus ihrer Vision erwacht und wir uns wieder unter
den Menschen des neunzebnten Jahrhunderts befinden, erteilt
sie dem Geliebten die gewünschte Zusage. Wie das mit ihrer
Vision zusammenhängt, ist nicht sogleich klar, das erfordert
einen gewissen psychologischen Tiessinn, den das große Publi¬
kum nicht immer zur Hand hat. In der Tat ist es kommen¬
tarbedürftig. Elisabeth Anders spielte die Päuline,
besonders in der skizzierten Verstragödie, mit Leidenschaftlich=
keit. Auch der Leonhard des Herrn Brückner war ein
feuriger Liebhaber, der Remigio des Herrn Hofmann fest
und energisch. Die Pinakothek der Südvorstadt konnte natür¬
lich keine künstlerischen Meisterwerke zur Schau stellen.
Lazarettluft weht uns aus dem dritten Cinakter entgegen;
zwei Arzte und zwei Patienten und eine Wärterin stehen in
den „Letzten Masken“ auf dem Zettel. Wieder ein
kurioser Stoff; das Milieu ist trist, die Beleuchtung eine
ironische. Ein heruntergekommener Journalist haßt einen
Jugendfreund, der in derselben Laufbahn zu Glanz und Ehrens
gekommen ist; er will ihn vor seinem Ende noch einmal sprechen,
um ihm seine ganze Verachtung ins Gesicht zu werfen. Ein an¬
derer Patient, ein Schauspieler, der auch auf dem letzten
Loche pfeift, aber das Schauspielern nicht lassen kann, will
noch eine Komödie aufführen; er will den glücklichen Streber
spielen und der unglückliche Journalist soll ihm die Straf¬
predigt halten, die er jenem zugedacht hat — also geschieh¬
es; der Kranke erschöpft sich in einer Pbilippika, die er mi
oft verlöschenden Stimm= und Atemmitteln ausführt. Uni
als nun der verhaßte Jugendfreund erscheint und sich in
ganzen vernünftig ausspricht und sein eignes Schicksal be¬
da versag
klagt, das nur anscheinend glänzend ist
dem Kranken die Sprache und bald darauf stirbt er
Ist das lebenswahr? Werden zwei Todkranke ein
Noch dazu
solche überflüssige Komödie aufführen?
erfahren wir, daß der Unglückliche lange Zei
mit der Frau des Glücklichen ein Verhältnis gehabt; das
raubt ihm die letzten Sympathien, und man begreift um so
weniger seinen Haß — dazu hätte ja eher der Andere ein
Recht. Den Rademacher spielte Herr Bornstedt — es war
eine tüchtige pathologische Leistung —, den erfolgreichen Weih¬
gast Herr Mehnert mit guter Haltung, den Jackwerth Herr
Forsch als verkommenes Künstlergenie. Die Arzte der
Herren Wittmann und Wildenhain waren pflichtgétreue
Mediziner; die Wärterin der Agnes Wenckhaus zeigte der
Krankheit und dem Tod gegenüber eine ergötzliche Indifferenz.
Der letzte Einakter „Literatur“ ist uns durch
eine Matinee im Carolatheater schon früher bekannt
geworden; er ist wenigstens amüsant, und wie der
Romanschriftsteller und die Romanschriftstellerin beide ihre
Liebesbriefe benutzt haben, um die Romankapitel damit
zu füllen — das wirft satirische Streiflichter auf die heutige
Dichterei. Margarete Frey als Margarete zeigte sich
wiederum als sehr gewandte Konversationsschauspielerin;
Herr Mehnert als Clemens hatte die vornehm ablehnende
Haltung des Kavaliers. Herr Eggeling als Gilbert war!
ein ergotzlicher Vertreter des literarischen Kneipenwesens.
Rudolf von Cottschall.
ante.