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16. 1. Lebendige Stunden—— Zuklug
## Goldschene,
Bureau für +
I7
Zeitungsausschnitte und Verlag
der Wissenschaftlichen Revue.
BERLIN M., Auguststr. 87 part.
Telephon Amt III. No. 3051.

Ausschnitt
Telearamm- Heirenen
aus
G0LDSCHMDT. Auguststr.87.
ssische Zeitung, Beriin
-6 1. 02
2
Sesese


„der ihrem Sohne die Lust zu leben und zu schaffen nahm. Der, innert an Heinesche Motive,
Alte erzählte ihm das, um sich für die verlorenen Jahre zu rächen,
Feuilleton.
staubte Bilder und vergilbte
die sie seiner Einsamkeit noch hätte schenken rönnen, und der Junge
zu beleben und
racht sich mit einer anderen Niederträchtigkeit, indem er sagt: Wir
ist uns
zu mischen,
Deutsches Theater.
beide werden darüber hinwegkommen müssen, um leben zu können, vertraut und, einmal von
Sonnabend, 4. Januar. Zum 1. Male: „Lebendige Stunden“.
und wie ich dichten werde, werden Sie im Frühjahr wieber Ihr
mußte es sehr zart angefaßt we
Vier Einakter von Arthur Schnitzler.
Gärtchen bebauen. Rein gedanklich hat dieser Gegensatz des
der Fall war. In einer Bilder
Aus einer Novelle von Schnitzler klingt mir der wehmüthige
armen geizigen Alters und der reichen egoistischen Jugend etwas
gewöhnlich schlafen, aber immer
Satz nach, „Todte Dinge spielen das Leben“. Man kann die
Auregendes, aber ihre beiden Vertreter sind nur Instrumente des
gedämpft, auch wenn man Liebes
Vorhänge niede#lassen, wenn der Frühling an die Feuster pocht,
man ein so unbeholfener Liebhaf
Gedankens, sie haben den Schein des Lebens nur, so lange sie
man kann die #ugen vor der Sonne verschließen, und Frühling
sprechen. Das Stück ließ kühl, aber es gab zu zwei interessanten
Triesch war zwar genügend ka
und Sonne sind nicht mehr da. Gegen alles Gegenwärtige,
schauspielerischen Leistungen Anlaß. Unter der ausgezeichneten
ihrem Begehren, aber um die F
Lebende kann die Seele sich wehren, nur gegen die Erinnerung
Maske eines sehr korrekten sehr gepflegten alten Herrn hielt Herr
zu machen, hätte sie unbewußter
nicht, die ungerufen kommt und sich nicht wegschicken läßt, das
Reinhardt die gehässige Bitterkeit zusammen, die sich schließlich
der Traumszene war sie etwab
Gewesene besitzt uns, und die Todten haben stärkere Gewalt
gegen den Sohn erklärt, und die Trauer des Dichters um die
mit dem Dolche reichte ihre Er
als die Lebenden. In diesen Einaktern mit dem etwas un¬
Mutter hatte in Herrn Rittners Verkörperung bereits etwas
unwillkürlich Fräulein Dumon
klaren Titel zeigt der feine Kenner der modernen Seele, von der er
Vorgeschriebenes, nicht mehr ganz Ueberwältigendes, als ob die
Maler des Herrn Sommerst
sich als Sentimentaler gern verführen, aber als Ironiker nicht
Jugend schon anfinge, sich ihr innerlich zu entziehen.
