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16.1. Lebendige stunden Zyklus box 21/5
m
S
überhaupt betrachlet; und da stellt sich heraus,trastwirkung stels im A
Stück wohl das wertvoll
daß auch in den bildenden Künsten und in der Musik ein
Herr Basserma
toter Punkt erreicht ist. Die Schaffenden haben so lange
Wandlungsfähigkeit. Fra
nur die Form gepflegt, bis die Empfangenden sich von
„Die Frau mit dem Do#
diesen Virtnosenstücken zuücksehnten nach einer Kunst, die
schaftlichkeit, Herr Kurt
schlicht und recht einen großen Empfindungs- und Gedanken¬
Rittners ein und zeig
Inhalt bietet. Das Interesse an der Technik ist erloschen;
Reicher als sterbende
man verlangt nach Geist und Seele. Wie immer an solchen
Rolle nichts von ihrem
Wendungen in der Kunstgeschichte mißtrant man mit Recht den
Regie war nicht immer
bisher am meisten verehrten Künstlern; denn wenn sie
so lange vermieden hatten, ihren Werken einen großen Inhalt
litt unter einer starken #
zu geben, werden sie wohl der Not gehorcht haben: sie hatten
nichts anderes zu bieten, als sie gaben, nämlich Kunstfertigkeit. L
Neue Männer werden kommen müssen, die auf der technischen
Tradition fußen, aber mehr durch ihren geistigen Reichtum,
als durch ihr formales Können zu Künstlern berufen sind.
In der dramatischen Kunst versucht wohl Gerhart Hauptmann
zur Gedankendichtung zurückzukehren, aber sein Tiessinn ist
gemacht, und er verlengnet seinen „Ideen“ zuliebe die
notwendige Form. Arthur Schnitzler weiß mit viel größerer!
Geschicklichkeit Gedanken zu gestalten; aber seine Gedanken sind
ebenfalls mehr spintisiert, als erlebt; er sucht seine Themata
mit Fleiß und Mühe und findet sie in Winkeln, in die andere
Menschen nur gelegentlich einmal einen kurzen Blick werfen.
So erscheint er zwar meist recht geistreich, aber wenn wir
ihm zugehört haben, kehren wir gern aus diesen abgelegenen
Gegenden wieder in den Strom des Lebens zurück, in dem
wir als Glieder der Menschheit dahingetragen werden zum
gemeinsamen Ziele, und wir sehnen uns nach dem großen
Dichter, der mit uns lebt und ausspricht, was in
K# Theater und Musik.
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nns lebt.
Lessing-Theater.
Der Einakter=Zyklus „Lebendige Stunden“ ist vor sechs
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Neu einstudiert: Lebendige Stunden. Vier Einakter
Jahren unter der Direktion Brahm im „Deutschen Theater“
von Arthur Schnitzler. Regie: Emil Lessing. Erste aufgeführt worden, doch hat man jetzt gerade das erste Stück,
das den gemeinsamen Titel hergegeben hatte, durch die auch
Aufführung am 4. März.
Die Bühnen stehen unter dem Zeichen einer literarischen schon aufgeführte Studie „Der Puppenspieler“
„Die Frau
Krisis. Es gibt keine literarischen „Richtungen“ mehr, also ist ersetzt. Es folgten die Schauspiele
auch der Kampf der ästhetischen Parteien eingeschlafen, der jmit dem Dolche" und „Die letzten Masken";
die Produktion anspornte, die Kritik zu einer alle Gebildeten den Schluß machte das Lustspiel „Literatur“.
angehenden öffentlichen Angelegenheit machte und das all. Den tiefsten Eindruck macht das dritte Sück, „Die letzten
gemeine Interesse dem Theater zuwandte. Die Ursachen der! Masken“, in dem die versöhnende Kraft des Todes ergreifend
gegenwärtigen Stille sind oft untersucht worden. Man dargestellt wird. Viel satirisches Beiwerk lenkt allerdings die
kommt ihnen nur auf den Grund, wenn man die dramatische! Aufmerksamkeit von diesem Hauptgedanken ab, und man kann
Kunst im Zusammenhange mit der Kunstentwickelung auch nicht sagen, daß die Darstellung die beabsichtigte Kon¬