Eindruck mit der überlegenen H#
täuschen läßt, die entgegengesetzte Ansicht des Lebens, das
Nach der gedanklichen Zugespitztheit dieses Stückes brachte
trag der Ver
des Vergessens bedarf, um sich zu verjüngen, und die Spuren, die
„Die Frau mit dem Dolche“ mit ihrer freien Phantastik dem
„Die letzten Masken“ ents
es selbst gegraben hat, gleichmüthig wieder auslöscht. Die Todten
Publikum einige Verwirrung, aus der es durch eine realistische
glänzend erfunden, glänzend aus
haben immer unrecht, der eine erinnert sich des Dahingeschiedenen,
Pointe erlöst wurde. Leonhard und Pauline flirten in einer
Darstellung. Ein alter Journa##
um der Seele, die auch ihren konveutionellen Stil hat, den Schmuck
Bildergalerie, sie weiß nicht recht, ob sie sich dem jungen Liebhaber
glücklicherweise nicht naturalistisch
der Feierlichkeit zu geben, der Künstler dankt der Erregung ein
geben oder ihrem Manne, der zwar untren aber ein großer Dichter
zeugenden Pathos, das sich Stei
Bild, ein Lied, eine Melodie, womit er sich zugleich von ihr be¬
ist, treu bleiben soll; denn sie ist eine kapriziöse Frau und sie
wurde, harrt im Spital auf sei
freit, der Mime schaut gar dem Sterbenden die letzte Grimasse
spielt, oder vielmehr, sie läßt die gleitenden Augenblicke mit
Leben geglückt, besonders nicht
ab, und auch das verweht mit der letzten Erinnerung
sich spielen, jeder Stimmung hingegeben, ist sie unfaßbar
letzten erleichternden Rache seine
vor der Macht der lebendigen Stunden. Theodor Storm
wie dieselbe, darum auch träumerisch, sich aus dem Selbfl¬
Dichter, um ihm ins Gesicht zu
hat dasselbe in einem kleinen Verse seiner Frauen=Ritor¬
bewußtsein lösend, und da sie in der Galerie das Bild der Frau
Schwindel, daß er ein Flachkopf ge
nelle gesagt: „Die Welt ist gar zu lustig; es wird doch
mit dem Dolche anstarrt, das ihr ähnelt, verwandelt sie sich in
lich als Biensch, weil er ihn mit
alles vergessen.“ Dieses Thema wirv in dem ersten Ein¬
diese Gestalt des alten Meisters und in einem Augenblick der
hat. Mit einem Komiker, der
akter, von dem der Zyklus den Namen trägt, mit etwas zu
Träumerei durchlebt sie ihr gemaltes Schicksal. Sie ist Paola
vollem Humor gestaltet wurde,
geflisseutlicher Deutlichkeit hingestellt, ein Resultat wird uns vor¬
und Lconhard ist Lionardo, sie tragen das Kostüm der Renaissance
rechnungsszene, und als der bene
dozirt, das wir nur mit dem Verstande bejahen, weil es sich
und sprechen in Versen von einer Nacht, um die sie
schon verraucht, dagegen setzt
mehr aus einer vorüberlegten Rechnung als aus der dramatisch
großen Maler, betrogen haben.
den Gatten Remigio, den
Bett und beklagt sein mühseliges
gestalteten Wirkung von Gemüthszuständen ergiebt. Von dem
vergessen, sie
Sie hatte sich
kennt nun die Paola
Hampf um sein Ansehen, und
alten Hausdorfer, der als pensionirter Beamter sein Gärtchen
dieser Nacht nicht mehr, gesteht alles dem heimkehrenden
meisterhaft demonstrirte Hohlheit
pflegt, wissen wir, daß er die todte Hofräthin geliebt
Meister, sie kennt den jungen Lionardo nicht mahr, der sie besessen
dim Sterbenden die versöhnende
hät, wie nur ein Einsamer eine Enttäuschte lieben
zu haben behauptet, und ersticht ihn, da er das Leben des
Glücklichen vor den Unglücklichen
kann, besonders wenn sie zusammen alt werden, wir sehen aber,
Mannes bedroht. Remigio aber, dem der Haß mit der Liebe ge¬
ihnen höchstens noch schwerer w
wie er gegen ihren Sohn, den Dichter, eine Niederträchtigkeit be¬
schwunden ist, wird entzückt von der Pose der Mörderin, und er
Lsbens ihre Rollen mit Anstand
geht, und die Fähigkeit dazu, die wir im Leben recht gern auch
Lann ihr empfangenes Bild endlich als die „Frau mit dem Dolche“
Nach diesen drei nachdenklich
von Unbekannten annehmen, muß uns im Drama erst bewiesen
beenden. — Pauline erwacht aus ihrer Traumverlorenheit in der
„Literatur“ unendliches Geläch
werden. Da sind wir nun einmal gerechter. Die Hoftäthin hatte! Galerie, und da sie eine kaprizidse Frau ist, wird sie unn gerade
selbst gegen modernen Unfug los
sich vergiftet, um dem langen Todeskampfe ein Ende zu machen, hrem Gatten untreu werden. Dieses dramatische Kunststück er¬ loßgkeit der Snobs, die sich vor